Gritsch Ski Austria Privatteam
Franziska Gritsch startet fortan als Privatteam, aber freilich weiterhin für Österreich.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Kommen dem österreichischen Skiverband fitte und prinzipiell konkurrenzfähige alpine Skiprofis temporär abhanden, hat das nahezu ausschließlich finanzielle Gründe. Zumeist bilden sich betroffene Aktive Sponsoren ein, die dem ÖSV nicht genehm sind.

Der Fall der Tirolerin Franziska Gritsch ist gleichsam die bestätigende Ausnahme dieser Regel. Die 26-Jährige scheidet zumindest für den laufenden Weltcupwinter aus dem Team aus, weil der ÖSV ihren Lebensgefährten Florian Stengg ob dieser Konstellation nicht weiter als Co-Trainer der Technikerinnen akzeptieren kann. Dem ehemaligen Skicrosser wurde eine andere Verbandstätigkeit angeboten, das wollte Gritsch aber nicht akzeptieren. Fürderhin bildet das Paar ein Privatteam, Gritsch startet "in bestem Einvernehmen" weiterhin für Österreich im Ski-Weltcup.

Verlässliche Läuferin

Das ist auch insofern positiv, als die Ötztalerin gegenwärtig eine der verlässlicheren Läuferinnen unter den insgesamt nicht sonderlich erfolgreichen ÖSV-Technikerinnen ist. Im Riesenslalom stehen bisher ein zehnter und ein elfter Platz zu Buche. Von ihren bisher drei dritten Plätzen gelang Gritsch allerdings nur jener am 5. März im Super-G zu Kvitfjell in einer klassischen Einzeldisziplin. Weltcupdritte war Gritsch auch schon je einmal in einem Parallelrennen und einer Kombination. Dem Sieg fährt sie noch hinterher. Ihre bisher schönste Dekoration war die Silbermedaille mit dem Team bei der WM 2019.

Gegen Covid-19-Impfung

Die bisher größte Öffentlichkeit hatte Gritsch im November 2021, als sie Rennen in den USA auslassen musste, weil sie sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollte. Dafür gab es Kritik, auch von Teamkolleginnen, aber auch viel Zuspruch, vor allem via soziale Medien. Gritsch benahm sich auch der theoretischen Chance, an den Olympischen Spielen in Peking teilzunehmen. "Das Leben führt uns zu Kreuzungen, wo wir Entscheidungen treffen müssen", ließ sie damals wissen.

Ähnlich liest sich unter #immerdemherzennach die Begründung für das aktuelle Ausscheiden. "Immer dem Herzen nach bedeutet, manchmal neue Wege zu gehen, oftmals die Komfortzone zu verlassen und immer mutige Schritte zu wagen, um dem Bauchgefühl zu folgen und treu zu bleiben." Dafür darf Gritsch nicht mehr mit dem Team trainieren und reisen. Beschickungskosten will der ÖSV übernehmen, Stengg geht seines Einkommens verlustig. (Sigi Lützow, 18.12.2023)