Rapid Trainer Robert Klauß
Robert Klauß hat Rapid bereits kennengelernt. Nun gilt es, am Sonntag ein gelungenes Debüt hinzulegen.
APA/EVA MANHART

Es ist auch schon wieder acht Jahre her, dass Robert Klauß deklassiert wurde. Es war ein 18:73 gegen Stefan Raab in der TV-Show Schlag den Raab. Der damals 30-jährige Klauß erwischte einen guten Start, nach ein paar Spielchen ging es rapide bergab. Der Deutsche wollte die 500.000 Euro verdienen, Geld stinkt erstens nicht und macht zweitens das Leben leichter. Aber er war von der halben Million weiter weg als Rapid vom Gewinn der Champions League. Raab hat sich mittlerweile aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, Klauß ist in selbige, zumindest in die österreichische, eingetreten. Seit Montag ist er Trainer von Rapid. Am Sonntag debütiert er ab 17 Uhr im Allianz-Stadion gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz. Mehr als 18.000 Tickets sind abgesetzt, es wird also eine stimmungsvolle, emotionale Angelegenheit.

Klauß löste Zoran Barisic ab, der am 15. November doch etwas überraschend gefeuert wurde. Barisic ist der Ergebniskrise zum Opfer gefallen, Rapid zeigte zwar ordentlichen Fußball, die Resultate passten aber nicht. Platzt acht in der Tabelle und 18 Zähler aus 14 Partien sind doch recht ärmlich.

Klauß hat sechs Trainingseinheiten absolviert, die Mannschaft kennengelernt, er hält sie für "intakt und gut". Das sei keine desolate oder deprimierte Truppe, im Gegenteil: "Gute Fußballer mit guter Energie." Man habe sich ausgetauscht, die Spieler seien durchaus selbstkritisch gewesen. "Sie haben eingestanden, dass die Konsequenz gefehlt hat. Vor dem gegnerischen und dem eigenen Tor." Die Lösung? "Wir müssen einfach schärfer sein." Klauß sagt oft "scharf" und "seriös". Zum Beispiel: "Seriöser im Ballbesitz müssen wir sein, dem Gegner unser Spiel aufzwingen. Wir müssen Blau-Weiß beschäftigen."

Klauß stammt aus Brandenburg, seine Lehrmeister sind prominent, heißen Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann. Der Neo-Rapidler wurde quasi bei RB Leipzig sozialisiert. Red Bull ist ja nicht gerade das Liebkind der Rapid-Fans. Allerdings sollte das maximal eine untergeordnete Rolle spielen. Teamchef Rangnick steht spätestens nach dem 2:0 gegen Deutschland und Nagelsmann kurz vor der Heiligsprechung.

Akribisch

Kultmoderator Marcel Reif sagte in einem STANDARD-Interview über die beiden Lehrmeister: "Sie machen nichts aus der Hüfte, sind verkopft und akribische Arbeiter." Schüler Klauß stimmt nur bedingt zu. "Akribisch bin ich schon, aber auch Rangnick macht viel aus dem Bauch heraus. Auch ich habe ein Bauchgefühl." Die Vorfreude sei jedenfalls groß. "Die schlimmsten Momente für einen Trainer sind, wenn die Mannschaft aufwärmt. Beim Anpfiff bin ich dann ruhig." Siege müsse man schon genießen, "Niederlagen soll man rasch aufarbeiten. Die erste Nacht ist unangenehm, aber danach ist alles abgehakt. Ich machte früher den Fehler, diese negative Emotion ins Privatleben zu übertrage. Die Familie kann ja nichts dafür."

Ist von Rapid etwas Neues zu erwarten? "Das wird das Spiel zeigen." Klauß hat Prioritäten gesetzt, eine davon war, "den Wiener Dialekt zu verstehen". Dieser Prozess ist bei weitem nicht abgeschlossen. Klauß kann aus dem Vollen schöpfen. Sportgeschäftsführer Markus Katzer ist damit beschäftigt, Schlüsselspieler Marco Grüll zu verlängern. Sein Vertrag endet im Sommer 2024, Werder Bremen soll enormes Interesse haben, Rapids Chancen, Grüll zu binden, dürften gering sein.

Klauß hat seine Chancenlosigkeit gegen Raab verarbeitet "Es war ja nur eine TV-Show, ich würde es nie wieder tun." Ein 18:73 gegen Blau-Weiß ist völlig auszuschließen. "Wir brauchen drei Punkte." In Linz gewann Rapid trotz Ergebniskrise 5:0. (Christian Hackl, 25.11.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur 15. Runde der Fußball-Bundesliga am Wochenende (live auf Sky Sport Austria):

SK Rapid - Blau-Weiß Linz (Wien, Allianz Stadion, Sonntag, 17.00 Uhr, SR Ciochirca). Bisheriges Saisonergebnis: 5:0 (a)

Rapid: Hedl - Schick, Querfeld, Sollbauer, Auer - Oswald, Kerschbaum - Kühn, Seidl, Grüll - Burgstaller

Es fehlen: Cvetkovic (Knie), Moormann (Infekt)

BW Linz: N. Schmid - Maranda, Fa. Strauss, Pasic - Gölles, Krainz, Briedl, Haudum - S. Seidl, Ronivaldo, Mensah

Es fehlen: Pirkl (gesperrt), Ibrahimi (Mittelfußknochenbruch), Tursch (im Aufbautraining)