Die Generali-Arena soll den Besitzer wechseln.
Philip Bauer

Die Jahresbilanz bei der Wiener Austria ist weiter tiefrot. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag angab, belief sich das negative Jahresergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 auf 6,85 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten des Clubs stehen aktuell bei 66,73 Millionen Euro, die Schuldenlast ist kaum noch zu heben. Im Interview mit dem STANDARD präsentiert Austrias Finanzvorstand Harald Zagiczek die Notlösung: Er will die Generali-Arena mit einer Sale-and-Lease-Back-Variante veräußern.

STANDARD: Die Austria schreibt Jahr für Jahr tiefrote Zahlen – wie lange kann das noch gut gehen?

Zagiczek: Wir müssen die Ursache beheben. Die Austria ist ein KMU-Betrieb und hat eine gewaltige Immobilie im Anlagevermögen, die gemessen am Umsatz zu hohe Abschreibungen und zu viel Zinsaufwand verursacht. Hier müssen wir den Stand der Verbindlichkeiten reduzieren. Natürlich muss man den Umsatz ausweiten und die Sponsorenleistung vergrößern. Aber das wird nicht reichen.

STANDARD: Die Generali-Arena kann man nicht wegzaubern. Wie soll das funktionieren?

Zagiczek: Mit einer Sale-and-Lease-Back-Variante. Wir müssen einen Immobilieninvestor finden, dem wir das Stadion verkaufen, und in Teilbereichen wieder mieten oder leasen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf könnte man massiv Schulden zurückzahlen. Das reduziert den Zinsaufwand, die Abschreibungen fallen aus den Büchern. Der Mietaufwand fällt dagegen weniger ins Gewicht.

STANDARD: Diese Idee wird Ihnen nicht gerade eben gekommen sein. Wie fortgeschritten ist die Planung?

Zagiczek: Wir arbeiten daran und haben ein konkretes Szenario mit Interessenten. Parallel wollen wir natürlich die Erlöse steigern und die Kosten reduzieren. Aber das werden ihnen meine Vorgänger auch gesagt haben. Ich will nicht Dampf plaudern.

STANDARD: Ihr Vorgänger wollte 2022/23 operativ positiv sein. Davon ist man weit entfernt. Wann könnte also der Turnaround gelingen?

Zagiczek: Das laufende Geschäftsjahr bis zum 30. Juni 2024 ist ein Konsolidierungsjahr. Wenn dann der Stadiondeal bereits durch ist, könnte es ein positives Ergebnis geben. Ansonsten muss spätestens 2024/25 eine deutliche Verbesserung zu sehen sein.

Finanzvorstand Harald Zagiczek: "Wir brauchen Eigenkapital von außen."
APA/HELMUT FOHRINGER

STANDARD: Es hieß immer, die Austria muss Personalkosten sparen. Die sind aber trotzdem um zwei Millionen auf mehr als 14 Millionen gestiegen. Warum?

Zagiczek: Das ist bestimmt kein Aufbau der Verwaltung. Das hängt mit der letztjährigen Qualifikation für die Conference League zusammen. Die erhöhten Personalkosten sind rein auf die sportlichen Ergebnisse zurückzuführen.

STANDARD: Ist die Liquidität der Austria gefährdet?

Zagiczek: Wir haben mehr Kosten als Erlöse. Wenn ein Unternehmen laufend Verluste schreibt, ist das Überleben unweigerlich mit dem Zuschuss von dritter Seite verbunden. Wir brauchen Eigenkapital von außen. Das ist bei uns gegeben, also ist die Liquidität gesichert. Langfristig ist das aber nicht von Vorteil.

STANDARD: 66 Millionen Euro Verbindlichkeiten sind für einen relativ kleinen Verein wie die Austria schon ein enormer Brocken.

Zagiczek: Ja. Man hat mit dem Stadionbau, dem fehlenden sportlichen Erfolg und den deshalb fehlenden Einnahmen aus dem internationalen Geschäft einen schlechten Business Case geschaffen. Die Verbindlichkeiten sind einfach zu hoch, da gibt es nichts schönzureden. Die Situation ist fordernd und brisant.

STANDARD: Alle Jahre wieder dieselbe Frage: Ist die Lizenz für kommende Saison gefährdet?

Zagiczek: Die Unterlagen sind bei der Bundesliga. Wir haben unseren Plan klar dargestellt. Schulden sind nicht das Todesurteil für ein Unternehmen. Die Frage ist, wie man die Schulden bedient. Das schaffen wir mit unserem aktuellen Umsatz nicht. Ergo versuchen wir, den Stand der Verbindlichkeiten durch einen Stadionverkauf auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Ich denke, dass die Lizenz gewährt wird. (Philip Bauer, 27.11.2023)