Helen McEntee
Justizministerin Helen McEntee steht in der Kritik.
REUTERS/Clodagh Kilcoyne

Dublin – Nach den schweren Ausschreitungen in Dublin wächst die Kritik an der irischen Justizministerin Helen McEntee und Polizeichef Drew Harris. Die Chefin der wichtigsten Oppositionspartei Sinn Fein, Mary Lou McDonald, forderte beide zum Rücktritt auf, wie die Zeitung "Irish Times" am Samstag berichtete. Die Polizei habe am Donnerstag die Kontrolle über Teile der irischen Hauptstadt verloren und "katastrophale strategische Fehler" begangen, sagte McDonald.

Kabinettsmitglied Paschal Donohoe warf Sinn Fein vor, die Eskalation für parteipolitische Zwecke zu missbrauchen. Regierungschef Leo Varadkar hatte sich hinter die Einsatzkräfte gestellt.

Am Donnerstagnachmittag hatte ein Mann in Dublin drei kleine Kinder sowie eine Betreuerin mit Messerstichen teils schwer verletzt. Daraufhin haben am Abend zahlreiche Menschen in der irischen Hauptstadt randaliert, darunter viele Rechtsradikale. Zuvor war in sozialen Medien über die Nationalität des mutmaßlichen Täters spekuliert worden, zu der die Polizei selbst keine Angaben machte. Dutzende Menschen wurden festgenommen. Sie plünderten Geschäfte, griffen Polizisten an und zündeten Einsatzfahrzeuge und Busse an.

Die Polizei hatte die Ausschreitungen als grundlose Gewalt kritisiert. Justizministerin McEntee sprach dem Sender RTÉ zufolge von einem gewalttätigen Mob, dessen einziges Ziel es gewesen sei, Verwüstung anzurichten. Um Mitternacht sei die Ordnung wiederhergestellt gewesen.

Erhöhte Polizeipräsenz

Um neue Ausschreitungen zu verhindern, waren am Freitagabend starke Polizeieinheiten im Stadtzentrum im Einsatz. Mehrere Menschen wurden vorläufig festgenommen. Sie standen im Verdacht, Krawalle zu planen. Wie der Sender RTÉ berichtete, erhielt die irische Polizei zwei Wasserkanonen aus Nordirland, um für neue Randale gerüstet zu sein.

Polizisten bei einer Busstation.
Die Polizei hat ihre Präsenz in Dublin verstärkt.
AFP/PAUL FAITH

Spendenaktion für mutigen Passanten

Regierungsvertreter lobten die Passanten, die den Messerangreifer überwältigt hatten, darunter ein brasilianischer Lieferdienstfahrer. Er habe mit seinem Motorradhelm auf den Kopf des Mannes eingeschlagen, sagte Caio Benício (43) der "Irish Times". Der Vater zweier Kinder kritisierte die folgenden Randale als sinnlos. "Ich weiß, dass auch Anti-Migranten-Gruppen beteiligt waren. Und ich, als Migrant, war derjenige, der geholfen hat, den Angreifer zurückzuhalten", sagte er.

Zum Dank für seinen Einsatz wurde eine Spendenaktion gestartet, "um Caio Benício ein Pint Bier zu kaufen". Nach nur zehn Stunden waren bereits mehr als 200.000 Euro gesammelt, wie die Zeitung "Irish Independent" berichtete. (APA, red, 25.11.2023)