Das Karussell in den modischen Branchen dreht sich weiter. Vor allem im Schuhhandel lässt sich der durch die hohe Inflation beschleunigte Strukturwandel deutlich verfolgen. Während Humanic-Eigentümer Leder & Schuh die Marke Delka übernommen und die deutsche Traditionsmarke Görtz in frühere Salamander-Filialen in Österreich einzieht – DER STANDARD hat exklusiv berichtet –, zieht sich ein anderer Mitbewerber mit einer seiner Vertriebslinien zurück.

Viele Menschen flanieren in der Mariahilfer Straße in Wien.
Schuhe braucht man immer, der Schuhhandel ist aber derzeit kräftig im Umbruch.
APA/GEORG HOCHMUTH

Der deutsche Schuheinzelhändler My Shoes, eine Tochter der deutschen Deichmann-Gruppe, wird den Geschäftsbetrieb in Österreich und in Deutschland nach derzeitiger Planung spätestens mit Jahresende 2024 einstellen – nach "reiflicher Überprüfung und mit großem Bedauern", heißt es bei Deichmann auf Anfrage. My Shoes kam 2015 nach Österreich, zehn Jahre nach dem Start in Deutschland. Die ersten Filialen in Österreich eröffneten in Neusiedl, Wiener Neustadt und Wiener Neudorf.

Verlustgeschäft

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Ukrainekrieges und des Nahostkonflikts, gestiegene Kosten und Zurückhaltung bei den Verbrauchern würden besonders Modekonzepte im mittleren Preissegment – zu dem auch My Shoes gehört – treffen. Trotz jahrelanger Investitionen, Sortimentsanpassungen, Profilschärfungen und Optimierungsprogrammen hätte man feststellen müssen, "dass das Geschäftsmodell als Allround-Anbieter im Mittelpreissegment leider langfristig nicht wirtschaftlich zu betreiben ist". Die Rede ist von langjährigen und mittlerweile erheblichen Verlusten.

Von der Einstellung des Geschäftsbetriebes sind in Österreich 29 Verkaufsstellen mit 150 Beschäftigten und in Deutschland 61 Filialen mit rund 600 Mitarbeitern betroffen. Man sei bemüht, sozialverträgliche Lösungen für alle zu finden, heißt es. Mit dem Betriebsrat strebe man zeitnah Gespräche bezüglich einer konkreten Ausgestaltung an. Auch mit den Vermietern will man entsprechend Verhandlungen aufnehmen, "um die konkreten Schließungszeitpunkte der einzelnen Verkaufsstellen zu definieren", heißt es. (Regina Bruckner, 28.11.2023)