Efrat Bron-Harlev
Efrat Bron-Harlev behandelt Kinder, die die Hamas freigelassen hat.
The Schneider Hospital

Sichtlich erleichtert wandte sich die israelische Kinder­ärztin Efrat Bron-Harlev kürzlich an die Öffentlichkeit: "Es gibt nicht genug Worte, um die Emotionen auszudrücken, die wir in dieser Zeit gemeinsam mit den Familien und der gesamten Nation empfinden." Es sei ein Privileg, sagte sie, die aus der Geiselhaft der Hamas endlich freigelassenen Kinder nun versorgen zu können.

Vier der zurückgekehrten israelischen Kinder wurden nach ihrer Freilassung im Schneider-Zentrum für Kindermedizin in Petah Tikva bei Tel Aviv behandelt: Neun, fünf, vier und zwei Jahre sind sie alt. Der Zustand der Kleinen sei stabil, die psychosoziale und medizinische Ver­sorgung sichergestellt, so die 57-jährige Medizinerin. Sie ist selbst Mutter von vier Söhnen und leitet seit Oktober 2020 das Kinderkrankenhaus.

Schon ihr bisheriges Leben widmete Bron-Harlev vor allem der Medizin. Dass sie Ärztin werden wollte, wusste sie bereits mit drei Jahren, erklärt sie in einem Interview – dieses Ziel verlor sie nicht mehr aus den Augen. Ihre Ausbildung begann sie mit einem Studium an der medizinischen Fakultät der Ben-Gurion-Universität im Süden Israels; danach ging sie in die USA, um in Harvard ­Public Health zu studieren. Wovon sie während ihrer medizinischen Laufbahn stets überzeugt war: Medizin ist für sie nicht nur ein Beruf, sondern Berufung – ja sogar Teil ihrer Identität. Als Kinderärztin geht es Bron-Harlev erklärtermaßen vor allem darum, ihre kleinen Patienten nicht nur auf ihre Krankheit zu reduzieren.

Einsatz für alle

In der Vergangenheit setzte sich Bron-Harlev unter anderem dafür ein, dass auch in der israelischen Peripherie und in den Palästinensischen Autonomiegebieten eine breite medizinische Versorgung – insbesondere für Kinder – bereitgestellt wird. Dafür erhielt sie im Jahr 2017 das Abzeichen Rotary Shield of Tolerance.

Und auch im März 2022, als sie von einer israelischen Unternehmerin gefragt wurde, ob sie denn Kinder aus Kiew aufnehmen würde, zögerte sie nicht. Mithilfe ihrer Kolleginnen und Kollegen im Spital wurde alles in die Wege ge­leitet, um den ukrainischen Kindern ­medizinische Behandlung in Israel zu ­ermöglichen.

Sie sei in jener Woche oft gefragt worden, ob die Kinder jüdisch seien, sagt sie. Das spiele für sie allerdings keine Rolle: In ihrem Krankenhaus kümmere man sich um alle Kinder, egal woher sie kommen. (Vanessa Steiner, 29.11.2023)