Gebaut werden die Cybertrucks aktuell primär in der Tesla-Gigafactory in Austin, Texas.
AP/Jay Janner

Das lange Warten hat sich gelohnt. Fast alles, was Musk bereits 2019 für den Cybertruck versprochen hat, konnte er im fertigen Produkt einhalten, welches kürzlich erstmals vom Förderband rollte. Vor allem die Präsentation der angeblichen Kugelsicherheit sorgte zuletzt für Aufregung. Doch hat die robuste Bauweise des massiven Vehikels auch seine Nachteile, wie mehrere Expertenstimmen jetzt wissen wollen.

Schwer zu reparieren

Vor allem die widerstandsfähigen Karosserieteile aus rostfreiem Stahl sollen ein großes Problem sein. Zwar können sie kaum kaputt werden, aber wenn sie das tun, wird es laut Experten kompliziert. "InsideEVs" hat diese Experten befragt und festgehalten, dass etwa die drei Millimeter dicken Edelstahlplatten so hart sind, dass sich etwa Dellen mit normalem Werkzeug gar nicht raushämmern lassen. Zudem kann man reparierte Karosserieteile aus Stahl oder Aluminium mit Farbe übermalen, um die reparierte Stelle besser zu verstecken. Der Cybertruck ist allerdings unlackiert, also müssen Reparaturen jedes Mal perfekt ausgeführt werden, sonst wird man die Stelle immer sehen.

Ein Nachteil, den man etwa vom DeLorean kennt, der heute kaum noch auf der Straße zu finden ist. Das bestätigt auch Josh Bengston, Eigentümer von DeLorean Industries in Ohio. Ein Auto dieser Bauart zu reparieren sei eigentlich vom Aufwand nur für Oldtimer und Sammlerfahrzeuge zu rechtfertigen, sagt er. Auch ein anderer Vertreter der DeLorean-Szene sagt im Interview, dass wenn man bis zu neun Stunden an einer Reparatur sitzt, dann lohnt es sich mehr, das ganze Teil neu zu kaufen.

Versicherungen schaumgebremst

Die Komplexität bei Reparaturen ruft natürlich auch die Versicherungen auf den Plan. Schon jetzt werden Anwälte und Sicherheitsberater angefragt, um Kundinnen und Kunden gegen deren eigene Versicherung zu vertreten. "Laut Versicherungen verlangt Tesla aktuell zu viel für Reparaturen, und die hohen Summen wollen sie nicht zahlen", erzählt Billy Walkowiak, der als Berater in solchen Fällen zugezogen wird. Er selbst hätte pro Woche zehn bis 15 solcher Fälle auf dem Tisch.

Generell sei an Tesla kompliziert, dass abseits von schwierigen Reparaturen und aufwendigen Software-Rekalibrierungs-Prozessen auch nur zertifizierte Mechaniker Teslas reparieren dürfen. So käme man schnell auf sehr hohe Summen, wie eines seiner aktuellen Beispiele beweist. Die Reparatur eines Tesla Model 3 kommt in diesem Fall auf 22.000 Dollar und davon allein die auszutauschenden Teile auf 14.000 Dollar. Ohne Details zu kennen, schätzt der Berater die Reparaturkosten beim Cybertruck zumindest nicht niedriger ein.

Auch käme es immer wieder zu Lieferengpässen bei den auszutauschenden Teilen. Walkowiak erzählt, man könne auf Social Media schnell zahlreiche Beschwerden finden, wo Leute bis zu sechs Monate auf solche Teile warten müssen. Beim Cybertruck sei unwahrscheinlich, dass die Verfügbarkeit eine bessere wäre, würde das bullige Auto doch eine spezielle Edelstahllegierung nutzen, die von Drittanbietern wohl nicht angeboten werden kann.

Optimismus (Prime)

Ganz schwarz sehen die Befragten allerdings nicht. Die Szene würde sich verändern, Modelle wie der Ford F-150 mit seiner Aluminiumkarosserie seien zunächst auch ein Problem gewesen, doch hätten sich die Autoindustrie und die damit verbundene Reparierbarkeit immer besser angepasst. Ähnliches sieht man auch für Tesla im Allgemeinen und den Cybertruck im Speziellen voraus. Die Ausbildung von Tesla für neue Werkstätten sei zudem sehr gut, was die Verbreitung geschulten Personals sicher fördern wird. (aam, 15.12.2023)