
Kann einen Rechtsmediziner eine körperliche Abnormität oder Verletzung aus der Fassung bringen? Im Tatort ist das meist nicht der Fall. Am Sonntag (20.15 Uhr in ORF 2 und in der ARD) jedoch ändert sich das. Als Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) in Vergebung eine Wasserleiche inspiziert, ist er geschockt. Der Tote war sein Jugendfreund, von dem er aber Jahrzehnte nichts mehr gehört hat.
Allerdings: Kurz bevor man ihn im Neckar fand, hatte er dem Rechtsmediziner noch Kryptisches auf die Mailbox gesprochen. All das wissen die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) aber zunächst nicht, denn Doktor Vogt stellt lieber erst einmal eigene Nachforschungen bei der Ehefrau des Toten an.
Das kriegen die Ermittler natürlich bald spitz, und Klare beklagt sich über des Rechtsmediziners Salamitaktik: Immer nur zugeben, was schon bekannt ist. Vielleicht hätte absolute Offenheit von Anfang an dem Tatort gutgetan. Wer weiß ... So aber kommt keine Spannung auf, kein Erschauern, nichts, der schwäbischen Salami fehlt die Würze.
Es gibt viele Spuren: Der Tote war schwerkrank, die Ehefrau kennt sich mit Medikamenten aus, und einige schleppen Geheimnisse mit sich rum. Wohin der Hase läuft beziehungsweise woher der Tod kam, ist für jene, die regelmäßig Tatort oder andere Krimis schauen, leider keine Überraschung.
Aber es gibt auch helle Momente: Rückblicke auf heitere und unbeschwerte Sommertage am Wasser etwa. Und dazu eines der schönsten Gedichte des 19. Jahrhunderts über den "Fluss des Vergessens": Lethe von Conrad Ferdinand Meyer. Allein für dieses lohnt sich das Einschalten absolut. (Birgit Baumann, 19.11.2023)