Während Kreditnehmer noch mit den Auswirkungen der starken Zinserhöhungen der Notenbanken zu kämpfen haben, wird an den Finanzmärkten immer deutlicher auf eine baldige Lockerung der geldpolitischen Zügel spekuliert. Die Erwartung fallender Zinsen im nächsten Jahr hat Gold einen Preisschub verliehen und das Edelmetall auf den neuen Rekordstand von 2135 US-Dollar je Feinunze getrieben. Gleichzeitig hat auch die Kryptowährung Bitcoin ihren Aufwärtstrend fortgesetzt und erstmals seit Mai 2022 wieder die Marke von 40.000 Dollar übersprungen.

Ein Stapel Goldbaren.
Am Montag kostete eine Feinunze Gold mit 2135 US-Dollar so viel wie nie zuvor.
APA/AFP/DAVID GRAY

Die Preisrally von Gold und Bitcoin erfolgte nach Aussagen von Christopher Waller, Direktor der US-Notenbank Fed, der die Diskussion über eine mögliche Zinssenkung im nächsten Jahr losgetreten hatte. Der Währungshüter betonte, es gebe gute ökonomische Argumente für eine geldpolitische Lockerung, falls die Inflation noch weitere Monate zurückgehe. Im Oktober ist die US-Teuerung von 3,7 auf 3,2 Prozent zurückgegangen, liegt damit aber immer noch über dem Zielwert von zwei Prozent.

"Verfrüht zu spekulieren"

Am Freitag versuchte Fed-Chef Jerome Powell die Erwartungen wieder etwas zu dämpfen: "Es wäre verfrüht, mit Zuversicht zu dem Schluss zu kommen, dass wir eine ausreichend restriktive Haltung erreicht haben, oder darüber zu spekulieren, wann die Geldpolitik gelockert werden könnte." Dennoch legten Gold und Bitcoin über das Wochenende deutlich zu.

Für solche Vermögenswerte sind tendenziell fallende Zinsen positiv für die Kursentwicklung, da beide keine laufenden Erträge, also Zinsen, abwerfen. Zum Vergleich: Derzeit werfen zehnjährige US-Staatsanleihen eine jährliche Rendite von 4,24 Prozent ab. Wobei sich auch hier bereits die Erwartung künftig tieferer Zinsen bemerkbar gemacht hat, denn im Oktober hatte der Rendite mit mehr als fünf Prozent noch den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht.

Börsengehandelter Fonds

Im Gegensatz zu Gold fehlt Bitcoin noch ein gutes Stück auf neue Preisrekorde, am Montag kostete die Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp 41.343 Dollar. Den Kurs treibt die Aussicht, dass die US-Regulierungsbehörden bald börsengehandelte Bitcoin-Fonds zulassen könnten. Im Vorjahr war der Bitcoin-Kurs auf weniger als 15.000 Dollar eingebrochen. Damals hatten unter anderem Turbulenzen am Kryptomarkt im Zusammenhang mit der Pleite der Plattform FTX einen Kurssturz ausgelöst. Trotz der starken Kurserholung ist Bitcoin vom Rekordhoch bei rund 69.000 US-Dollar im November 2021 aber noch weit entfernt.

Digitalwährungen profitieren schon seit einer Weile von der Aussicht auf die Zulassung von auf Bitcoin basierenden ETF-Fonds in den USA. Experte halten die Zulassung durch die US-Börsenaufsicht Anfang des neuen Jahres für recht wahrscheinlich. Ein solcher Schritt würde die Nachfrage nach Bitcoins, der weltweit größten und bekanntesten Digitalwährung, ankurbeln. Sollte es allerdings keine Zulassung geben, dürfte der Bitcoin-Kurs wohl wieder unter Druck geraten – zumal viele Großinvestoren und Unternehmen Investitionen in Bitcoin nach wie vor misstrauisch gegenüberstehen. Mit einem Marktwert von nun wieder mehr als 800 Milliarden Dollar ist Bitcoin die mit Abstand größte Kryptowährung. (aha, 4.12.2023)