Es gibt gute Nachrichten aus der Akkuentwicklung. Während eine Reihe spannender Entwicklungen sich noch im Experimentalstadium befindet, meldet das schwedische Unternehmen Northvolt die Marktreife eines neuen Natrium-Akkus. Dessen Prototyp wurde im Labor in Västerås fertiggestellt und wird interessierten Kunden nächstes Jahr vorgeführt.

Der Akku könnte dabei helfen, mehrere Probleme zu lösen. Der Hersteller bewirbt ihn als nachhaltiger im Vergleich zu gängigen Lösungen wie Lithium-Akkus, dazu soll er auch günstiger sein und verspricht zudem Unabhängigkeit von Rohstoffen aus China und manch anderen Ländern. Das macht die Entwicklung auch unter politischen Gesichtspunkten interessant, berichtet der "Guardian".

Keine "kritischen Rohstoffe"

Bei der Anode setzt man auf Hartkohlenstoff, bei der Kathode auf Preußisch-Weiß. Dabei handelt es sich um eine veränderte Form eines blauen Farbstoffs auf Eisenbasis, bei dem ein Teil der Eisenionen durch Natrium ersetzt wurde. Das Leichtmetall kennt man auch als Bestandteil von Natriomchlorid, besser bekannt als Speisesalz.

Der Northvolt-Natriumakku wird in Form einer sogenannten "Pouch Bag Cell" produziert.
Northvolt

Die chemischen Komponenten der Northvolt-Energiezellen lassen sich günstig herstellen, und man verzichtet nach eigenen Angaben als erster Hersteller auf "kritische" Rohstoffe. Damit sei die Herstellung viel weniger durch Rohstoffknappheit gefährdet. Weiters sollen die Akkus auch unter höheren Temperaturen sehr sicher sein.

Künftig auch für E-Autos

Die erste Generation des Akkus erreicht eine Energiedichte von 160 Wattstunden je Kilogramm (Wh/kg). Northvolt sieht ihr Potenzial primär als günstige Lösung für die Zwischenspeicherung von überschüssiger Energie aus erneuerbaren Quellen. Das soll auch das Voranschreiten der Energiewende beschleunigen, für welche die Speicherkapazitäten im Stromnetz ein entscheidender Faktor sind.

Das Material "Preußisch-Weiß" ist entgegen seinem Namen nicht weiß, sondern blau. Es ist eine Abwandlung des Farbstoffs Berliner Blau.
Northvolt

Es soll aber nicht bei Speicheranlagen bleiben. Man will die Energiedichte sukzessive steigern, um die Natriumakkus künftig auch für Roller oder E-Autos umsetzen zu können. Elektrisch betriebene Pkws nutzen üblicherweise Akkus mit einer Energiedichte von 260 Wh/kg oder mehr.

Europäischer Hoffnungsschimmer

Bis die Batterien allerdings vom Band rollen, wird noch etwas Zeit vergehen. Denn das Unternehmen hat sich noch nicht entschieden, wo sie gefertigt werden sollen. Es dürfte aber jedenfalls ein europäischer Standort werden. Man verfügt bereits über Anlagen zur Herstellung von Lithium-Akkus. Die erste nahm 2021 ihren Betrieb im nordschwedischen Skellefteå auf, dazu kommt eine Montageanlage in Danzig, die man gemeinsam mit dem US-Konzern South Bay Solutions betreibt.

Vier weitere sind geplant oder bereits im Aufbau, davon eine in Göteborg gemeinsam mit Volvo, ferner eine Fabrik für Kathodenmaterial in Borlänge, ein Batteriewerk im deutschen Heide sowie eine "Gigafactory" im Großraum Montreal, Kanada. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Stockholm. Zu seinen Kunden zählen unter anderem Volvo und BMW, unter den Investoren finden sich unter anderem Goldman Sachs und Volkswagen.

Northvolt ist nicht das einzige Unternehmen, das an Natriumbatterien arbeitet. Insbesondere in China wird ebenfalls eifrig daran gearbeitet. An der Technologie entwickelt etwa auch der Branchenriese CATL, bei dem die Fertigung der ersten Generation bereits läuft. Der Autokonzern JAC hat im Februar den Prototyp eines Elektrokleinwagens vorgestellt, der auf Natriumakkus von Hina setzt. Laut "Benchmark Minerals" entstehen bzw. befinden sich 16 von aktuell 20 gebauten und geplanten Werken für die neuen Batterien in China. (gpi, 23.11.2023)