Es war ein langer und durch viele Verzögerungen gekennzeichneter Weg, nun wird es aber wirklich ernst. Google – und damit der weltweit klar dominierende Browserhersteller – läutet das Aus für Drittanbieter-Cookies in Chrome und damit wohl auch im Web als Ganzem ein.

Testlauf

Wie Google in einem Blogposting ankündigt, starten am 4. Jänner die ersten Tests mit der neuen "Tracking Protection" für Chrome. "Test" heißt in dem Fall, dass diese Funktion zunächst bei einem Prozent aller Chrome-Userinnen und -User aktiviert wird. Klingt nach wenig, sind aber noch immer mehr als 30 Millionen Geräte. Im Verlauf des Jahres 2024 sollen die Tests dann nach und nach ausgeweitet werden, bis in der zweiten Jahreshälfte die Drittanbieter-Cookies bei allen deaktiviert werden sollen.

Chrome Tracking Protection
Ab dem 4. Jänner werden jene informiert, bei denen die "Tracking Protection" aktiviert wird.
Google

Grob war der Plan schon bisher bekannt, neu sind insofern vor allem zwei Informationen: der Name "Tracking Protection" sowie die konkrete Umsetzung. So werden die Auserwählten via Benachrichtigung informiert. Gibt es Probleme mit einer Seite, können Third-Party-Cookies für diese temporär freigeben werden – aber eben nur mehr temporär. Nach 90 Tagen wird diese Ausnahme automatisch zurückgezogen. Chrome wird diese Freigabe aktiv anbieten, wenn etwa die User eine Seite, die versucht entsprechende Cookies zu setzen, oftmals neu laden oder es sonst Hinweise auf Probleme gibt.

Die Zeit zum Handeln ist jetzt

Für Webseiten, die ohne Drittanbieter-Cookies nicht auskommen, bedeutet dies nun akuten Handlungsbedarf, immerhin ist das Ende dieser in den vergangenen Jahren vor allem für Werbetracking genutzten Funktion nicht mehr fern.

Wirklich überrascht sollte allerdings niemand sein, Google hat diesen Schritt in den vergangenen Jahren mehrfach angekündigt. Andere Browser blockieren Drittanbieter-Cookies ohnehin meist schon länger – oder zumindest in weiten Teilen. Manuell lassen sich die Third-Party-Cookies natürlich auch bei Chrome schon länger blockieren.

Wettbewerbsfragen

Genau genommen hat es damit sogar länger gedauert als ursprünglich gedacht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Google aufgrund der eigenen Dominanz sowohl bei Browsern als auch im Online-Werbemarkt mit viel Vorsicht agieren muss, um sich keine (neuen) Probleme mit Wettbewerbsbehörden einzufangen. Immerhin hängen andere Anbieter von Onlinewerbung deutlich stärker von Third-Party-Cookies ab als Google, das selbst auf viele Daten zurückgreifen kann, die man direkt von den Usern erhält.

Entsprechend wird auch der aktuelle Prozess direkt von der britischen Competition and Markets Authority begleitet. Zudem bietet Google unter dem Namen "Privacy Sandbox" in Chrome mittlerweile alternative Methoden für personalisierte Werbung, die deutlich privatsphärenfreundlicher sind und vor allem einfach vollständig deaktiviert werden können. (Andreas Proschofsky, 15.12.2023)