Die Frau aus dem britischen Derbyshire dachte sich wohl nicht viel dabei, als sie, wie zahlreiche andere Menschen, im Rahmen von Black-Friday-Sonderangeboten einen Online-Einkauf tätigte. Sie bestellte einen wasserdichten Mantel der britischen Outdoormarke Regatta, der vergangene Woche bei ihr ankam. Als sie ihn probierte, so schreibt der "Guardian" unter Berufung auf die Käuferin, spürte sie etwas im Ärmel, das die Bewegungsfreiheit ihres Ellbogens einschränkte.

Sie schnitt den Mantel auf – und fand den Ausweis eines chinesisches Mannes, der auf einem Polizeifoto in Häftlingskleidung zu sehen ist. Der Ausweis befand sich in einer Plastikhülle mit der Aufschrift "Hergestellt vom Gefängnisbüro des Justizministeriums".

Ragatta Jacke
Regatta
Lässt das Outdoor-Label Regatta in Gefängnissen produzieren?
STANDARD

Dem Label zufolge wurde der Mantel im Juli 2023 in China produziert. Laut "Guardian" geben Informationen auf der Regatta-Website und ein im Mantel eingenähter QR-Code auch Myanmar als Herstellungsort an.

Regatta dementiert

"Ich fühle mich nicht sehr wohl dabei", sagte die Frau dem "Guardian". "Ich weiß, dass es in China legal ist und dass wir in Großbritannien andere Standards und solche Dinge haben, aber man erwartet trotzdem nicht, dass Gefangene Kleidung herstellen." Regatta bestreitet, dass das Kleidungsstück durch Gefängnisarbeit produziert wurde.

Die Kundin wandte sich zunächst per Online-Chatfunktion an Regatta, wo die erste Reaktion "Wow, das ist das erste Mal" lautete. Ihr wurde gesagt, sie solle den Ausweis entsorgen, wenig später bat man sie allerdings, das Kleidungsstück samt Ausweis zurückzuschicken, und versprach ihr einen neuen Mantel. Dass es sich um den Ausweis einen Häftlings handelt, wurde verneint: Es sei ein chinesischer Arbeitsausweis aus Regattas Fabrik in China.

Strenge Richtlinien

Regatta erklärte, den Vorfall ernstgenommen und geprüft zu haben. "Nach einer gründlichen Untersuchung können wir sagen, dass dieses Kleidungsstück in einer vollständig regelkonformen Fabrik hergestellt wurde und dass bei zahlreichen Fabrikinspektionen, einschließlich einer zertifizierten Besichtigung durch Dritte, keine Verstöße gegen unsere Richtlinien festgestellt wurden", hieß es von einem Sprecher des Unternehmens. Man untersuche weiterhin, wie der Ausweis in den Mantel gelangen konnte.

Einer eigenen Richtlinie des Unternehmens zufolge ist "Zwangs- oder Gefängnisarbeit in der Lieferkette verboten". Regatta ist zudem Mitglied der Ethical Trading Initiative, einer Organisation, die die Einhaltung bestimmter Richtlinien und ethischer Arbeitsstandards verlangt, darunter das Verbot von Zwangs- oder unfreiwilliger Gefängnisarbeit. (maa, 1.12.2023)