Schnee Ampel
In Österreich kam es wegen heftiger Schneefälle zu Zugausfällen und Feuerwehreinsätzen.
IMAGO/Philippe Ruiz

Innsbruck/Bregenz/Linz/Wien – Ergiebiger Schneefall hat am Samstag in weiten Teilen Österreichs zu umfangreichen Verkehrsbehinderungen geführt. Tiefwinterliche Fahrverhältnisse führten nicht nur ganz im Westen – Vorarlberg und Tirol –, sondern auch in Ober- und Niederösterreich und im Süden zu Problemen. Die Wiener Außenring Autobahn A21 in Niederösterreich wurde aufgrund mehrerer hängen gebliebener Fahrzeuge Samstagmittag in beide Richtungen gesperrt – wann die Sperre aufgehoben wird, ist unklar.

Der ÖAMTC berichtet von zahlreichen Verkehrsproblemen vor allem an der Alpennordseite und am Alpenostrand. Auch Autobahnen waren betroffen, Fahrzeuge blieben hängen, was wiederum die Straßenräumungsarbeiten erschwerte. "Im Laufe der Nachmittagsstunden hat sich die Lage auf Österreichs Straßen leider nicht entschärft. Zahlreiche Bäume sind unter der Schneelast umgeknickt und müssen entfernt werden", teilte eine ÖAMTC-Sprecherin am späten Nachmittag mit. Es seien bedauerlicherweise auch etliche, nicht auf den Wintereinbruch vorbereitete, schlecht ausgerüstete Verkehrsteilnehmende unterwegs: "Fahrzeuge stellen sich quer oder bleiben auf Bergstraßen hängen und stellen so ein großes Verkehrshindernis dar."

Schnee Österreich Einsatz Straßen
Tiefwinterliche Fahrbahnverhältnisse.
APA/EXPA/ ERICH SPIESS

Gesperrt waren neben der A21 die Süd Autobahn (A2) bei Wolfsberg Nord und dem Gräberntunnel Richtung Graz und die Pyhrn Autobahn (A9) zwischen dem Knoten St. Michael und dem Knoten Peggau-Deutschfeistritz, wobei sich laut ÖAMTC auf der Umleitungsstraße (S6-Knoten Bruck – S35) zahlreiche Staus und Unfälle ereigneten, was Verzögerungen von bis zu zwei Stunden zur Folge hatte. Die B317 (Friesacher Straße) musste wegen umgefallener Bäume zwischen Scheifling und Neumarkt gesperrt werden, die B110 (Plöckenpass Straße) auf italienischer Seite nach einem Felssturz.

Auf der B7 (Brünner Straße) war am Samstagnachmittag der Grenzübergang aufgrund von Überlastung vorübergehend gesperrt, auf der A1 (West Autobahn) wurden ausgedehnte Staus zwischen dem Knoten Steinhäusl und der Westeinfahrt verzeichnet. Die B38 (Böhmerwald Straße) musste zwischen Freistadt und Rohrbach gesperrt werden.

Bahnverkehr mit Ausfällen

Auch im Bahnverkehr führte der Wintereinbruch zu erheblichen Beeinträchtigungen. Das Deutsche Eck zwischen Salzburg und Kufstein beziehungsweise nach München wird bis Sonntag gesperrt. Es wurde zwar eine Umleitung über Zell am See eingerichtet, Verspätungen von bis zu zwei Stunden mussten aber in Kauf genommen werden.

In Tirol gab es zeitweise immer wieder Unterbrechungen auf der Arlberg- und der Brennerstrecke, weil Bäume auf die Oberleitung stürzten. Betroffen war etwa auch die Karwendelbahn. Sechs Ortsteile waren aufgrund von Straßensperren zunächst nicht erreichbar: Ginzling im Zillertal, Gries am Brenner, Vögelsberg (Gemeinde Wattens) sowie Unterberg, Großvolderberg und Volderwildbad (alle Gemeinde Volders).

Zug Schnee Österreich
Im Zug von Vorarlberg nach Wien.
Privat

ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair riet in Westösterreich von nicht notwendigen Zugreisen dringend ab. Ausfälle gab es auch am Flughafen Innsbruck, wo der Flugbetrieb eingeschränkt wurde.

