Das weit rechts stehende Wochenblatt "Zur Zeit" hat sich wiederholt um Abokäufe und Inserate der FPÖ und deren Landesorganisationen bemüht und im Gegenzug etwa abgesprochene Texte und nach Wunsch mutierte Titelblätter angeboten. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem "Falter" zugespielt wurden. "Zur Zeit"-Herausgeber Andreas Mölzer wies den Vorwurf journalistischer Käuflichkeit gegenüber der Wochenzeitung "entschieden zurück".

Sein Editorial in der aktuellen Ausgabe betitelt Mölzer übrigens mit "Die gekaufte Politik". Er bezieht das allerdings auf René Benko und die Signa.

"Die gekaufte Politik" betitelte Andreas Mölzer sein aktuelles Editorial.
Faksimilie Zur Zeit

"Abgesprochene" Texte

2016 sollten ca. 80.000 Euro im Zuge eines "Großabonnements" von der FPÖ an "Zur Zeit" fließen. "Immer dann, wenn über Themen der FPÖ-EU-Mandatare berichtet wird, erfolgt der Ankauf der Großabonnentenexemplare über deren Budget. Wenn über die Arbeit des Parlamentsklubs berichtet wird, über das Budget desselben", hieß es in einem E-Mail-Protokoll. Großabos der FPÖ hätten eine "gewisse Tradition", teilte Mölzer dazu mit. Zehn bis 15 Prozent des Budgets seien in der Vergangenheit so erwirtschaftet worden. Unter Herbert Kickl als FPÖ-Chef gebe es diese finanzielle Unterstützung aber nicht mehr.

Ein Angebot von "Zur Zeit" an den Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger aus 2021 sah vor, dass er u. a. einen regelmäßigen Kommentar und "eine Tirol-Ausgabe als vierseitige Beilage, mit Texten, die mit Ihnen abgesprochen sind", für den Kauf von 300 "Zur Zeit"-Abos erhalte. Auch das Titelblatt könne für die Tirol-Ausgabe "nach Wunsch" mutiert werden. Das Angebot wurde jedoch nicht angenommen. Abwerzger bestätigte dies am Mittwoch gegenüber der APA. Das Angebot sei unter anderem deshalb abgelehnt worden, weil es aufgrund der damaligen budgetären Situation sowie der "Gesamtkonzeption" nicht gepasst habe. Zudem gelte: "Wir kaufen uns keine positive Berichterstattung", betonte der Landesparteiobmann.

Dem FPÖ-EU-Abgeordneten Harald Vilimsky wurde wiederum 2018 das Cover einer damaligen Ausgabe vorgelegt, worauf er mit "hervorragendes Titelblatt" reagierte. Bezüglich der Höhe der Auflage und des genauem Prozederes sollte sich jemand bei "Zur Zeit" melden, hielt er fest. "Wir haben keine Inhalte verkauft, sondern bei uns gibt es eben freiheitliche Inhalte gratis dazu", wurde Mölzer vom "Falter" zitiert. Laut der Zeitung gab die FPÖ auf Nachfrage keinen Kommentar zu der Causa ab.

Auf seiner Homepage präsentiert sich "Zur Zeit" als "wertkonservatives und freisinniges Wochenblatt". Es sei "unabhängig von allen Parteien und Verbänden". (APA, 13.12.2023)