Was, wenn das eigene Auto mit Benzin- oder Dieselmotor eigentlich noch gut fährt, man aber gerne elektrisch unterwegs wäre? Eine Neuanschaffung ist teuer, und eine vorzeitige Ablöse des aktuellen Fahrzeugs in Bezug auf Klima und Umwelt womöglich auch nicht Sinn der Sache. Hier will nun ein deutsches Start-up in die Bresche springen.

E-Revolt nennt sich das Unternehmen mit Sitz im oberbayrischen Dachau. Man will Verbrennern hier "serienmäßig ein zweites Leben geben". Dazu dient ein Prozess, bei dem nicht bloß Motor und Tank ausgetauscht werden.

Plug-and-play-Rahmen

Den Umrüstprozess beschreibt E-Revolt folgendermaßen: Wer umsteigen möchte, muss zunächst eine Onlineprüfung des Fahrzeugmodells vornehmen, denn aktuell wird der Service nicht für alle Autos angeboten. Laut Golem unterstützt man aktuell etwa 40 Modelle bekannter Hersteller wie Audi und VW. Diesem Check folgt eine Inspektion bei einer Partnerwerkstatt, die sicherstellen soll, dass das Fahrzeug auch in einem Zustand ist, der eine nahtlose Umrüstung erlaubt.

Das Team von E-Revolt mit einem im Umbau befindlichen Fahrzeug.
Das Team von E-Revolt mit einem im Umbau befindlichen Fahrzeug.
E-Revolt

Anschließend werden in der Werkstatt der Verbrennungsmotor und andere nun obsolete Komponenten ausgebaut. Dabei, so betont man, stelle man "ordnungsgemäße Entsorgung und Wiederverwendung" der Teile sicher.

An den alten Sicherungspunkten wird schließlich ein "Plug-and-play-Rahmen" verankert, in dem die neuen Bauteile montiert werden. Dabei handelt es sich um einen vollständigen E-Powertrain, reichend vom Motor bis zum Steuersystem und Energiemanagement, die über ein eigenes Modul („e-CAN“) an die Elektronik des Wagens gekoppelt werden.

3D-Modell eines vom Verbrenner auf E-Motor umgerüsteten Autos mit geöffneter Motorhaube.
E-Revolt

Digitale Aufrüstung

E-Revolt liefert nach eigenen Angaben auch nicht-proprietäre Komponenten wie Schläuche und Schrauben mit, die einheitliche Ergebnisse gewährleisten sollen. Das System ist zudem modular angelegt, was den Austausch des Akkus und anderer Komponenten nachträglich erleichtern soll. Das umgebaute Fahrzeug, verspricht man, hält alle gesetzlichen Normen ein und könne daher einfach wieder für den Straßenverkehr zugelassen werden.

Neben dem elektrischem Antrieb erhält das umgerüstete Fahrzeug außerdem ein digitales Infotainmentsystem. Dieses ermöglicht Zugriff auf Informationen zum Ladestand und Reichweite, als auch auf schon zuvor vorhandene Features wie etwa ein vom Hersteller bereitgestelltes Navigationssystem.

Abschließend wird das Fahrzeug einer weiteren Prüfung unterzogen, die die Qualität des Umbaus und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben gewährleisten soll. Zudem sei der Umbau durch eine Versicherung abgedeckt.

Kommerzieller Start für 2025 geplant

Als Richtwert für die elektrische Reichweite nach der Adaptierung des Fahrzeugs nennt E-Revolt auf seiner Website 250 Kilometer. In Zukunft will man diese aber "deutlich erhöhen", so ein Vertreter des Unternehmens gegenüber dem STANDARD. Man plant mit 40-kWh-Akkus. Der Umbau eines Verbrenners durch eine Partnerwerkstatt soll binnen eines Werktags vollständig erledigt werden können. Sobald die Umrüstkits in großen Stückzahlen produziert werden können, rechnet man mit einem Umrüstungspreis zwischen 12.000 und 15.000 Euro.

Die Prototyp-Phase hat die Firma mittlerweile abgeschlossen, die Machbarkeit sei gegeben, und die Serienentwicklung läuft. 2024 sollen zehn weitere Autos umgerüstet und auf die Straße gebracht werden. Im Jahr darauf soll der kommerzielle Verkauf starten. Man habe schon einige Vorverträge für Umrüstungen lukrieren können und verzeichne auch signifikantes Interesse durch Werkstätten bzw. Werkstattverbände. Der unmittelbare Fokus liegt jedoch auf der nächsten Finanzierungsrunde. (gpi, 12.12.2023)

Videodiskussion: Führen uns E-Autos aus der Klima- und Energiekrise?
DER STANDARD