Toto und Susie Wolff.
AFP/HENRY NICHOLLS

London – Ermittlungen gegen Mercedes-Teamchef Toto Wolff und seine Frau Susie wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat sorgen in der Formel 1 für Wirbel. Der Rennstall wies die Vorwürfe in einer scharf formulierten Erklärung als grundlos zurück und attackierte den Weltverband FIA, der Mercedes nicht im Voraus über die Untersuchung informiert habe. Susie Wolff schrieb in einem Statement, sie sei "zutiefst beleidigt, aber traurigerweise nicht überrascht" über die Anschuldigungen.

Die FIA hatte am Dienstagabend durch ein knappes Statement eine Compliance-Prüfung von Vorwürfen in Medienberichten, unter anderem von www.motorsport.com, gegen einen - namentlich nicht genannten - Formel-1-Teamchef angekündigt. Hintergrund ist der bereits seit einiger Zeit vorliegende Bericht des Fachjournals BusinessF1 über einen angeblichen Interessenskonflikt des Österreichers Wolff und seiner Frau, über den sich andere Formel-1-Funktionäre bei FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem beschwert haben sollen.

Beschwerde

Demnach soll Susie Wolff als Geschäftsführerin der Frauen-Rennserie F1 Academy Zugang zu vertraulichem Wissen aus der Spitze der Formel 1 haben und dies angeblich mit ihrem Mann geteilt haben. Bei einem der kürzlich abgehaltenen Teamchefmeetings soll Toto Wolff laut BusinessF1 derartige Insiderinformationen aus Formel-1-Kreisen ausgeplaudert haben. Er soll im Gegenzug seine Frau über Gespräche zwischen den Teamchefs in Kenntnis gesetzt haben, sodass diese Informationen wiederum zum Rechteinhaber Liberty Media gelangt seien. Darüber habe sich ein anonymer Teamchef beschwert.

Susie Wolff wies "diese Anschuldigungen auf das Schärfste zurück", wie sie in einem Statement in den sozialen Netzwerken schrieb. Die Vorwürfe "scheinen auf einschüchterndem und misogynem (frauenfeindlichem) Verhalten zu basieren und fokussieren sich mehr auf meinen Familienstand denn auf meine Fähigkeiten". In ihrer Laufbahn im Motorsport habe sie bereits "zahlreiche Hindernisse überwunden, und ich weigere mich, meine Hingabe und Leidenschaft für die F1-Academy durch diese haltlosen Anschuldigungen überschatten zu lassen".

Auch der Mercedes-Rennstall betonte, man weise die Anschuldigungen zurück. Es sei "hochgradig überraschend" gewesen, von der FIA-Ermittlung über die Medien erfahren zu haben, hieß es in einem Statement vom Dienstagabend, das mit dem Satz abschloss: "Selbstverständlich bitten wir die FIA-Compliance-Abteilung um eine umfassende, prompte und transparente Korrespondenz zu dieser Untersuchung und ihren Inhalten."

Das Formel-1-Management teilte mit, nicht im Voraus Kenntnis von der FIA-Erklärung gehabt zu haben und drückte sein "volles Vertrauen aus, dass die Anschuldigungen falsch sind" und kein Mitglied des Teams unbefugt Informationen an einen Teamchef weitergegeben habe. Weiters verfüge die Formel-1-Führung über "robuste Prozesse und Verfahren", die "die Trennung von Informationen und Verantwortlichkeiten im Falle eines potenziellen Interessenskonflikts sicherstellen".

Der 51-jährige Toto Wolff ist seit 2013 Teamchef bei Mercedes und auch Mitbesitzer des Rennstalls. Seit 2011 sind der Wiener und die Schottin Susie Wolff verheiratet, sie haben einen sechs Jahre alten Sohn. Die 41-jährige Ex-Rennfahrerin Wolff war zuletzt auch mehrere Jahre Teamchefin beim Formel-E-Team Venturi. (APA, 6.12.2023)