Marco Schwarz Ski alpin Gesamtweltcup
Schwarz ist aktuell der erfolgreichste Allrounder im gesamten Skiweltcup.
AP/Alessandro Trovati

Erstmals seit der Ära von Marcel Hirscher und also erstmals seit fünf Jahren könnte ein Österreicher als Führender des alpinen Skiweltcups Weihnachten feiern. Freilich stehen die Chancen, dass Marco Schwarz das gelbe Trikot unter dem Christbaum tragen könnte, nicht allzu gut – müsste der Kärntner doch am Freitagabend den Slalomklassiker von Madonna di Campiglio gewinnen, um den 92 Punkte vor ihm liegenden Schweizer Slalomverweigerer Marco Odermatt von der Spitze zu holen. Es wäre der erste Slalomerfolg des 28-Jährigen seit Ende Jänner 2021, seit dem Triumph im Schladminger Night Race. Immerhin stand Schwarz beim Klassiker auf der Piste Canalone Miramonti schon zweimal auf dem Podest – 2015 als Dritter und 2018, als er sich nur dem Schweizer Daniel Yule beugen musste.

Auch wenn Österreichs bestem Allrounder der Coup in Madonna gelingt, dürfte eher Titelverteidiger Odermatt als Weltcupführender ins neue Jahr gehen – nach der Abfahrt und dem Super-G in Bormio (28./29. Dezember). Zwar kommt Schwarz auch in Speedrennen immer besser in Schuss, sein 26-jähriger Kontrahent verpasste aber als zweimal Drittplatzierter die Siege in der ersten Abfahrt und im Super-G von Gröden um insgesamt nur acht Hundertstel einer Sekunde.

So oder so sagt der Zwischenstand in der Jagd nach der großen Kristallkugel noch wenig aus. Geht alles gut, sind dann nämlich erst zehn Rennen absolviert. Deutlich schwerer wiegt, wie Aleksander Aamodt Kilde das Duell beurteilt. Der norwegische Gesamtweltcupsieger 2019/20 rechnet vor, dass Schwarz elf oder zwölf Rennen mehr als Odermatt bestreiten dürfte. "Das macht ihn zum Favoriten."

Vorsichtig optimistisch

Schwarz lässt sich dadurch nicht unter Druck setzen, spielt den Ball an den Norweger zurück: "Wenn Kilde in einen Lauf kommt, wird auch er heiß." Zudem könne er noch nicht abschätzen, wie viele Slaloms er letztlich bestreiten wird. Entgegenkommen dürfte ihm, dass er es aufgrund seiner ökonomischen Fahrweise, die ihn zu einem ausgezeichneten Finisher avancieren ließ, bestens versteht, mit den Kräften hauszuhalten. Beleg dafür ist, dass er zuletzt die fünf Rennen der Südtiroltour innert fünf Tagen ziemlich souverän meisterte und sich hernach nur einen Tag Pause gönnte. "Mir geht es körperlich nach wie vor gut, was mich sehr positiv stimmt." Als Vorteil könnte sich zudem erweisen, dass Schwarz rackert wie kaum ein anderer. "Mir hat es schon immer getaugt, viel zu trainieren und viel Ski zu fahren. Das kommt mir jetzt zugute."

Marco Odermatt hat vergangene Saison mit 2042 Zählern einen Punkterekord aufgestellt und sich zum zweiten Mal en suite großes Kristall geholt.
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Schwarz hat zwar noch keinen Saisonsieg verbucht, während Odermatt bereits dreimal triumphiert hat, doch auf der Gran Risa zu Alta Badia hatte er am Montag den dritten Podestplatz und seine sechste Top-Ten-Platzierung im erst siebenten Rennen in diesem Winter geholt. Und er ist der einzige Läufer im Feld, der bisher in jeder Disziplin in die Top Ten gefahren ist.

Das stärkt freilich sein Selbstvertrauen. "So wie es bis jetzt einmal läuft, bin ich sehr positiv gestimmt." Und Hirscher lässt dem Kristallgewinner im Slalomweltcup 2021 ausrichten: "Wer eine kleine Kugel gewonnen hat, kann auch eine große gewinnen." (Thomas Hirner, Sigi Lützow, 20.12.2023)