Reykjanes-Halbinsel Vulkan
Orange-rot glühende Lavafontänen erleuchteten den dunklen Nachthimmel über der Reykjanes-Halbinsel in Island.
AFP/OSKAR GRIMUR KRISTJANSSON

Reykjavík – Auf der Reykjanes-Halbinsel in Island ist am späten Montagabend ein Vulkan ausgebrochen. Die Eruption nördlich des Ortes Grindavík wurde vom isländischen Wetterdienst um 22.17 Uhr Ortszeit registriert. Im Laufe des Dienstags teilten Rettungsdienste und Fachleute mit, die Lava fließe in die entgegengesetzte Richtung zu besiedelten Gebieten und werde das Fischerdorf verfehlen. "Die Eruption stellt keine Lebensgefahr dar", hieß es von der Regierung in Reykjavík.

Video: Luftaufnahmen des Vulkanausbruchs im Südwesten Islands.
AFP

Auf Videos und Fotos des Ausbruchs waren orange-rot glühende Lavafontänen zu sehen, die in den Nachthimmel schossen und diesen hell erleuchteten. Die Polizei forderte Schaulustige Medien zufolge auf, sich dem Vulkan nicht zu nähern. Der Riss in der Erdoberfläche sei etwa 3,5 Kilometer lang und vergrößere sich schnell, teilte das Meteorologische Amt zunächst mit. Der nahe gelegene internationale Flughafen Keflavík in Reykjavík blieb geöffnet.

Etwa 100 bis 200 Kubikmeter Lava strömten pro Sekunde aus, ein Vielfaches mehr als bei früheren Eruptionen in der Region, sagte die isländische Seismologin Kristin Jonsdottir dem öffentlich-rechtlichen Sender RÚV. Der Geophysiker Benedikt Ofeigsson von der isländischen Wetterbehörde sagte örtlichen Medienberichten zufolge, die Eruption sei am Sundhnjúka-Krater lokalisiert worden. Islands Präsident Gudni Jóhannesson schrieb auf Facebook, es sei noch unklar, welchen Schaden der Ausbruch anrichten könnte. Er bat die Menschen vor Ort, "in diesem gefährlichen Moment" allen Empfehlungen der Rettungsdienste zu folgen.

Leichte Entwarnung gab der Geologe Bjorn Oddson am Dienstag: "Die Eruption findet nördlich der Wasserscheide statt, so dass die Lava nicht nach Grindavik fließt", sagte Oddson gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk RUV.

Vulkanausbruch Lava in Island
Die Lava wird nicht aus einem Krater ausgespuckt, sie strömt aus einem kilometerlangen Riss.
via REUTERS/Civil Protection of

Zwischen zwei Erdplatten

Der Ausbruch war befürchtet worden – in den vergangenen Wochen hatten sich dutzende Erdbeben ereignet. Das Fischerdorf Grindavík war deswegen im November geräumt worden. Rund 4.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Die nur wenige Kilometer vom Ort entfernt liegende Touristenattraktion Blaue Lagune war nach einer vorübergehenden Schließung erst am Wochenende wieder eröffnet worden. Sie liegt nur rund 40 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Reykjavík. Zum Zeitpunkt der Eruption befand sich den Berichten zufolge kein Gast dort.

Zuletzt durften Einwohner von Grindavík laut isländischem Rundfunksender RÚV ihre Häuser zwar tagsüber wieder betreten. Gänzlich zurückkehren durften sie demnach aber nicht.

Dem Ausbruch am Montag waren dutzende Erdbeben in den vergangenen Wochen vorausgegangen.
AFP/KRISTINN MAGNUSSON

Der Vulkanausbruch bei Grindavík ist der vierte innerhalb der vergangenen drei Jahre auf der Reykjanes-Halbinsel. Erst im Sommer dieses Jahres hatte sich in der Gegend eine Erdspalte aufgetan, aus der Lava sprühte. Das Naturschauspiel hatte viele Schaulustige angezogen.

Hjördís Gudmundsdóttir von der isländischen Zivilschutzbehörde rief Isländer und Touristen dazu auf, sich bei der aktuellen Eruption vom Vulkangebiet fernzuhalten. Im isländischen Fernsehen sagte sie, sie könne gut verstehen, dass die Leute das Naturspektakel sehen wollten. Der Vulkan sei aber groß und im Vergleich zum letzten Ausbruch sehr aktiv. Die Polizei warnte auf Facebook vor giftigen Gasen, die im Vulkangebiet austreten könnten. Diese Gase könnten laut Angaben des Meteorologischen Instituts Islands im Lauf der Nacht auf Mittwoch in Richtung Reykjavík wehen und dort die Luftqualität beeinträchtigen.

Island liegt zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Erdplatte. Da sich die Platten in entgegengesetzte Richtungen bewegen, kommt es in dem Inselstaat immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Im Jahr 2010 hatte der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull hunderte Isländer aus ihren Häusern vertrieben. Rund 10.000 Flüge mussten wegen der Aschewolke gestrichen werden. Der aktuelle Ausbruch hat aber weit nicht diese Dimension. "Es gibt keine Unterbrechungen der Flüge von und nach Island und keine Behinderung des Flugverkehrs," betonte auch die isländische Regierung. (APA, red, 19.12.2023)