Wien – Die in argen Turbulenzen steckende Signa Gruppe lotet ihre Finanzierungsquellen aus. Die Signa Prime Selection, unter deren Dach die Herzeige-Immos und bedeutende Bauprojekte des von René Benko gegründeten Unternehmens stecken, hat sich nun laut Nachrichtenagentur Bloomberg an Investoren gewendet, um an Geld zu kommen. Es gehe darum, in den kommenden Monaten zwei Milliarden Euro aufzustellen, allein Signa Prime brauche noch heuer rund 500 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2024 würden weitere 1,5 Milliarden benötigt.

Schlechte Nachrichten gab es am Donnerstag auch von Investoren, die Anleihen der Signa Development halten. Das Konsortium prüft laut Bloomberg einen Verstoß gegen die Anleihebedingungen.

Zurück zur Signa Prime: Ihre Gesellschaften haben laut Konzernabschluss 2022 Anleihen im Volumen von fast 1,3 Milliarden Euro begeben, davon wird eine (201 Millionen Euro) am 30. November fällig. Fünf Anleihen von insgesamt rund 290 Millionen werden bis Mitte nächsten Jahres fällig. Summa summarum haben die Gesellschaften langfristige Anleihen im Volumen von rund einer Milliarde Euro begeben.

René Benko zog sich zurück, nun muss Sanierer Arndt Geiwitz Finanzierungen aufstellen.
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Die Zinsen fast aller Anleihen sind jährlich oder quartalsmäßig fällig – und: Mutter Signa Prime steht für die Zahlungen mit Garantien gerade. Die langfristigen Kreditverbindlichkeiten betrugen im Vorjahr laut Konzernabschluss 5,3, die kurzfristigen 1,4 Milliarden Euro.

Versicherer finanzieren mit

Zu den Financiers der Signa Gruppe gehören bekanntermaßen auch Österreichs Banken, sie haben Kredite von rund 2,2 Milliarden Euro vergeben. Zwei Drittel davon sollen wie berichtet auf Bank Austria und Raiffeisen entfallen. Versicherer Uniqa hat laut Oberösterreichischen Nachrichten Signa-Papiere von rund 80 Millionen Euro, die VIG eine Anleihe von 50 Millionen Euro gezeichnet.

Wüstenrot, dessen Chefin Susanne Riess-Hahn Mitglied des Signa-Beirats und Prime-Aufsichtsrats ist, hat dagegen "keinerlei geschäftliche Verbindungen zu Signa", so eine Unternehmenssprecherin. Den Beiratsvorsitz gab Benko ja vor kurzem auf Druck seiner Investoren auf, nun hat Sanierer Arndt Geiwitz das Sagen. Er hat auch den Vorständen der Signa Prime und Development einen Sanierer beigestellt.

Die "Mitglieder des Managements in Schlüsselpositionen" von Signa Prime kassierten 2022 in Summe 22,1 Millionen Euro an Vergütungen – davon bekamen die vier "aktiven Vorstände" rund 19 Millionen in Form einer Prämie. Der Verlust des Signa-Prime-Konzerns betrug 2022 rund eine Milliarde Euro. (Renate Graber, 16.11.2023)