Weltweit werden große Mengen an Erdgas abgefackelt, hier im Niger-Delta. Weil das Methan dabei meist nicht vollständig verbrannt wird, gelangt viel davon in die Atmosphäre.
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Es ist das zweitwichtigste Treibhausgas nach CO2 und derzeit für mehr als ein Viertel der Erderhitzung verantwortlich: Methan. Dabei wäre es relativ einfach, den Ausstoß zu senken, allen voran im Energiebereich. Wenn etwa Erdöl gefördert wird, wird häufig auch Erdgas frei, das zum Großteil aus Methan besteht und mitunter einfach abgelassen wird. Dabei gelangt Methan in die Atmosphäre. Auch durch Lecks entweichen große Mengen – ein Problem, das Energiekonzerne nicht genügend adressieren, kritisiert die Internationale Energieagentur.

Das will die EU jetzt ändern: Verhandlungsteams der Mitgliedsstaaten, des EU-Parlaments und der Kommission einigten sich nach zwei Jahren Diskussion auf einen Kompromiss, der neue Regeln für die Industrie festlegt.

Darin enthalten sind etwa einheitliche Regeln zur Messung der Emissionen, außerdem müssen Energieunternehmen regelmäßig nach Lecks suchen und diese reparieren. Zudem wird das Ablassen von Erdgas außer in Notfällen verboten – das heißt, dass Erdgas, das zum Großteil aus Methan besteht, nicht mehr in die Atmosphäre entlassen werden darf. Auch für das Abfackeln überschüssigen Erdgases gelten mit der neuen Verordnung strenge Regeln.

Erste Strafzahlungen ab 2026

Den größten Effekt erzielt das neue Gesetz aber wohl damit, dass es auch für Importe gilt: Ab 2026 müssen Importeure etwa Strafen zahlen, wenn Produktionsanlagen zu besonders vielen Emissionen führen. Schrittweise werden die Vorgaben dann verschärft. Ab 2030 gibt es die Strafzahlungen dann auch, wenn Produkte eine gewisse Methanintensität übersteigen. Damit greift die EU, die 90 Prozent ihres Erdöls importiert, zu einem großen Hebel.

"Das ist ein wichtiger Schritt, um diesen schädlichen Klimakiller möglichst gut einzudämmen", sagt Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), die das Gesetz mitverhandelt hat.

Auf dem Weg nach Dubai

Die Einigung kommt zwei Wochen vor der Klimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (COP 28), wo die Methanreduktion im Energiebereich ein großes Thema sein soll. So kündigte der diesjährige und kontroverse COP-Präsident Sultan Al Jaber – er ist gleichzeitig Chef der Abu Dhabi National Oil Company – an, er wolle erreichen, dass sich große Teile der Ölindustrie zu einem neuen Methanziel verpflichten.

Auch China ließ im Vorfeld bereits mit neuen Ankündigungen aufhorchen und sagte neue Ziele für die Reduktion seiner sehr hohen Methanemissionen zu. Chinas Ansage, so berichten Insider, dürfte auch im EU-Rat für zusätzlichen Nachdruck gesorgt haben, noch vor der Klimakonferenz eine Einigung erreichen zu wollen. (Alicia Prager, 16.11.2023)