In Vorarlberg kam es ebenfalls zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen, vor allem wegen auf Straßen umgekippter Bäume. In einem Nachtlokal in Dornbirn saßen nach einem Erdrutsch 91 Personen fest, Gefahr für sie bestand nach Angaben der Stadt aber keine. Sie konnten am Samstagmorgen evakuiert werden.

Freiwillige Feuerwehren im Einsatz

In Oberösterreich und in Niederösterreich kam es wegen der starken Schneefälle in der Nacht auf Samstag zu hunderten Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr. In Niederösterreich mussten die Feuerwehren in den vergangenen zwölf Stunden zu rund 120 Fahrzeugbergungen ausrücken. Auf der B36 im Bezirk Melk etwa war am Freitagabend ein Tanklaster umgekippt, teilte Feuerwehrsprecher Klaus Stebal mit. Rund 130 Einsätze wurden aufgrund umgestürzter Bäume und Stauden verzeichnet. Das Haupteinsatzgebiet war das Wald- und das Weinviertel.

Schnee Bus
Der Wintereinbruch hat Österreich voll im Griff.
APA/EXPA/ STEFANIE OBERHAUSER

In Oberösterreich absolvierten allein von Mitternacht bis Samstagmittag (von etwa rund 900 Wehren in ganz Oberösterreich) 430 Feuerwehren über 790 Einsätzen mit ca. 6.400 Einsatzkräften, teilte das Landesfeuerwehrkommando in einer ersten Bilanz mit. Die meisten Einsätze betrafen hängen gebliebene Fahrzeuge sowie massiven Schneedruck, der Stromleitungen kappte. Etwa 26.000 Haushalte waren laut Netz Oberösterreich gegen 10.00 Uhr ohne Strom.

"Bitte bleiben Sie zuhause, vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto", appellierte Hannes Niedermayr vom Landesfeuerwehrkommando (LFK) Oberösterreich. Vom Zentralraum bis Innviertel seien die Einsatzkräfte schon "ziemlich gestresst".

Stromausfalls im Murtal, Mobilfunk droht auszufallen

Eine Aufnahme der Schneemassen in Lech (Vorarlberg).
Privat

Beim Landesfeuerwehrkommando Salzburg berichtete man von bisher 100 Einsätzen. Hauptbetroffen waren der Flachgau und der Tennengau. Das Gros der Alarmierungen lag wie in Oberösterreich bei umgeknickten Bäumen und hängen gebliebenen Fahrzeugen. Sowohl seitens der Feuerwehr als auch die Landespolizei berichteten hauptsächlich von Sachschäden. Personen seien soweit keine erheblich verletzt worden.

Auch in Kärnten und der Steiermark sorgte die winterliche Witterung für Probleme. Im steirischen Murtal bzw. den Bezirken Murtal und Murau waren wegen eines geknickten Hochspannungs-Strommasts am Abend 20.000 Haushalte ohne Strom, was vermutlich auch über Nacht so bleiben wird, sagte Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik, und: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Mobilfunknetze über Nacht zusammenbrechen könnten." Die Feuerwehr werde die Rüsthäuser vorsorglich besetzen, diese wären dann über Nacht zentrale Kommunikationspunkte für Notfälle. Man arbeite mit allen verfügbaren Monteuren an der Behebung der Störung, seit Einbruch der Nacht ist die Arbeit aber noch schwieriger geworden. Die Landeswarnzentrale Steiermark teilte mit, dass auch die Rotkreuz-Dienststellen über Nacht und den Sonntag besetzt werden. Rotes Kreuz und Feuerwehren können im Notfall über den Behördenfunk Hilfe organisieren.

