In Gaißau-Hintersee stehen die Skilifte heuer still. Erst in zwei Jahren soll es wieder einen Liftbetrieb geben.
Stefanie Ruep

Der erste Schee hat bereits vorbeigeschaut. In den Gletscherskigebieten wie am Kitzsteinhorn sind die ersten Schwünge mit Ski und Snowboard gezogen und auch im salzburgerischen Obertauern startet diese Woche die Wintersaison. Ein Start bereits im November ist für kleine Skigebiete in niedrigen Lagen nicht möglich. Denn sie kämpfen mit dem späteren Wintereinbruch und dem immer weniger werdenden Schnee. Im Vorjahr etwa stellten viele kleine Skigebiete den Liftbetrieb bereits im Jänner ein. Im Almtal in Oberösterreich und in Gaißau-Hintersee in Salzburg kommen noch finanzielle Probleme dazu.

Über Monate wurde um eine Lösung für das Skigebiet Kasberg in Grünau im Almtal gerungen. Nach etlichen Gesprächsrunden und Protestkundgebungen schien dann im heurigen Juli das Aus besiegelt. Das Betreiber-Unternehmen teilte damals dem Land mit, dass die Betreibergesellschaft zahlungsunfähig sei und eine Insolvenz wohl unausweichlich sei. Hintergrund der Misere in dem kleinen Skigebiet war, dass der Betrieb seit Jahren trotz Millionenförderung durch das Land Oberösterreich tiefrote Zahlen schrieb.

Halb so viele Besucher

Als mögliches Zukunftsszenario wurde dann ein Sommerbetrieb der Almtal-Bergbahnen in Erwägung gezogen. Dieses Szenario scheiterte aber letztlich an fünf Grundeigentümern, die bis zuletzt diese Variante verhinderten. Vor allem, weil sie die nachhaltige Wirtschaftlichkeit eines Ganzjahresbetriebes in Zweifel zogen. Tatsächlich stand etwa im Geschäftsjahr 2022/23 einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro ein Abgang von 1,32 Millionen Euro gegenüber. Auch die Gästezahlen waren in den vergangenen Jahren deutlich rückläufig: Im Jahr 2010 wurden 128.000 Besucher registriert, im Vorjahr hatte sich die Zahl mit 63.000 halbiert.

Am Kasberg konnte eine regionale Investorengruppe doch noch ein Winterbetrieb durchsetzen.
IMAGO/Panthermedia

Und doch geschah quasi das weiße Wunder im Almtal: Ski-Nostalgiker mit einer Vorliebe zu überschaubaren Pistenkilometern können nämlich in der heurigen Saison doch die Brettl aus dem Skikeller holen. Aktuell laufen bereits die Vorbereitungen am Kasberg auf Hochtouren - am 8. Dezember wird offiziell wieder aufgesperrt. Geschuldet ist der plötzliche Carving-Schwung hin zu einer Fortführung des maroden Skigebiets einer regionalen Investorengruppe rund um die Almtaler Unternehmer Friedrich Drack, Johann Drack sowie Wirtschaftstreuhänder Ralf Gaffga. Im September stimmten Masseverwalter und Konkursrichter einem vorgelegten Pachtvertrag der "Fördergenossenschaft Lebenswertes Almtal" für die Saison 2023/24 zu. Mit dem Betrieb für eine Saison soll jetzt Zeit gewonnen werden, um das Skigebiet mit Hilfe von Investoren längerfristig abzusichern.

Liftkauf aus Konkurs

In Gaißau-Hintersee bangte die Region ebenfalls ein Jahr lang um die Weiterführung des kleinen Skigebiets, das vergangenen September erneut in den Konkurs schlitterte. Es ist das dritte Insolvenzverfahren seit 2017. Diesen Winter werden die Skilifte rund um das Wieserhörndl erneut stillstehen. Auch wenn die Lifte mittlerweile verkauft sind und der Skibetrieb vor dem nächsten Neustart steht. Die Lifte gehören nun der GH Projektentwicklung GmbH, die von lokalen Unternehmern gegründet wurde. Die neuen Eigentümer rund um den Transportunternehmer Andreas Schnaitmann wollen künftig auch einen Sommerbetrieb in der Gaißau realisieren. Doch vor der Wintersaison 2025/26 werde es keinen Liftbetrieb geben.

Tourengeherinnen und Tourengeher sind aber auch heuer wieder Willkommen und können ihre Spuren durch den Schnee setzen. Und das auch ohne mit dem Auto zu fahren. Denn wenn am 10. Dezember die Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs aktualisiert werden, soll der Busverkehr ordentlich ausgebaut werden. Die Line 450 wird im Stundentakt von Hallein bis zur Talstation des Skigebiets fahren.

Das Land Salzburg hatte sich für einen Weiterbetrieb des kleinen Skigebiets eingesetzt. Für jeden Betreiber mit einem tragfähigen Konzept hat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ein Unterstützungspaket in der Höhe von zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Fördergeld ist weiterhin reserviert. Auch die Anrainergemeinden hoffen, dass wieder Bewegung in die festgefahrene Situation kommt. Die Gemeinde Krispl kaufte das einzige Grundstück, das sich im Besitz der insolventen Bergbahnen GmbH befand, eine 3735 Quadratmeter großen Liegenschaft, auf der unter anderem die Talstation des Zweiersessellifts Spielberg sowie das Kassengebäude stehen. Doch das Konkursverfahren steht noch nicht vor dem Abschluss, da angemeldete Forderungen teilweise angefochten wurden. (Stefanie Ruep, Markus Rohrhofer, 20.11.2023)