Die Strabag unterhalte keine besonderen Geschäftsbeziehungen mit der Signa, betonte Gusenbauer in seiner Erklärung.
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Wien – Alfred Gusenbauer, Aufsichtsratsvorsitzender der Strabag, hat in der Aufsichtsratssitzung am Dienstag sein Mandat mit Jahresende vorzeitig zurückgelegt. Die Strabag SE veröffentlichte dazu Dienstagnachmittag eine persönliche Erklärung von Gusenbauer. Laut einem Bericht der "Kronen Zeitung" vom Dienstagabend dürfte Gusenbauer auch aus dem Beirat der Signa Holding ausscheiden. Eine Bestätigung seitens des Sanierungsverwalters gab es auf APA-Anfrage dazu noch nicht.

In der Erklärung zum Rücktritt als Strabag-Aufsichtsrat ist zu lesen, dass ihn die "öffentliche Diskussion über einzelne in Schieflage geratene Signa-Gesellschaften", deren Aufsichtsratsvorsitzender Gusenbauer ist, zu diesem Schritt bewogen hätten. "Ich will vermeiden, dass irgendein Reputationsschatten auf die Strabag fällt, die im Übrigen keine besonderen Geschäftsbeziehungen mit der Signa unterhält", so Gusenbauer weiter. Auch fühle sich der Ex-Kanzler gesundheitlich nicht in der Lage, dem Druck und der Verantwortung standzuhalten.

Gusenbauer übernahm im Juli 2010 den Aufsichtsratsvorsitz der Strabag. Er legt sein Mandat per 31.12.2023 zurück. Kerstin Gelbmann soll ab 1. Januar 2024 das Ruder übernehmen. Er ist außerdem seit 2010 amtierender Signa-Prime-Aufsichtsratschef und soll der Signa Holding laut dem Nachrichtenmagazin "News" für die Jahre 2020 bis Frühjahr 2022 Beraterhonorare in Höhe von gut sieben Millionen Euro in Rechnung gestellt haben. Dem Bericht zufolge begann das Engagement Gusenbauers für Signa bereits kurz nach dessen Abschied aus dem Kanzleramt.

Oligarch Deripaska will Strabag-Anteile verkaufen

Am Dienstag wurde indes bekannt, dass der russische Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska seinen 27,8-Prozent-Anteil an dem Baukonzern an eine russische Aktiengesellschaft namens Iliadis JSC übertragen hat. Der Vorstand der Strabag sei heute darüber informiert worden, dass ein Kaufvertrag über die von Deripaska kontrollierte MKAO "Rasperia Trading Limited" (Rasperia) – die wiederum die Strabag-Anteile hält – abgeschlossen worden sei. Der Vollzug sei noch nicht erfolgt, teilte der Konzern am Dienstag mit.

Durch eine Sonderausschüttung war zuletzt die Beteiligung des russischen Oligarchen Deripaska an Strabag unter die Sperrminorität von 25 Prozent gesunken. Die Anteilsreduktion wird aber erst nach Eintragung der Kapitalerhöhung und Ausgabe der neuen Aktien im März 2024 schlagend.

RBI plant Kauf von Strabag-Anteil

Laut den Beteiligungsmeldungen würde die Rasperia mit Durchführung des Kaufvertrags nicht mehr von Deripaska (indirekt) kontrolliert werden, hieß es in der Mitteilung. Weitere Details zur Transaktion seien der Strabag nicht bekannt. Daher könne derzeit keine sanktionsrechtliche Prüfung erfolgen.

Die Strabag gehe weiter davon aus, dass die Anteile der Rasperia gemäß EU-Sanktionsverordnung eingefroren sind. Kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war Deripaska im April 2022 von der EU auf die Sanktionsliste gesetzt worden. Die Dividendenausschüttungen an Deripaska hat der Baukonzern bereits eingefroren.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) will über ihre russische Tochter AO Raiffeisenbank 28.500.000 Aktien des Baukonzerns Strabag, dies entspricht 27,78 Prozent der ausgegebenen Aktien, von der in Russland ansässigen MKAO "Rasperia Trading Limited" für einen Kaufpreis in Höhe von 1,51 Milliarden Euro (einschließlich früherer Dividenden) erwerben, falls die erforderlichen Genehmigungen erteilt werden. (APA, 19.12.2023)