Schnee Wien Öffis Verspätung
Schnee in Wien.
Privat

In Kärnten waren gegen 13.30 Uhr rund 4.000 Haushalte ohne Strom, die betroffenen Gebiete lagen von Villach ostwärts. Wie die Asfinag berichtete, sorgten massive Schneefälle dafür, dass schlecht ausgerüstete Lkw auf den Steigungsstrecken der Südautobahn (A2) insbesondere im Bereich Wolfsberg sowie auf der Pyhrnautobahn (A9) beim Gleinalmtunnel die Fahrbahnen blockierten. Die Schwerfahrzeuge waren teilweise ohne Winterreifen und Schneeketten unterwegs gewesen. Beim Gleinalmtunnel stürzten auch noch mehrere Bäume unter der Schneelast um. Erst nach Beseitigung dieser Hindernisse konnte sich die Feuerwehr zu den auf allen Fahrspuren quer stehenden Lkw vorkämpfen. Die A2 bei Wolfsberg wurde noch vor 15.00 Uhr wieder freigegeben. Die A9 war beim Gleinalmtunnel am Nachmittag weiterhin in beiden Richtungen gesperrt.

Starken Schneefall gab es am Samstag auch in Wien, zur Erleichterung der Einsatzkräfte hielten sich aber die damit einhergehenden Behinderungen in Grenzen. Die Berufsfeuerwehr berichtete Samstagmittag von "kleineren Einsätzen", das Arbeitsaufkommen sei überschaubar.

Lawinengefahr stark angestiegen

Prognostizierte große Neuschneemengen kombiniert mit einer schwachen Altschneedecke führen am Wochenende auch zu einem Anstieg der Lawinengefahr in Tirol. Ab Samstag werde seitens des Lawinenwarndienstes für weite Teile des Bundeslandes über 2.000 Meter Seehöhe Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala ausgegeben, also große Gefahr, teilte das Land mit. Von Freitag bis in die Nachtstunden von Samstag auf Sonntag werden ergiebige Niederschläge erwartet.

Die Schneefallgrenze soll dabei sukzessive bis in die Täler absinken. Südlich des Inntals würden auf den Bergen voraussichtlich 40 bis 60 Zentimeter Neuschnee hinzukommen. In Osttirol sei verbreitet mit 60 bis 80 Zentimetern zu rechnen. Für die Gefahr von Schneebrettern erschwerend hinzu komme ein starker Wind – vor allem entlang des Hauptkamms und in Osttirol, hieß es.

Schnee Österreich Sperre
Die Landeswarnzentralen raten zur Vorsicht.
IMAGO/Daniel Scharinger

Sorgen bereitete den Verantwortlichen vor allem der Sonntag, an dem wieder ein schöneres Wetter herrschen soll und viele wintersportbegeisterte Tiroler zu Skitouren aufbrechen könnten. "Informieren Sie sich ausreichend und lassen Sie größtmögliche Vorsicht walten", appellierte Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) an die Bevölkerung. Das Risiko reduziere man am Wochenende am besten, wenn man "möglichst defensiv unterwegs ist, Steilhänge über 30 Grad meidet und Auslaufbereiche unter Steilhängen umgeht", betonte zudem Patrick Nairz, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol: "Spontane Lawinen, Setzungsgeräusche und Risse sind Zeichen hoher Störanfälligkeit."

Asfinag warnt vor Wintereinbruch

Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Afsinag) hat am Freitag in einer Aussendung vor einem erneuten Wintereinbruch gewarnt, der sich insbesondere in hohen Lagen, wie etwa auf der Tauernautobahn (A10) bemerkbar machen wird. Hier sind laut aktuellen Prognosen übers Wochenende bis zu einem Meter Neuschneemengen möglich, wobei die dafür verantwortlichen Niederschläge in der Nacht auf Samstag erwartet werden.

Straße Kaprun
Von nicht unbedingt notwendigen Fahrten rät der ÖAMTC dringend ab.
APA/EXPA/ STEFANIE OBERHAUSER

Vorsicht gilt aber auch in tieferen Lagen. Die Asfinag wird ihre Autobahnmeistereien laut Aussendung im Volleinsatz haben und rät den Verkehrteilnehmenden ihre Geschwindigkeit anzupassen und den Abstand zum vorderen Fahrzeug zu vergrößern.

Der ÖAMTC appellierte an Verkehrsteilnehmende, sich vor Fahrtantritt über die aktuelle Straßen- und Wettersituation zu informieren und bei Fahrten in höhere Lagen unbedingt Schneeketten mitzunehmen. Von nicht unbedingt notwendigen Fahrten wurde dringend abgeraten. (red, APA, 2.12.2023)