Das Bild zeigt Elon Musk
Elon Musks Aktivitäten auf X schaden einmal mehr dem Ansehen der Social-Media-Plattform.
EPA/TOLGA AKMEN / POOL

Die Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) hat definitiv schon bessere Zeiten erlebt. Seit der Übernahme durch Elon Musk hat man sich beinahe daran gewöhnt, der einst populären Plattform bei einer kontinuierlichen Talfahrt zuzusehen. Und jedes Mal, wenn man glaubt, dass der Boden erreicht sei, geht es doch noch ein Stück weiter bergab.

Nachdem zuletzt ein Antisemitismus-Eklat dafür gesorgt hatte, dass große Werbekunden in Scharen von X davongelaufen sind, verstrickte sich Musk mit dem Befeuern einer haltlosen Verschwörungstheorie nun erneut in Kontroversen: In mehreren Tweets rückte er "Pizzagate" wieder ins Rampenlicht.

Bei "Pizzagate" handelt es sich um eine an den Haaren herbeigezogene Theorie, die behauptet, dass prominente Demokraten, einschließlich Hillary Clinton, im Keller einer Pizzeria einen Ring für Kinderpornografie betrieben hätten. Diese Vermutung wurde unter anderem durch E-Mail-Kontakte des Pizzeria-Besitzers zu John Podesta, dem ehemaligen Stabschef von Bill Clinton, angeheizt und von rechten Verschwörungstheoretikern über soziale Netzwerke und Internetforen verbreitet.

In der realen Welt hatte diese Verschwörungstheorie ernsthafte Folgen. Im Dezember 2016 schoss ein Mann in besagter Pizzeria um sich, weil er dachte, dort Beweise für Pizzagate zu finden. Als er nichts entdecken konnte und erkannte, dass es unter der Pizzeria nicht einmal einen Keller gab, ließ er sich ohne Widerstand festnehmen. Verletzt wurde zum Glück niemand. Trotz der offensichtlich falschen Geschichte glauben Jahre später immer noch Menschen an diese absurde Theorie.

Mehrfache Anspielungen auf "Pizzagate"

Musks Beteiligung an der Verbreitung von "Pizzagate" begann mit einem Post, der ein Meme mit Bildern aus der Fernsehshow "The Office" enthielt. Auf seine Bemerkung, dass "das wenigstens ein bisschen verdächtig" erscheine, hin suggerierte das Meme mit fiktiven Dialogen die Gültigkeit von "Pizzagate". Dieser Post wurde später gelöscht, zog jedoch bereits erhebliche Aufmerksamkeit auf sich.

In einem weiteren Beitrag verlinkte Elon Musk auf einen Artikel der Associated Press, der von NBC News veröffentlicht wurde und in dem es um einen Journalisten von ABC News geht, der sich wegen des Besitzes von Kinderpornografie schuldig bekannte. NBC News konnte jedoch keine entsprechenden Inhalte finden, die der Journalist von ABC News auf seiner Archivseite veröffentlicht hatte und die mit "Pizzagate" in Verbindung stehen.

Seither hat Musk mehrmals auf Tweets reagiert, die sich auf "Pizzagate" beziehen. Diese Beiträge gehen auf eine neuere Version der widerlegten Theorie ein, die auf unbegründeten Unterstellungen basiert, dass Journalisten ebenfalls Teil der Verschwörungstheorie gewesen sein sollen.

Schwere Zeiten für X

Musks neueste Eskapaden kommen zu einer denkbar ungünstigen Zeit. X steht bis zum Ende des Jahres vor einem potenziellen Verlust von bis zu 75 Millionen Dollar an Werbeeinnahmen bis Ende des Jahres. Laut einem Bericht der "New York Times" haben dutzende große Unternehmen, darunter Disney, Amazon, Coca-Cola und Microsoft, ihre Werbekampagnen auf der Plattform vorläufig eingestellt.

X hat seit der Übernahme durch Musk mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen, die Musk auf über 60 Prozent Rückgang beziffert. Unter der Leitung von Linda Yaccarino arbeitet das Unternehmen daran, das Vertrauen der Werbetreibenden zurückzugewinnen. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, da sich der Trend der Werberückzüge verstärkt. Kürzlich haben auch Marken wie Sony, Fox Sports und Ubisoft ihre Werbeaktivitäten auf X eingestellt, nachdem bekannt geworden war, dass ihre Anzeigen neben unangemessenen Inhalten platziert waren. Rechte Verschwörungstheorien des Inhabers dürften nicht behilflich sein, diesem Trend entgegenzuwirken. (red, 29.11.2023)