Die Tür bei Binance ist zu für Zhao. Wie es mit dem 46-Jährigen weitergehen wird, ist aktuell noch unklar.
AP/Ken Lambert

"Wir müssen den Markt respektieren!" Dieses in der Kryptoszene bekannte Zitat von Ex-Binance-Chef Changpeng "CZ" Zhao wirkt zynisch, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen ansieht. Vor kurzem war der chinesisch-kanadische Geschäftsmann noch CEO der weltweit größten Kryptobörse. Am Dienstag endete ein langjähriges US-Strafverfahren gegen Binance und seinen Chef, nachdem diesem unter anderem Geldwäsche nachgewiesen werden konnte.

Schnelles Wachstum

Zhao wurde in China, genauer gesagt in der Provinz Jiangsu, geboren. Nachdem sein Vater als Professor an der Universität als "probürgerlicher Intellektueller" gebrandmarkt wurde, flieht die Familie nach Vancouver, Kanada. Früh muss der junge Zhao seine Familie mit Hilfsjobs unterstützen. Er arbeitet unter anderem bei McDonald’s, um sich sein Informatikstudium finanzieren zu können. Sein Talent für IT ebnet ihm aber schnell den beruflichen Weg, und er wechselt an die Tokioter Börse, um dort Software zu entwickeln.

2005 wird er Gründer. Fusion Systems heißt seine erste Firma, und basierend auf seinem an der Börse gewonnenen Wissen entwickelt er Handelssysteme für Broker. Acht Jahre später – Zhao ist mittlerweile 36 Jahre alt – entdeckt er sein Interesse für Krypto und engagiert sich für diverse Projekte in der Szene. Er landet schließlich als CTO bei der Krypto-Handelsplattform Okcoin. 2017 gründet Zhao seine eigene Handelsplattform: Binance. Mit einem Initial Coin Offering, einer Crowdfinanzierung im Kryptobereich, stellt er für den Start 15 Millionen Dollar auf. In nur acht Monaten wächst Binance zur größten Handelsplattform in der Kryptoszene an. Bis Ende 2022 steigt sein Vermögen auf 17 Milliarden Dollar.

Dieses schnelle Wachstum beginnt die US-Behörden zu interessieren. Schon seit der Gründung der Plattform ist Zhao unter Beobachtung, vor einigen Jahren begannen Ermittlungen. Geldwäsche steht im Raum, genauso wie die Missachtung von Sanktionen gegen Iran und Russland. Am Dienstag entschied ein US-Gericht, dass unter anderem der Vorwurf der Geldwäsche berechtigt ist. Zhao bekannte sich schuldig. Der 46-Jährige tritt als Chef von Binance zurück. Der Vergleich kostet sein ehemaliges Unternehmen 4,3 Milliarden Dollar. Vom angeblichen Respekt gegenüber dem Markt ist wenig zu spüren. (Alexander Amon, 22.11.2023)