Kopf-an-Kopf Trump und Biden
Auch bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 heißt es mit großer Wahrscheinlichkeit Trump vs. Biden.
AFP/Saul Loeb/Jim Watson

Pro: Schreckgespenst manifestiert sich

Donald Trump ist ein Mysterium. Der Ex-Präsident der USA steht quasi mit einem Bein im Gefängnis, seinen Fans ist das aber egal. Was für andere Politiker längst das politische Ende bedeutet hätte, bringt Donald Trump nur den nächsten Höhenflug. Keine Anklage, keine autoritäre Rhetorik, keine Einschüchterung, keine nachweisliche Lüge kann die Basis von ihrer Meinung abbringen, dass Trump ihr Mann gegen die korrupten Eliten in Washington ist. Jede Kritik wird, wie es der Meister vorbetet, als politisch motivierte Kampagne abgetan.

Auch knapp ein Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen steht Trump an der Spitze der Umfragen. Neben seinen offensichtlichen Rattenfänger-Qualitäten, an deren Erklärung Heerscharen von Psychologen scheitern, hat er aber noch einen anderen – unfreiwilligen – Wahlhelfer: Joe Biden, der aktuelle US-Präsident. Sogar eingefleischte Demokraten sorgen sich hinter vorgehaltener Hand um die physische und mentale Verfassung des 81-Jährigen. Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftslage in den USA tut ihr Übriges.

Bis zum Wahltag im November 2024 ist zwar noch Zeit. Das Schreckgespenst "Zweite Trump-Amtszeit" nimmt allerdings schon jetzt Gestalt an. (Manuela Honsig-Erlenburg, 8.12.2023)

Kontra: Weichenstellung für die Zeit nach Biden und Trump

Mag ja sein, dass laut Umfragen viel dafürspricht, dass Donald Trump die US-Wahlen gewinnen kann. Aber es wird nicht passieren – nicht, wenn die Demokraten ihren Wahlkampf rund um Joe Biden clever planen.

2016 gewann Trump als Underdog. 2020 verlor er, weil er sich seiner Sache zu sicher war. So kann es auch 2024 kommen. Trumps zunehmend autoritäre Attitüde mag bei treuen Fans am rechten Rand gut ankommen. Doch die Wahlen werden dort gewonnen, wo Millionen unentschiedener Amerikanerinnen und Amerikaner darauf warten, abgeholt zu werden: in der Mitte. Diese verschmäht Trump ostentativ – und damit serviert er sie den moderateren Demokraten auf dem Silbertablett.

Bidens Team ist gut beraten, diese Mitte anzusprechen, unbeirrt eine Politik der pragmatischen Vernunft zu propagieren und ihm einen zukunftsträchtigen "running mate" an die Seite zu stellen. Mit Kamala Harris hat man das bereits versucht, doch sie blieb als Vizepräsidentin nahezu alles schuldig.

Der oder die Neue muss gegenüber Biden loyal sein, aber wesentlich eigenständiger auftreten als Harris. Denn im Wahlkampf 2024 geht es tatsächlich auch schon um 2028 und 2032 – um eine Zeit, in der weder Biden noch Trump eine Rolle spielen werden. (Gianluca Wallisch, 8.12.2023)