Maya Zug Mexiko
An Bord des ersten Zuges befand sich Mexikos linker Präsident Andrés Manuel López Obrador, für den die Eisenbahnstrecke ein Prestigeprojekt ist.
AP/Martin Zetina

Cancún – Trotz Bedenken wegen möglicher Umweltschäden hat in Mexiko der sogenannte Maya-Zug auf der bei Urlaubern sehr beliebten Halbinsel Yucatán seine Fahrten begonnen. Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador sprach am Freitag bei der Eröffnung der ersten Teilstrecke von einem "Meisterwerk", das "in Rekordzeit" von fünf Jahren erbaut worden sei. Später fuhr er selbst bei der Jungfernfahrt des Zuges in einem der grün-weißen Waggons mit.

Der nun eröffnete erste von sieben Streckenabschnitten umfasst 473 Kilometer und verbindet die alte Kolonialstadt Campeche mit dem beliebten Badeort Cancún, der zwischen Jänner und Oktober nach offiziellen Zahlen 34 Millionen ausländische Touristen anzieht. Für die Strecke benötigt der Zug fünf Stunden und 28 Minuten. Für eine Fahrt von Cancún ins 300 Kilometer entfernte Mérida zahlen Passagiere beispielsweise umgerechnet zwischen 39 und 62 Euro.

Mithilfe des neuen Zugs könne er nun nach Campeche fahren und seine Ausbildung fortsetzen, sagte Lisandro Belén, Bewohner der Gemeinde Calkini. Viele seiner Klassenkameraden hätten "kein Transportmittel".

Trasse durch Dschungel Riviera Maya

Nach der Fertigstellung soll die Strecke des Maya-Zugs auf 1.554 Kilometern rund um die an Fauna, Flora und archäologischen Stätten reiche Halbinsel Yucatán führen und Urlaubsorte miteinander verbinden. Die Route umfasst Teile der Riviera Maya mit einem Dschungelgebiet, das nach dem Amazonas als zweitwichtigstes Waldreservat Lateinamerikas gilt, sowie unterirdische Flüsse und die berühmten Karsthöhlen, sogenannte Cenoten. Im ersten Quartal 2024 sollen die übrigen Abschnitte in den Betrieb gehen.

Für den vor fünf Jahren begonnenen Bau der Zugstrecke hatte die mexikanische Regierung ursprünglich ein Budget von fast neun Milliarden US-Dollar vorgesehen, laut dem mexikanische Institut für Wettbewerbsfähigkeit (IMCO) sind die Kosten mittlerweile auf 30 Milliarden Dollar angestiegen.

Trassenbau wird zum Politikum

Der Zug, dessen Waggons von dem französischen Unternehmen Alstom in dessen zentralmexikanischen Werk in Ciudad Sahagún gebaut wurden, ist neben einer Ölraffinerie in Bundesstaat Tabasco und einem neuen Flughafen für die Hauptstadt Mexiko-Stadt eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Regierung des linksgerichteten López Obrador. In einer zweiten Phase sollen auf der Strecke auch Güterzüge rollen, was die Wirtschaft im Südosten des Landes ankurbeln soll.

Umweltschützer befürchten schwere Auswirkungen des Zugprojekts auf Tiere und Natur in der Region. Sie wiesen zudem auf die Gefahr hin, dass der Boden unter dem hohen Gewicht einsacken könnte. Präsident López Obrador bezichtigt die Umweltgruppen dagegen, mit seinen politischen Gegnern zusammenzuarbeiten.

Zwischenzeitlich hatten Umweltaktivisten sogar vor Gericht einen temporären Stopp des Projekts erwirkt. Die Regierung legte Berufung dagegen ein und Mexikos Präsident stufte die Bauarbeiten per Dekret als Angelegenheit der "nationalen Sicherheit" ein. Unter der Aufsicht der Armee wurden die Arbeiten dann wieder aufgenommen. (APA, 16.12.2023)