Symbolbild: Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
APA/AFP/TIZIANA FABI

Venedig/Klagenfurt – Bei den Ermittlungen um das Verschwinden von zwei italienischen Studenten ist es am Samstag zu einer tragischen Wende gekommen. Die Leiche der vermissten Studentin (22) aus Vigonovo bei Venedig wurde in einer Schlucht zwischen dem Gebiet des Barcis-Sees und Piancavallo in der friaulischen Provinz Pordenone entdeckt, wie der im Fall ermittelnde Staatsanwalt von Venedig Bruno Cerchi bestätigte.

Die Staatsanwaltschaft Venedig hat einen europäischen Haftbefehl für einen 22-jährigen Ingenieurstudenten erlassen, der Ex-Freund der vermissten Frau, wie italienische Medien am Samstag berichteten. Der Mann wird des Mordes verdächtigt. Er wird international gesucht, auch in Österreich.

Laut Ermittlerkreisen ist das Auto des Verdächtigten, der vor einer Woche mit seiner Ex-Freundin verschwunden war, am Mittwoch in Lienz von einer Kennzeichenlesekameras für die Straßenkontrolle, registriert worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Die italienische Polizei informierte die österreichischen Kollegen. Das Gebiet von Barcis, wo die Leiche der Frau gefunden wurde, liegt auf der Route, der der mutmaßliche Täter bei seiner Flucht gefolgt sei, berichteten die Ermittler.

Video zeigt brutalen Angriff

Die Staatsanwälte prüfen derzeit ein Video, das einen Übergriff des Studenten auf seine Ex-Freundin zeigt. Die Aufnahmen wurden von Überwachungskameras in einem Lagerhaus im Industriegebiet, nicht weit von Vigonovo, Heimatort der Studentin, aufgezeichnet. Es zeigt die dramatischen Momente, in denen sich der Mann auf die Studentin stürzt, sie angreift und wiederholt mit seinen Fäusten schlägt, bis sie leblos auf dem Boden liegt. Genau an dieser Stelle fanden die Carabinieri mehrere Blutflecke, einige Haare und auch Klebeband, an dem Haare hingen. Danach sieht man wie der Student mit der blutenden Frau im Auto wegfährt.

Der Gesuchte hatte seine Ex-Freundin am späten Samstag der vergangenen Woche in Vigonovo abgeholt. Die beiden wurden gegen 20 Uhr noch in einem Einkaufszentrum zusammen gesehen. Die Studentin schickte ihre letzte SMS um 22.43 Uhr an ihre Schwester, und das Handy ihres Ex-Freundes war zuletzt gegen 23 Uhr in der Gemeinde Fossó an der Riviera del Brenta ortbar – nicht weit vom Ort entfernt, an dem die junge Frau mit ihrer Familie lebte.

Die beiden Studenten waren eineinhalb Jahre ein Paar gewesen, bevor sie sich im vergangenen Sommer trennten; der Kontakt zwischen beiden riss jedoch nie ganz ab. Beide Familien erstatteten am Sonntag Vermisstenanzeige bei den Carabinieri.

Der tragische Tod der Studentin löste Bestürzung in Italien aus. Die Nachricht des Mordes sei herzzerreißend, so Premierministerin Giorgia Meloni auf ihren Sozialnetzwerken. "Ich habe den Fall mit Besorgnis verfolgt und bis zuletzt auf einen anderen Ausgang gehofft. Ich hoffe, dass bald volles Licht in dieses unfassbare Drama gebracht werden kann. Ruhe in Frieden", schrieb Meloni. Zuvor hatte die Vorsitzende der oppositionellen Mitte-Links-Partei (PD), Elly Schlein, ihren Aufruf an Meloni erneuert, sich gemeinsam gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen." (APA, 18.11.2023)