Der Ton war freundlich, doch was die aktuellen großen geopolitische Krisen angeht, eint den österreichischen Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit seiner südafrikanischen Amtskollegin nicht sehr viel. Schallenberg befindet sich gerade auf einer einwöchigen Afrika-Reise, um diplomatische sowie wirtschaftliche Beziehungen zu stärken.

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit seiner südafrikanischen Amtskollegin Naledi Pandor. Bei großen Themen sind sie uneins, doch sie beschreiben das Gespräch als amikal und professionell.
APA/EDGAR SCHÜTZ

Nebst üblichen Bekundungen, künftig enger mit Südafrika kooperieren zu wollen, gingen vor allem bei den Themen Nahost- sowie Ukrainekrieg die diplomatischen Meinungen weit auseinander. Während die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vordringlich Israel aufforderte, die Angriffe auf den Gazastreifen zu beenden, fand es Schallenberg "inakzeptabel", den Hamas-Terror nicht beim Namen zu nennen. Für Südafrika stand jedoch der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund. Kooperationschancen gebe es in ökonomischen Belangen, unter anderem in den Bereichen grüne Energie, Bioagrarprodukte oder Wasserwirtschaft.

Unterschiedliche Ansätze

Österreich und Südafrika vertreten unterschiedliche Ansätze beim Krieg im Nahen Osten. Pandor spricht mitunter von Kriegsverbrechen beim Verhalten Israels, auch dass sie mit der österreichischen Linie nicht konform geht, spricht sie offen an, und sie kritisiert Österreich für die abgelehnte UN-Resolution. "Wer gegen die UN-Resolution für den Waffenstillstand im Gaza-Streifen stimmt, stimmt gegen den Frieden", sagte Pandor. Zur Erinnerung: Am Dienstag war Österreich mit einem Änderungsantrag in der UN-Vollversammlung gescheitert und stimmte erneut gegen die Resolution für einen Waffenstillstand in Gaza. Das Verhalten der Hamas sei zwar falsch, aber man müsse das Leid auf beiden Seiten beachten.

Dass sich die südafrikanische Bevölkerung mit den Palästinensern solidarisiert, lässt sich unter anderem mit der Geschichte des Landes und der thematisch immer noch sehr präsenten Apartheid begründen. Vor allem die schwarze Bevölkerung vertritt zu großen Teilen die Ansicht, dass Israel gegenüber den Palästinensern eine "Apartheidpolitik" verfolgt. "We agree to disagree", hieß es schlussendlich von beiden.

Uneins auch bei Russland

International positioniert sich Südafrika zwar als "blockfrei", doch sorgten in der jüngeren Vergangenheit gemeinsame Marinemanöver mit China und Russland vor der südafrikanischen Küste für Kritik. Auch wurde Südafrika verdächtigt, Waffen an Russland verschifft zu haben. Zudem pflegen weite Teile der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) ein enges Verhältnis zum Aggressorstaat Russland. Ein historischer Hintergrund ist freilich auch, dass die kommunistische Sowjetunion während des Apartheid-Regimes die schwarzen Befreiungskämpfer Südafrikas unter anderem mit Waffen unterstützte.

Südafrika sei "einer der Meinungsführer im Globalen Süden", erläuterte Schallenberg die Hintergründe seines Reiseziels. "Auch wenn wir mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands manches diametral anders sehen, so gilt doch: Europa muss weg vom erhobenen Zeigefinger und hin zu mehr Pragmatismus. Ein offenes Ohr für die Positionen unseres Gegenübers ist dazu der erste Schritt." In einem waren sich Schallenberg und Pandor bei ihrem Treffen einig: Wichtig seien "Frieden und Stabilität in der Welt".

Südafrika hat zum Westen ein belastetes Verhältnis, historisch gesehen wegen des Kolonialismus und der Unterstützung des Apartheidregimes. In der jüngeren Vergangenheit wurde auch die anfangs ungleiche Verteilung von Covid-Impfstoffen von Südafrika als "Impfapartheid" kritisiert. Südafrika ist auch Mitglied der Brics-Staaten, die sich als Gegenmodell zur sogenannten westlichen Welt sehen.

"Ich mag ihn ja"

Schallenberg und Pandor betonten mehrmals, ihr Gespräch habe "auf Augenhöhe" stattgefunden. Trotz inhaltlicher Unterschiede lief es amikal und professionell ab. Pandor hatte letztlich die Lacher auf ihrer Seite, als sie das Thema Meinungsverschiedenheiten mit einem Satz vom Tisch wischte: "Schauen Sie, ich mag den Herrn Minister ja." (Andreas Danzer aus Pretoria, APA, 14.12.2023)