Am 10. Dezember 1993 ging "Doom" an den Start. Der Titel des damals vor allem für "Commander Keen" und "Wolfenstein 3D" bekannten Studios sorgte bei Presse und Spielern gleichermaßen für Begeisterung und wurde zum Meilenstein des Egoshooter-Genres. An diesem Sonntag feiert es seinen 30. Geburtstag.

Es war definitiv nicht die Handlung, die im Vordergrund des Erfolgs von "Doom" stand. Diese ist nämlich schnell erzählt. In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die Menschheit sich den Mars erschlossen. Dort führt die Union Aerospace Corporation auf dem Trabanten Phobos Versuche mit Teleportation durch. Die gehen schief, man öffnet versehentlich ein Portal in eine Höllendimension, durch welches sodann ausgesprochen übellaunige Monster und Dämonen aller Art in die Marsbasis quellen.

Der Notruf ereilt auch ein Team Soldaten, denen auch der namenlose Spieler angehört. Man landet also bei der UAC-Basis, wo die Mitstreiter die Situation im Inneren sichten wollen, während man selbst Wache hält. Allerdings reißt der Kontakt zu den Mitstreitern ab, also geht man gezwungenermaßen selbst nach dem Rechten sehen. Der Rest ist Geschichte, ertränkt in Blei und Dämonenblut.

DOOM 1 - Gameplay Walkthrough FULL GAME (Remastered) No Commentary
Shirrako

Bewährtes Rezept

Die Faszination des Spieles machte vielmehr die Kombination der für damalige Verhältnisse beeindruckenden 3D-Grafik mit Shootermechaniken, gut designten Levels und fetzigem Soundtrack aus. Eine Mischung, die nicht einmal ein Jahr später auch bei "Doom 2: Hell on Earth" funktionierte und bis heute gepflegt wird.

Die Handlung hat man seither ausgeschmückt und natürlich weitergesponnen. Tatsächlich ist sie mittlerweile einigermaßen komplex, und wer mehr erfahren möchte, findet eine gelungene Zusammenfassung bei SVG. Ein guter Teil der Storyentwicklung geht dabei auf die Kappe des Remakes von 2016, zu dessen Werdegang NoClip eine spannende Dokumentation veröffentlicht hat. Als Weltliteratur qualifiziert sich die Erzählung zwar nicht, sie liefert aber ein solides Fundament für solide Action.

DOOM Resurrected - To Hell & Back (DOOM Documentary)
Noclip

Ob der vom Publikum nicht gerade geliebte "Doom"-Film von Andrzej Bartkowiak mit einer umfangreicheren Vorlage besser geworden wäre, darf aber bezweifelt werden. Der Marke, die eben auch für nicht ganz ernst gemeinte Gewalteskalation steht, hat es nicht geschadet. Das kann man nicht über alle Videospiele sagen, über die sich Filmstudios oder der berühmt-berüchtigte Regisseur Uwe Boll besonders in den frühen 2000ern hergemacht haben.

Der Formel "Bewaffneter Held mit immer schlagkräftigeren Waffen trifft auf immer größere und zahlreichere Widersacher" ist "Doom" in seinen 30 Jahren fast immer treu geblieben. Die einzige nennenswerte Ausnahme stellte wohl "Doom 3" von 2004 dar, bei dem diese berechenbar unterhaltsame Geradlinigkeit gegen düstere Gänge und Schreckeinlagen ausgetauscht wurde. Ein gutes Spiel und eine gelungene Grafikdemo für die damals neue Id-Tech-4-Engine. "Doom" trug es aber nur im Namen und nicht im Herzen.

Doom 3 PC Trailer - Official Trailer
IGN


Oft nachgeahmt, selten erreicht

Und wo sich Erfolg einstellt, sind Nachahmer üblicherweise nicht weit. Viele Shooter, die das Rezept aufgriffen, sind zu Recht in Vergessenheit geraten, manche Namen stechen aber zu Recht heraus. Etwa "Duke Nukem 3D", in dem der namengebende Held nach zwei Jump-and-Run-Episoden schließlich 1996 in drei Dimensionen die Welt gegen eine Alienattacke verteidigte. Und "Serious Sam", der diese Fackel bis heute weiterträgt, nachdem "Duke Nukem Forever" 15 Jahre auf sich warten ließ und schließlich, als es endlich "done" war, enttäuschte.

Id Software selbst hatte mit "Quake" auch ein weiteres Pferd im Rennen, das man ab Teil 3 stark auf Multiplayer-Gefechte zuschnitt. Später gesellte sich auch "Rage" dazu, in dem man sich an etwas komplexerer Action in einer dystopischen, offeneren Welt nach einem Kometeneinschlag versuchte.

Den bisherigen Schlusspunkt für "Doom" setzte "Doom Eternal", das 2020 auf den Markt kam und seither zweimal erweitert wurde. Darin zeigt man, dass sich auch ein solch geradliniger Shooter mit ein paar kleinen Innovationen so umsetzen lässt, dass er sich anfühlt wie ein modernes Spiel, ohne seine Identität aufzugeben.

Hier ein paar neue Fähigkeiten, dort ein paar neue Waffen, offenere Levels mit mehr Vertikalität und ein asymmetrischer Multiplayermodus, in dem zwei Spieler als Dämonen sich mit einem menschlichen "Doom Slayer" messen. Man mische diese Neuerungen schließlich mit Gegnerhorden, Splatter und einem Soundtrack, der den Hörnerv mit wuchtigen E-Gitarren-Klängen stimuliert, und fertig ist der Adrenalinschub für den Abend.

Will it run Doom?

Trotz des neuen Ruhms sind auch die alten Teile nicht in Vergessenheit geraten. Sie werden bis heute von engagierten Spielerinnen und Spielern mit neuen Levels gepflegt. Selbst John Romero, der einst id Software mitgründete und als Vater des Egoshooter-Genres gilt, steuerte 2022 eine Karte bei, um mit dem Erlös die Arbeit des irischen Roten Kreuzes in der Ukraine zu unterstützen. Darüber hinaus sind "Doom" und "Doom 2" auch Benchmarks, wenn es darum geht, Software auf Geräten auszuführen, die dafür eigentlich nie vorgesehen waren. So landeten die Spiele nicht nur ganz offiziell auf diversen Konsolen, sondern – so bezeugt es der Subreddit "Will it run Doom?" – auch auf Taschenrechnern, Kameras, Küchenmaschinen und elektronischen Schwangerschaftstests.

Die folgende Formulierung ist sicherlich nostalgisch verklärt, doch "Doom" ist für sich gesehen eine Konstante in einer zunehmend schnelllebigen Welt. Und wenn man ehrlich ist, wäre es schön, wenn das auch in Zukunft so bleibt. Happy Birthday! (gpi, 10.12.2023)

Update, 19:30 Uhr: Ein Absatz wurde korrigiert. Der Regisseur des "Doom"-Films von 2005 war Andrzej Bartkowiak, nicht Uwe Boll.