Buenos Aires – Im Vorfeld der am Sonntag stattfindenden Stichwahl um das Präsidentenamt in Argentinien sind nach übereinstimmenden Berichten insgesamt fünf Menschen wegen mutmaßlicher Drohungen gegen Kandidat Sergio Massa festgenommen worden. Nach der Festnahme von drei Männern und einer Frau am Freitag wurde am Samstag Sicherheitsminister Aníbal Fernández zufolge eine 18-jährige Frau in der nordargentinischen Stadt Salta festgenommen.

Wie das Nachrichtenportal "Infobae" unter Berufung auf Justizkreise berichtete, soll die Teenagerin in einer Direktbotschaft im sozialen Netzwerk Instagram dem 17-jährigen Sohn von Präsidentschaftskandidat Massa mit dem Tod gedroht haben.

Am Donnerstag hatte bereits eine Bundesrichterin Ermittlungen eingeleitet und Personenschutz für Massas Familie angeordnet, nachdem in Online-Netzwerken eine Reihe von Drohnachrichten entdeckt worden war.

Sergio Massa, Präsidentschaftskandidat in Argentinien in schwarzem Anzug
Argentiniens amtierender Wirtschaftsminister, Sergio Massa.
AFP/EMILIANO LASALVIA

Rennen gegen Anarchokapitalisten Milei

Der Wahlkampf vor der Stichwahl um das argentinische Präsidentenamt war von einem aggressiven Ton geprägt. Der amtierende Wirtschaftsminister Massa von den regierenden Peronisten tritt bei der Wahl gegen den ultraliberalen Populisten Javier Milei an. Die Meinungsforschungsinstitute sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem 51-jährigen Minister und dem 53 Jahre alten Politikneuling voraus.

Am Freitagabend wurde Milei, der sich selbst als Anarchokapitalist bezeichnet und im Wahlkampf mit populistischen Parolen für Furore sorgte, von einem Teil des Publikums vor einer Opernaufführung im prestigeträchtigen Teatro Colón in Buenos Aires ausgepfiffen. Mileis Gegner begleiteten die Pfiffe mit Parolen, in denen sie ihm vorwarfen, für eine "Diktatur" zu stehen. Ein kleinerer Teil des Publikums applaudierte Milei indes.

Milei, Präsidentschaftskandidat in Argentinien.
Massas Kontrahent, Milei, ist ein selbsternannter Anarchokapitalist.
AFP/DIEGO LIMA

Wahl unter schwierigen Vorzeichen

Milei verspricht eine radikale Kehrtwende: Er will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank sowie viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen. Regierungskandidat Massa hingegen dürfte die bisherige Politik mit massiven Eingriffen des Staates in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen fortsetzen.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 140 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze. Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig. (APA, red, 19.11.2023)