KTM verlagert Teile seiner Motorradproduktion nach China und Indien.
KTM verlagert Teile seiner Motorradproduktion nach China und Indien.
APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

Wien/Mattighofen/Munderfing – Der von Pierer Mobility angekündigte Abbau von bis zu 300 Stellen im kommenden Jahr wird praktisch zur Gänze den KTM-Standort in Mattighofen-Munderfing treffen. Grund sind Verlagerungen nach Indien und China, wo die oberösterreichische Firma Partnerschaften unterhält. Der Abbau soll vor allem über natürliche Fluktuation und eine Absenkung der Zahl der geleasten Mitarbeiter erfolgen, erläuterte Pierer-Mobility-Finanzvorstand Viktor Sigl am Mittwoch im Gespräch mit der APA.

Die Zahl der Leiharbeiter solle von 350 auf 250 sinken. Weitere 150 bis 200 Stellen sollen über die natürliche Fluktuation wegfallen. Von "aktiven Maßnahmen", also einer Kündigung, werde, wenn überhaupt, "nur eine ganz geringe Anzahl" an Mitarbeitern betroffen sein, sagte der Manager.

Zahl der Mitarbeitenden seit 2011 mehr als verdreifacht

Sigl hob hervor, dass die Mitarbeiterzahl am Standort Mattighofen seit 2011 mehr als verdreifacht wurde – von rund 1.700 auf zuletzt 5.200 Mitarbeiter. "Wir haben auch im vergangenen Jahr 800 Mitarbeiter aufgebaut", so Sigl.

Auf die Frage, ob die Absenkung der Mitarbeiterzahl um 300 kommendes Jahr alles sei oder womöglich doch ein größerer Stellenabbau drohe, sagte der Finanzvorstand: "Aus heutiger Sicht sollte das fürs kommende Jahr alles sein."

Mittelklassemotorräder werden ausgelagert

"Verlagert wird die preissensible Mittelklasse an Motorrädern mit einem Hubraum von 700 bis 900 Kubikzentimetern, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig abzusichern", sagte Sigl. Dafür gebe es zwei Hauptgründe: "Die Zuliefersituation ist deutlich billiger als bei uns, und das bei einem deutlich niedrigeren Lohn- und Gehaltsniveau als in Europa." Die Zulieferkosten wiederum seien ein wesentlicher Teil der Kostenstruktur der Pierer Mobility und damit von KTM. Das treffe die Vorlieferanten, denn irgendwo müsse produziert werden: "Und was China betrifft, hat es dort gerade für die Mittelklasse bessere Rahmenbedingungen als in Europa."

In Europa seien aber immerhin die Zulieferrahmenbedingungen im "sportiven und performanten Offroad-Bereich" besser, so Sigl. "Letztendlich muss man sich ständig die Frage stellen, wo kann man so produzieren, dass man wettbewerbsfähige Preise im Markt unterbringt. Am Ende des Tages ist es der Kunde, der entscheidet. Er erwartet sich einen passenden Preis." Auf Nachfrage schätzte Sigl, dass ein gänzlich in Europa gebautes Mittelklassemotorrad um ein Drittel teurer wäre als ein in China produziertes.

Auf die gesamtwirtschaftlichen Erfahrungen mit den Lieferkettenverwerfungen in und nach der Corona-Pandemie im Zusammenhang mit der neusten strategischen Entscheidung der Verlagerung von Pierer Mobility angesprochen, sagte Sigl: "Hätten wir in Europa die Preise zu zahlen, die es braucht, um in Europa zu produzieren, dann würden wir diesen Schritt nicht setzen." (APA, 6.12.2023)