Der Eingang der Wiener Kathrein Privatbank
Einige Kunden wurden geschädigt und entschädigt, mit den Erben eines großen Kunden ist sich die Bank noch nicht über die Schadenshöhe einig.
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Viel höher als zunächst vermutet dürfte jener Schaden in der Kathrein Privatbank sein, den ein inzwischen entlassener Mitarbeiter verschuldet haben soll. Der Privatbanker dürfte bereits in den 1990er-Jahren begonnen haben, Kundengelder abzuzweigen – der bis jetzt festgestellte Schaden soll sich um die 27 Millionen Euro bewegen.

Wie berichtet hat die Privatbank, die auf vermögende Klientel und Privatstiftungen spezialisiert ist und der Raiffeisenbank International (RBI) gehört, in ihrem jüngsten Geschäftsabschluss veröffentlicht, dass sie im Mai 2023 einen Mitarbeiter entlassen habe. Dies, nachdem ein "potenzieller Schadensfall" entdeckt worden sei. Das damalige Zwischenergebnis kam auf einen Schaden von 6,1 Millionen Euro, für den auch eine Rückstellung gebildet worden sei.

WKStA ermittelt

In der Causa ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen eine Person. Es soll um den Vorwurf der Veruntreuung gehen, Hausdurchsuchungen und Kontoöffnungen soll es gegeben haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Bank selbst erklärte Ende voriger Woche auf Anfrage nur, dass man Unregelmäßigkeiten durch einen Mitarbeiter festgestellt habe, seine Entlassung und eine Strafanzeige seien die Folge gewesen. Zudem sei eine Wirtschaftsprüfungskanzlei zur Untersuchung beigezogen worden. Zur Schadenshöhe wollte die Bank angesichts laufender Untersuchungen nichts sagen.

Erben eines Kunden sollen mit Klage gedroht haben

Wie DER STANDARD inzwischen erfahren hat, sollen rund zehn Kunden um Geld gekommen sein. Besonders betroffen war offenbar jedoch ein langjähriger Kunde der Bank, zu dem der inzwischen entlassene Betreuer ein enges Verhältnis aufgebaut haben soll. Dieser Kunde ist inzwischen verstorben. Nach Aufkommen der Unregelmäßigkeiten wurden sich Erbengemeinschaft und die Bank in Hinblick auf die Höhe der Schadenssumme nicht einig, was die Erben dazu bewogen haben soll, die Möglichkeit einer Klage in den Raum zu stellen. Das war offenbar auch der Grund dafür, die Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG mit einer forensischen Aufarbeitung der Causa zu befassen. Ihr Endbericht steht noch aus.

Zur auf rund 27 Millionen Euro gestiegenen Schadenssumme wollte die Bank auch am Montag nichts sagen, unter Verweis auf die laufende Prüfung. Der "geringen Anzahl an betroffenen Kunden" habe man den Schaden bereits ersetzt, teilte ein Sprecher aber mit. Bei einem Kunden sei die Analyse des Prüfungsteams noch nicht abgeschlossen, weswegen es noch keine Einigung gebe. Die Bank habe jedenfalls entsprechende Vorsorgen getroffen, die im Bedarfsfall angepasst würden.

Bank ist "zutiefst betroffen"

Und, so heißt es in der Stellungnahme: Man lege größten Wert auf eine transparente Aufklärung, habe die betroffenen Kunden unverzüglich nach Bekanntwerden der Vorfälle informiert und die Behörden ebenso. Von den mutmaßlich kriminellen Tätigkeiten des Ex-Mitarbeiters sei man "zutiefst betroffen". (Renate Graber, 5.12.2023)