Luis Diaz jubelt über sein Tor gegen den LASK
Luis Diaz brachte die vor allem in der ersten Halbzeit entfesselnd aufspielenden Reds früh auf Kurs.
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So hoch hat der LASK zuletzt vor eineinhalb Jahren verloren. Der Trainer hieß Andreas Wieland, der Gegner WSG Tirol, das Ergebnis lautete 0:4. Am Donnerstag setzte es dieselbe Niederlage, die Bühne war – bei aller Liebe zum Tiroler Tivoli – ehrwürdiger. An der Anfield Road unterlagen die Linzer dem FC Liverpool. "Die Qualität war einfach zu viel für uns", sagte Torhüter Tobias Lawal in den Katakomben nach dem Spiel. Was nimmt das Team von dieser Niederlage mit?

Zunächst und unmittelbar nach dem Abpfiff: Souvenirs. Filip Stojkovic tauschte das Trikot mit Luis Diaz, Moses Usor bekam jenes von Mohamed Salah. Die LASK-Profis kamen nicht als Touristen nach England. Sie starteten mutig in das Spiel, liefen den Gegner hoch an und wurden dafür mit einem Doppelpack der Reds nach 15 Minuten bestraft. "Wir haben uns viel vorgenommen, viel riskiert", sagte Trainer Thomas Sageder auf der Pressekonferenz nach der Partie. "Es war nicht mehr drinnen. Ein Tor hätten wir gern geschossen, das hätten wir uns verdient gehabt."

An der Chancenauswertung muss gearbeitet werden. Lange kamen seine Teamkollegen zu gar keiner Torchance, erst in der 55. Minute schoss mit Marin Ljubicic ein LASK-Spieler erstmals in Richtung gegnerisches Tor. "Der letzte Pass kam nicht an, auf diesem Level macht das den Unterschied", sagte Trainer Sageder. In der Folge, als die Partie entschieden schien, kamen Ibrahim Mustapha und Robert Zulj zu gefährlichen Abschlüssen, für einen Treffer reichte es nicht.

Das Problem betrifft den LASK nicht exklusiv, auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp bemängelte die Torausbeute seines Teams. Während der Partie ärgerte er sich immer wieder über schlampige Abschlüsse, danach sprach er von Fußball à la "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei, das hat mir nicht gefallen".

Fans des LASK
Auch für die Fans des LASK war die Partie in Anfield ein Highlight.
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Das Match an der Anfield Road kann als Motivator interpretiert werden. "Das Spiel werde ich nicht so schnell vergessen, es ist ein Karrierehighlight", sagte etwa Lawal. "Wir haben gemerkt, dass uns auf Topmannschaften noch etwas fehlt. Mein Ziel ist, dass wir da hinkommen. Verteidiger Philipp Ziereis hat gelernt, "was absolute Weltklasse ist". Er bekam es unter anderem mit Angreifer Salah zu tun. "Da verspringt kein Ball, er macht aus jeder Situation etwas. Wenn er etwa einen unmöglichen Winkel hat, legt er quer. Das ist schon beeindruckend." Liverpool spiele auf Topniveau, "dass wir uns damit messen dürfen, ist eh geil für uns", fand Ziereis. "Das wird uns weiterbringen. Mit ein bisschen Abstand wird das jeder mehr genießen können."

Trainer Sageder blickt selbstkritisch auf das Spiel. Er stellt sich viele Fragen: "Was hätten wir anders machen, anderes trainieren können?" Seine ersten Antworten: "In diesem Spiel haben wir alles aus unserer Werkzeugkiste versucht: Systemumstellung, personelle Veränderung, anderes Anlaufverhalten. Letztendlich hat sich die Charakteristik vom Spiel nur marginal geändert. Wir sind auf einem guten Weg, aber für Liverpool an der Anfield Road reicht es nicht."

Robert Zulj mit einem Ferserl.
Robert Zulj versuchte es in der Schlussphase mit einem improvisierten Ferserl.
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Verletzung und Hoffnung

Stürmer Mustapha bringt eine Verletzung aus Liverpool mit. Der 23-Jährige wurde in der 61. Minute eingewechselt, ging aber schon 13 Minuten später wieder vom Platz. Am Freitag steht ein MRT-Termin an, der Verdacht lautet auf Bänderverletzung im Sprunggelenk.

Der LASK holte in Liverpool keine Punkte, aber die Hoffnung bleibt. Im Parallelspiel der Gruppe E zwischen FC Toulouse und Union Saint-Gilloise fielen keine Treffer. Im letzten Gruppenspiel gegen Toulouse geht es für den LASK um Platz drei, den damit verbundenen Umstieg in die Conference League und auch um Geld. Ein Sieg wäre 630.000 Euro wert, das Erreichen der Zwischenrunde in der Conference League 300.000 Euro. Nicht unwesentlich, denn der LASK schrieb im Geschäftsjahr 2022/23 ein Minus in Höhe von 3,74 Millionen Euro. Der LASK braucht gegen die Franzosen einen Sieg, Saint-Gilloise darf im Heimspiel gegen den feststehenden Gruppensieger Liverpool nicht gewinnen. (Lukas Zahrer aus Liverpool, 1.12.2023)