Ferdinand Feldhofer setzt sich keine Fristen. Aber natürlich vermisst er die Arbeit auf dem Fußballplatz.
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Ferdinand Feldhofer hatte am 15. November 2023 ein Déjà-vu. Er hat es nicht wirklich lustig gefunden, denn Häme oder Schadenfreude lehnt der 44-jährige Steirer strikt ab. An diesem Tag wurde Zoran Barisic, der Trainer von Rapid, gefeuert. Drei Tage zuvor hatten die Hütteldorfer in Hartberg 0:1 verloren. "So laufen die Mechanismen im Fußball", sagt Feldhofer dem STANDARD.

Rückblick: 15. Oktober 2022. Rapid unterliegt in Ried 0:1. Der Mechanismus hat die kurze Ära von Feldhofer, die am 29. November 2021 begonnen hatte, beendet. Sportgeschäftsführer Zoran Barisic zog am Tag darauf die Reißleine, setzte sich selbst auf die Trainerbank. Vielleicht hatte er auf den Mechanismus vergessen.

Feldhofer ist nicht nachtragend. Die Parallelen seien aber doch erstaunlich. "Wir waren damals in Ried total überlegen, der Treffer resultierte aus einem Elfer, es war gefühlt der einzige Torschuss. Und jetzt in Hartberg war Rapid extrem dominant." Der Trainer, sagt Feldhofer, sei eben das schwächste Glied. "Die ärmste Sau klingt mir dann doch zu hart."

Alles hinterfragt

An den Tag nach seiner Entlassung erinnert er sich logischerweise. "Du kriegst viele Nachrichten, viele wünschen dir alles Gute. Irgendwann hab ich das Handy weggelegt, mich zurückgezogen, alles aufgearbeitet, Zeit mit meiner Familie verbracht. Ich bin in kein Loch gefallen, hatte keine Selbstzweifel, aber natürlich habe ich alles sehr intensiv und detailliert aufgearbeitet und jede Entscheidung hinterfragt."

Der Abschied von Rapid hatte sich angekündigt, das 0:1 am 28. August in der Conference League gegen den FC Vaduz war der brutale Anfang des traurigen Endes. "Das war einfach bitter, das war nicht einfach wegzustecken, vor allem für die Mannschaft." Feldhofer hat gelernt, mit Vaduz zu leben. "Das kann man eh nicht mehr ändern, Vaduz gehört halt zu meiner Biografie, genauso wie auf der anderen Seite die Triumphe mit dem WAC gegen Feyenoord und ZSKA Moskau."

Liebe und Watsche

An der Liebe zum Trainerberuf habe diese Watsche aus Liechtenstein nichts geändert. "Ich finde den Job aufregender als jenen des Spielers. Du kannst mehr Entscheidungen treffen, Verantwortung für andere übernehmen. Als Spieler warst du nur für dich selbst zuständig, du warst Entscheidungsempfänger." Er kennt beiden Seiten, als konsequenter Innenverteidiger war er dreimal Meister mit Sturm Graz und einmal mit Rapid (2005). 13 Länderspiele sind auch passabel.

Trainer Feldhofer ist also auf Jobsuche. "Ich bin nicht im Abseits, ich stehe auf der Warteliste." Diesen Zustand teilt er mit vielen Kollegen. "Du musst ruhig bleiben, die Batterien aufladen, dich fortbilden, um für den Tag X perfekt vorbereitet zu sein. Die Kunst ist, auf das richtige Projekt zu warten und es dann anzunehmen. Es ist sinnlos, sich Fristen zu setzen."

Britischer Schock

Immer wieder trudeln Angebote ein – seriöse, unseriöse. Feldhofer hat einen Berater, er heißt Robert Schneider und betreibt eine Agentur in München. Im März hätte es fast mit einem Wechsel in die englische Championship geklappt, Feldhofer hatte das Hearing gewonnen, das Engagement scheiterte letztendlich an der fehlenden Arbeitsbewilligung. Blöder Brexit. "Da stand ich kurz unter Schock."

Feldhofer möchte ins Ausland wechseln. "Weil ich diesen Schritt nie gewagt habe. Auch nicht als Kicker." Die Zeit sei jedenfalls reif, die Töchter sind 21 und 18 Jahre alt, Sohn Nikolaus (17) spielt für den FC Liefering, er hat Talent. Feldhofers Frau betreibt eine Steuerberatung in Graz. "Sie kann sich dort verwirklichen." Es müsse, sagt der Wartende, kein Klub aus den fünf Top-Ländern sein. Die USA würden ihn reizen. "Ich bin für alles offen, es muss stimmig sein."

Die Wucht

Rapid hat er aufgearbeitet. "Ich war zu einem schwierigen, vielleicht zum falschen Zeitpunkt beim richtigen Verein." Im Präsidium herrschte ein Machtkampf. "Der Kaderumbruch war für drei Jahre geplant. Dann wurden Kara und Fountas verkauft, sie waren für 75 Prozent der Scorerpunkte verantwortlich. Die Spielidee war zu meiner Zeit nicht klar. Ich wollte den intensiven, aktiven Fußball. Mit dem Personal war das unmöglich." Rapid zählt nicht zu den Erfindern der Geduld. "Die Mechanismen greifen in Hütteldorf noch schneller. Aber mich hat die Wucht nicht überrascht, ich war vorbereitet. Deshalb habe ich Ruhe bewahrt."

Feldhofer möchte "Wegbegleiter der Spieler sein. Ich bin ein umgänglicher Mensch, kein Egomane, kann entwickeln." Er werde wohl nie bei Liverpool oder dem AC Milan landen, wobei im Fußball nichts auszuschließen sei. "Das Trainergeschäft ist schwer zu planen. Als ich Trainer in Lafnitz war, habe ich ja auch nicht damit gerechnet, dass ich schnell zum Wolfsberger AC komme. Und beim WAC dachte ich nicht, dass Rapid der nächste Klub sein wird."

Er sei bereit für neue Taten. Die tägliche Arbeit auf dem Platz vermisse er schon. Ferdinand Feldhofer weiß: "Wenn man nicht gewinnt, ist es überall bald vorbei." (Christian Hackl, 7.12.2023)