Xaver Schlager läuft auf den Ball zu.
Xaver Schlager rührte gegen Estland ordentlich um.
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Alexander Schlager: Mit dieser Einschlafresistenz würde es der Goalie auch durch die langweiligste Samstagvormittagsvorlesung schaffen. Bekam weder im Spielaufbau noch bei estnischen Chancen viel zu tun, war in den seltenen Momenten aber erstens noch wach und zweitens zur Stelle. Verbreitete bei seinen seltenen Ballkontakten Sicherheit.

Maximilian Wöber: Durfte – oder, je nach Arbeitsmoral: musste – zu Beginn viel auf und ab rennen, mit Fortlauf der Partie reichte immer öfter Ersteres. Ist halt doch eher Außenverteidiger als Flügelstürmer, in der 70. Minute schoss er aus guter Position drüber.

David Alaba: Für Österreichs Fußballfan ist David Alaba so etwas wie der große Bruder, der Kampfsport betreibt: Wenn er noch hinten steht, fühlt man sich sicher. Der Kapitän zeigte im Spielaufbau immer wieder, dass er den übernächsten Pass mitdenkt, hatte auch Blick und Gefühl für den mittellangen Ball. Könnte man Alabas Flanken aufs Brot streichen und mit ein bisschen grobem Meersalz oder Schnittlauch bestreuen, man wäre ein glücklicher Mensch. Legte per Corner das 2:0 auf, seine ruhenden Bälle hätten sich noch mehr Assists verdient.

Philipp Lienhart: Sein Meuchelpass in Minute 24 lässt sich nicht einmal auf diesen "Rasen" schieben, bessere Mannschaften bedanken sich für so etwas mit einem Goal. Sein Kopfball zum 2:0 war dafür schwieriger, als er aussah. Moderierte hinten die eine oder andere brenzlige Situation souverän ab, hielt bei Pooms Schuss entscheidend den Fuß hin. Hätte in der Nachspielzeit nach Alaba-Flanke das 3:0 machen müssen, bugsierte den Ball aber am Tor vorbei.

Philipp Lienhart ballt die Faust.
Philipp Lienhart durfte über sein erstes Tor im Teamdress jubeln.
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Stefan Posch: Bekam von den Beton-Esten im Spielaufbau anfangs noch am ehesten Raum zugestanden, produzierte aber eher Ballverluste als Geniestreiche. Wagte sich immer wieder ganz weit nach vorne und hatte da auch ein Gespür für freie Räume, kam im Strafraum aber zuverlässig einen Schritt zu spät. Wirkte bisweilen semimotiviert, in Minute 68 war sein Schuss unter vielen Optionen die schlechteste. Bei einem Eckball in der 73. Minute fehlte zum Tor, natürlich: ein Schritt.

Nicolas Seiwald: Die erste Halbzeit war keine, von der er einst vorm digitalen Kamin seinen Urenkerln erzählen wird. Seiwalds Daueraufenthalt im Wald estnischer Beine zeitigte keine nennenswerten Szenen, immerhin war er gegen den Ball die meiste Zeit am richtigen Ort. In Halbzeit zwei war Seiwald einer der Profiteure der größeren Räume. Seine Flanke in Minute 71 wäre nicht schlecht gewesen, wenn Kalajdzic den Gedanken geteilt hätte.

Xaver Schlager (bis 76.): Traf zu Beginn einige falsche Entscheidungen, bis er in der 26. Minute eine sehr richtige traf: Statt den schwierigen Stangler auf den gedeckten Gregoritsch zu erzwingen, sah Schlager den nachkommenden Laimer. In Summe ein Aktivposten. Deckte auf dem Acker so viel Fläche ab, dass estnische Landwirte auf der Suche nach Hilfskräften ihre Finger künftig nach St. Valentin ausstrecken werden.

