"Mir geht es immer noch nicht so gut", erklärte der sichtlich gezeichnete Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz in Rom. Er war zwar in der Audienzhalle zugegen, aber er sagte nur wenige Worte; die Katechese verlas ein Kurienbischof. "Mit der Grippe ist die Stimme nicht schön", erklärte Franziskus. Der 86-jährige Pontifex leidet seit mehreren Tagen unter Erkältungssymptomen und einer Atemwegserkrankung, wohl eine Lungenentzündung; schon am vergangenen Sonntag konnte er das traditionelle Angelus-Gebet am Fenster des apostolischen Palastes nicht selber vortragen. Bereits im vergangenen März musste der Papst wegen einer akuten Lungenentzündung behandelt werden.

Papst Franziskus
Franziskus hätte sich auf seine Rede vor der Klimakonferenz gefreut, doch seine schwache Gesundheit lässt dies nicht zu.
IMAGO/Evandro Inetti

Der Vatikan versichert zwar, dass sich der Gesundheitszustand des Papstes in den vergangenen Tagen verbessert habe. Das ändert aber nichts daran, dass Franziskus seinen Besuch der UN-Klimakonferenz in Dubai "auf Anraten der Ärzte" absagen musste, wie der Vatikan am Dienstagabend mitteilte: Eine fünfstündige Flugreise nach Dubai wäre nach Ansicht der Mediziner in seinem jetzigen Zustand nicht ratsam gewesen. Der Papst wollte am kommenden Freitag zur Konferenz fliegen und am Sonntag wieder nach Rom zurückkehren; der Vatikan hatte noch am Dienstag das detaillierte Programm des päpstlichen Besuchs in Dubai bekanntgegeben.

Vatikansprecher Matteo Bruni betonte, dass der Papst "mit großem Bedauern" auf seine Reise nach Dubai verzichte. Es wäre das erste Mal gewesen, dass ein Papst auf einer Weltklimakonferenz gesprochen hätte. Das Klima und der Umweltschutz sind im Pontifikat von Franziskus in den letzten Jahren immer zentraler geworden, und für den Klimagipfel in Dubai hatte sich der Papst viel vorgenommen. Er wollte die zahlreichen Staats- und Regierungschefs, die sich in Dubai versammeln, eindringlich dazu ermahnen, die Schöpfung zu bewahren und beim Schutz des Klimas keine weitere Zeit mehr zu verschwenden.

Päpstliches "Klima-Manifest"

Franziskus hatte bereits am 4. Oktober ein eigenes "Klima-Manifest" in Form des päpstlichen Lehrschreibens "Laudate Deum" veröffentlicht. Das Datum war kein Zufall: Der 4. Oktober ist der Feiertag seines Namensgebers, des Heiligen Franz von Assisi, Schutzpatron der Tiere und der Umwelt. "Laudate Deum" ist eine Fortsetzung der vor acht Jahren publizierten päpstlichen Öko-Enzyklika "Laudato si" – und ein für vatikanische Verhältnisse radikales Dokument. Der Papst stellt sich unmissverständlich hinter Gruppen wie der Letzten Generation: Diese füllten eine Lücke in der Gesellschaft, die einen "gesunden Druck" ausüben müsste. Es liege an jeder Familie, zu bedenken, "dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht", heißt es in "Laudate Deum".

Ein besonderer Dorn im Auge sind dem Papst diejenigen Politiker, die den Klimawandel leugnen oder dessen menschliche Ursachen infrage stellen. "Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, ,Grünes', Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird. Geben wir endlich zu, dass es sich um ein in vielerlei Hinsicht menschliches und soziales Problem handelt", schreibt der Papst. Ähnliches hätte er wohl auch in Dubai gesagt. Die Klimawandelleugner verortet der Papst keineswegs nur in rechtspopulistischen Parteien, sondern auch in seiner Kirche, namentlich in der konservativen Fraktion der US-Kirche.

In seinem jüngsten Lehrschreiben warnt der Papst auch davor, die Hoffnung allein auf neue Technologien zu setzen. "Einfach nur eine technische Lösung für jedes auftretende Umweltproblem zu suchen bedeutet, Dinge zu isolieren, die in der Wirklichkeit miteinander verknüpft sind, und die wahren und tiefsten Probleme des weltweiten Systems zu verbergen", betont Franziskus in "Laudate Deum". Es treffe zwar zu, dass technologische Fortschritte einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten. "Aber wir laufen Gefahr, in einer Logik des Ausbesserns, des Flickens und des Zusammenheftens gefangen zu bleiben", schreibt der Papst. Stattdessen fordert Franziskus eine "umfassende Veränderung des unverantwortlichen Lebensstils, der mit dem westlichen Modell verbunden ist". (Dominik Straub aus Rom, 29.11.2023)