Wien – Im Osten ist der Schneefall am Mittwoch nach kurzer Pause zu Wochenbeginn wieder zurückgekehrt. Deutlich spürbar war das vor allem für Pendlerinnen und Pendler in Wien: Dutzende Bus- und Straßenbahnlinien fuhren nur in unregelmäßigen Intervallen. Grund war die Wetterlage, informierten die Wiener Linien auf ihrer Website.

Auf Anfrage des STANDARD bestätigte eine Sprecherin der Wiener Linien, dass es Mittwochfrüh wegen des Schneefalls zu einigen Verspätungen auf mehreren Verbindungen gekommen ist. "Auf glatten Schneefahrbahnen fließt der Individualverkehr langsamer und es kommt häufiger zu Unfällen. Dies hat auch Auswirkungen auf unsere Busse und Straßenbahnen, nicht aber auf die U-Bahnen", heißt es. Wenn Schnee und Eis von Räumfahrzeugen auf Gleise geschoben würden, könne dies ebenfalls zu Verzögerungen führen, betont eine Sprecherin. Im Laufe des Vormittags habe sich die Situation aber deutlich beruhigt.

Personen warten auf öffentliche Verkehrsmittel
Pendlerinnen und Pendler in Wien brauchten wieder mehr Geduld im Frühverkehr.
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U-Bahn-Linien waren von den witterungsbedingten Störungen aktuell nicht betroffen, jedoch kam es am Mittwochvormittag auf den Linien U4 und U6 zu Verspätungen wegen eines schadhaften Fahrzeugs.

ÖBB meldete keine Störungen

Auf den Strecken der ÖBB gebe es aktuell infolge des Schneefalls keine Störungen, betonte ein Sprecher. Die Zugstrecke Wels–Grünau sei zwar wegen Unwetterschäden gesperrt, die Schäden stammen dort aber noch von den Niederschlägen vom Wochenende. Seit Mittwochfrüh ist auch die Strecke zwischen München und Salzburg normal befahrbar. Die Verbindung München–Innsbruck ist voraussichtlich ab Donnerstag wieder verfügbar.

Auf Österreichs Straßen sei die Lage am Mittwoch nicht vergleichbar gewesen mit jener am Wochenende – die Wiener Außenring-Autobahn war am vergangenen Samstag wegen den starken Schneefällen gesperrt. "Es kommt zwar zu einzelnen Verzögerungen, aber Sperren und hängengebliebene Fahrzeuge sehen wir derzeit nicht", erklärte ein ÖAMTC-Sprecher. Aufgrund des Schneefalls würden aber Fahrten auf den Autobahnen rund um Wien, etwa auf der A21, der Südautobahn oder der A23, "etwas länger dauern".

U-Bahn Station Spittelau
Betroffen von den witterungsbedingten Störungen waren Bus- und Straßenbahnlinien.
IMAGO/Volker Preusser

Kostenrückerstattung bei ÖBB und Westbahn möglich

Am vergangenen Wochenende haben die starken Schneefälle in Österreich für massive Verspätungen und Ausfälle im Bahnverkehr gesorgt. Bahnreisende in Europa haben seit heuer jedoch keinen Anspruch auf Entschädigung bei höherer Gewalt wie Unwettern mehr. ÖBB und Westbahn bestätigten hingegen, Rückerstattungen wie gewohnt durchzuführen, wie Ö1 am Mittwoch berichtete.

Maria-Theresia Röhsler von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (APF) erklärte, grundsätzlich bekomme man bei Bahnverspätungen von mehr als einer Stunde 25 Prozent des Ticketpreises zurück, bei mehr als zwei Stunden 50 Prozent. Gestrandete Passagiere können demnach Geld für Hotel oder Taxi zurückfordern, sofern das Bahnunternehmen keine Lösung anbietet.

Bei Zugausfällen und -verspätungen müssen Bahnunternehmen in der EU seit Mitte Juni keine Entschädigung mehr zahlen, wenn außergewöhnliche Umstände der Grund sind. Zu den Szenarien, bei denen der Entschädigungsanspruch entfällt, zählen etwa extreme Witterungsbedingungen, Naturkatastrophen, Personen auf dem Gleiskörper, Kabeldiebstahl, Notfälle im Zug, Strafverfolgungsmaßnahmen und Sabotage oder Terrorismus.

80 Fahrzeuge im Einsatz

Die Wiener Linien informierten darüber, dass seit vergangenen Samstag sämtliche Schienenräum- und Streufahrzeuge sowie zusätzliche Funkwagen und Kontrollfahrzeuge im Winterdienst unterwegs sind. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rund 80 Fahrzeuge stehen zur Verfügung. Damit die Straßenbahnen und Busse beim Morgenauslauf freie Bahn haben und alle Mitarbeiter aus dem Fahrdienst überhaupt zum Dienst auf die Bahnhöfe und zu ihren Fahrzeugen kommen, sind die Wiener Linien mit eigenen Räumfahrzeugen unterwegs. Sie räumen alle Betriebsbahnhöfe und dazugehörigen Flächen.

Ab einer Schneehöhe von ungefähr fünf Zentimetern rücken Räumfahrzeuge aus, um den Schnee von Straßenbahn-Gleisen sowie U-Bahn-Bahnsteigen und Gehsteigen vor den Stationen zu räumen. Für die Räumung von Straßen ist grundsätzlich die MA 48 zuständig. Die Wiener Linien unterstützen die Straßenräumung bei Bedarf, damit Bim und Bus gut vorankommen, oder räumen Busbuchten, in denen sich zu viel Schnee angesammelt hat, informierte der Verkehrsbetrieb. In Wien sind grundsätzlich Hauseigentümer verpflichtet, den Gehweg vor ihrer Liegenschaft zu räumen. Das gilt für die gesamte Tiefe des Gehsteigs inklusive Haltestellen und das täglich von 6 bis 22 Uhr. Bei baulich getrennten Haltestellen sind die Wiener Linien für die Räumung zuständig. Dazu haben sie Fremdfirmen beauftragt.

Mehr Einsätze gibt es durch den Schnee in der Bundeshauptstadt auch für die Berufsfeuerwehr. Am Dienstag sorgten Dachlawinen, Schneewechten und Co. für 60 zusätzliche Einsätze, sagte Sprecher Christian Feiler. Am Mittwoch hielten sich die Einsätze noch im Rahmen, aber auch am Vortag erfolgte der Großteil der Verständigung erst, als die Menschen von der Arbeit nach Hause kamen. Diese werden übrigens "ganz normal als gebührenpflichtige Hilfeleistung" verrechnet, erläuterte Feiler. (ste, APA, 6.12.2023)