Konrad Laimer (bis 45.): Anfangs mit dem Aufreißen von Räumen beschäftigt, die nie bespielt wurden. In der 26. Minute nach perfektem Laufweg vor dem Tor eiskalt, das Trainieren mit Harry Kane zahlt sich aus. Generell eher wenig Kontakt mit dem Spielgerät, die seltenen Berührungspunkte führten aber meist zu Chancen. Hatte zur Pause Feierabend.

Konrad Laimer und Xaver Schlager klatschen ab.
Konrad Laimer öffnete nach Vorlage von Xaver Schlager die estnische Dose.
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Marcel Sabitzer (bis 89.): Für seine Verhältnisse ungewöhnlich lange mit Tarnkappe unterwegs. Sah nach Laimers Dosenöffner deutlich mehr Bälle und brachte die immer wieder gefährlich ins Zentrum. Sabitzer schafft immer wieder das Kunststück, gleichzeitig als Freigeist und als mannschaftsdienlicher Systemspieler positiv aufzufallen. Blieb diszipliniert und verzichtete auf Hauruck-Aktionen.

Christoph Baumgartner (bis 63.): Genehmigte sich zu Beginn im eigenen Sechzehner ein Sekundenschlaferl, das jeder fähige Stürmer mit dem 1:0 bestraft hätte. Dann aber in der Offensive der Chefkatalysator; nur Baumgartners Dribblings brachten die estnische Statik in der ersten Halbzeit wirklich in Schieflage. Leitete mit einer solchen Aktion das 1:0 ein. Nach der Pause war das Spiel weniger von dem Leipzig-Legionär abhängig, was man ihm nicht ankreiden muss.

Michael Gregoritsch (bis 63.): Vergab die erste nennenswerte Möglichkeit mit einem Fersler, statt auf Baumgartner abzulegen. Wählte vor dem 1:0 einen blitzgescheiten Laufweg, um für Torschütze Laimer Platz zu schaffen. Wurde nicht gerade mit Flanken überfüttert, ein echtes Stürmerkaliber wäre bei einer der Hereingaben vielleicht trotzdem da gewesen. Nach Wiederanpfiff verhungerte sein Kurzpass, der Arnautovic eine Hundertprozentige beschert hätte. Schoss dann noch je einmal drüber und vorbei und wurde ausgewechselt.

Marko Arnautovic (ab 45.): Beim Ballhalten lässt der 34-Jährige seine Gegenspieler immer noch wie planlose U12-Kicker aussehen, viel mehr Positives ist von der Arnautovic'schen Einsatzhalbzeit nicht zu berichten. In Minute 64 beamte sich der Edelzangler zurück in den Floridsdorfer Käfig, ließ in der Telefonzelle am Elferpunkt zwei Mann stehen, scheiberlte die Frucht aber am Tor vorbei. Beim Zurückarbeiten ließ der Magister die letzte Konsequenz vermissen. Wirkte schon nicht ganz topfit, bevor ihm Peetson einen Eisenbahner gab.

Marko Arnautovic liegt am Boden.
Marko Arnautovic litt Schmerzen.
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Romano Schmid (ab 63.): Prallte bei einem estnischen Konter an seinem Gegenspieler ab, tat sich dabei immerhin nicht weh. Meinte es mit seinem Weiterspitzler auf Sabitzer etwas zu gut (74.). Wirkte immer wieder wie ein Fremdkörper, verpasste ein vielversprechendes Abspiel auf Arnautovic.

Sasa Kalajdzic (ab 63.): Sein zweiter Ballkontakt zwang Goalie Hein zu einer Parade, was für einen Stürmer prinzipiell kein schlechtes Zeichen ist. Wurde wenig später zum Opfer der Maulwurfshügel, die seinen gut angedachten Lochpass quasi wegverteidigten. Der Wolverhampton-Stürmer wirkte bemüht, ließ sich ähnlich wie zuvor Gregoritsch auch mal weiter zurückfallen. Wäre einige Male gut in die Tiefe gestartet, wartete da aber umsonst auf den Ball.

Matthias Seidl (ab 76.) und Florian Kainz (ab 89.): zu kurz eingesetzt. (Martin Schauhuber, 17.11.2023)