Coronatest
"Wenn Menschen da sind, die offensichtlich eine Erkältungskrankheit haben, ist es vielleicht doch gescheiter, einen Test zu machen", so Rauch.
IMAGO/Michael Bihlmayer/Bihlmayerfotografie

Wien – Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) appelliert kurz vor Weihnachten wegen der nach wie vor sehr hohen Corona-Welle an die Bevölkerung, Vorsicht walten zu lassen. Gerade vor Treffen mit vulnerablen und älteren Personen an den Feiertagen sollte man die Hygienemaßnahmen einhalten, sagte er gegenüber der APA. Die Ärztekammer forderte Gratis-FFP2-Masken und Gratis-Antigentests. Die Virologin Dorothee von Laer riet zu Maskenpflicht in Spitälern, ebenso die WHO.

"Wenn ich meine kranke Mutter besuche, dann ziehe ich eine Maske an", nannte er etwa ein Beispiel. Es sei "eine Frage des Hausverstands", so der Minister. "Wenn ältere Menschen sich in Situationen hineinbegeben, wo offensichtlich Menschen erkältet sind oder nicht genau wissen, was sie haben, wird es (das Maskentragen, Anm.) auch angezeigt sein", sagte Rauch. Und: "Natürlich macht es Sinn in Situationen, wenn etwa die U-Bahn gesteckt voll ist oder es eine Menschenansammlung gibt an einem Ort, eine Maske zu tragen."

Auch das Testen sei – bei Symptomen – eine Option, wie er sagte: "Wenn Menschen da sind, die offensichtlich eine Erkältungskrankheit haben, ist es vielleicht doch gescheiter, einen Test zu machen", sagte er. "Mein Rat und meine Empfehlung ist schlicht: Wo Menschen schon krank sind oder angeschlagen oder besonders vulnerabel, dort natürlich Rücksicht zu nehmen."

Corona-Welle-Peak wohl erreicht

Gleichzeitig verwies er darauf, dass zwar die aktuelle hohe Corona-Welle den Peak erreicht haben dürfte, aber auch andere Krankheitserreger im Umlauf bzw. gerade am Aufkeimen sind. "Wir haben einfach den ganzen Winter hindurch mit diesen viralen Erkrankungen zu rechnen", verwies er neben Corona auch auf die Grippe und RSV.

Bereits tags zuvor hatte etwa der Molekularbiologe Ulrich Elling erklärt, dass zwar der Peak der Corona-Welle wohl erreicht sein dürfte, die Ansteckungsgefahr jedoch weiter sehr hoch bleibt: "Noch zirkuliert extrem viel Virus und noch kann man sich sehr leicht anstecken." Auch verwies er darauf, dass sich in der sich abflachenden Welle ähnlich viele Menschen anstecken wie in der sich aufbauenden Welle. Der Experte riet, gerade vor den Weihnachtsfeierlichkeiten die Kontakte im Vorfeld zu reduzieren und vor den Treffen einen Antigentest durchzuführen.

Ärztekammer Wien fordert "Schutzpaket"

Die Ärztekammer Wien forderte am Donnerstag ein "breites Schutzpaket für Bevölkerung und Ordinationen" in der aktuellen Erkrankungswelle, den Aufruf Rauchs unterstütze man, hält aber weitere Schritte für nötig: "Für die Bevölkerung braucht es rasch kostenlose FFP2-Masken und die Wiedereinführung einer limitierten Anzahl von kostenlosen Antigentests für zu Hause, um verantwortungsvoll durch die Feiertage zu kommen", sagte Ärztekammer-Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied.

"Für die Ordinationen fordern wir eine Sicherstellung der Testungen auf Covid, RSV und Influenza von symptomatischen Patientinnen und Patienten in den Praxen als Kassenleistung." Das Gesundheitsministerium müsse außerdem ausreichend Influenza-Impfstoff zu Verfügungen stellen und die Verfügbarkeit von wichtigen Medikamenten garantieren. "Ich hoffe, dass nun zumindest die Paxlovid-Versorgung sichergestellt ist." Am Vortag hieß es dazu auf APA-Anfrage aus der Apothekerkammer, die Versorgung sei nun sichergestellt.

Auch werde der Ärztefunkdienst seine Tätigkeiten stark intensivieren, "um die Wiener Bevölkerung auch zu Weihnachten und Silvester medizinisch bestmöglich zu betreuen", so die Vizepräsidentin. "Ich appelliere an den Gesundheitsminister, die Ärztinnen und Ärzte bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen und rasch Maßnahmen zu setzen."

Virologin rät zu Maskenpflicht in Spitälern

Die Virologin von Laer sagte unterdessen gegenüber "oe24.TV" auf die Frage, ob sie eine Rückkehr der Masken in Spitälern für nötig halte: "Ja, als Mindestmaßnahme sollte es das geben." Masken seien "das gelindeste Mittel mit großer Schutzwirkung". Im "Gesundheitsbereich, also Spitälern, Altenbetreuung und Pflegeheimen, sollte es wieder eine Maskenpflicht geben".

Von Laer rät auch in dicht besetzten Räumen zur Maske: "In der U-Bahn etwa, wenn da einer infiziert ist, verbreitet sich das sehr rasch." Die extrem hohe Welle "überrascht mich nicht. Es wurden ja alle Schutzmaßnahmen aufgegeben", sagte sie. Gleichzeitig riet die Virologin zur Impfung – zumindest Risikogruppen und über 60-Jährigen sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Wie Elling rät auch sie zur Testung vor Weihnachtsfeiern.

Die WHO hatte am Dienstag dazu geraten, in Gesundheitseinrichtungen eine "generelle" Maskenpflicht einzuführen – auch mit Blick auf weitere ansteigende Infektionskrankheiten wie etwa die Grippe und RSV. Die Empfehlung wurde im Zuge der Hochstufung der Corona-Subvariante JN.1 auf eine "Variant of interest" herausgegeben, die derzeit in Österreich dominant geworden sein dürfte, wie Elling bereits am Mittwoch mit Blick auf die Abwasserwerte sagte.

Lehrergewerkschaft: "Müssen Schule krisensicherer machen"

Die aktuelle Corona-Welle sorgt unterdessen auch für Personalengpässe an den Schulen. Die Situation sei zwar regional unterschiedlich, berichtete der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) im Gespräch mit der APA. "Aber der Betrieb ist da oder dort nur noch mit großen Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten." Dabei beginne die Influenza gerade erst an Fahrt aufzunehmen. Er sieht Handlungsbedarf der Politik. "Man muss die Schulen viel krisensicherer machen durch ein Bündel von Maßnahmen."

Zwar sei die Spitze laut Abwasseranalysen mittlerweile erreicht, aus den Schulen höre er allerdings anderes. Kimberger berichtete etwa von einer Mittelschule in seinem Heimatbundesland Oberösterreich, wo von den 30 Lehrerinnen und Lehren die Hälfte krankheitsbedingt ausgefallen sei.

Er ist nicht dafür, einfach hinzunehmen, dass neben der Influenza nun auch Corona regelmäßig durch die Schulen rauscht. Er plädiert stattdessen dafür, sich Gedanken zu machen über "bauliche, räumliche Maßnahmen".

Lüftungsanlagen

Eine theoretische Möglichkeit wären etwa mehr Lüftungsanlagen, wie sie zuletzt SPÖ-Chef Andreas Babler gefordert hat. Allerdings räumte Kimberger ein, dass die Experten offenbar nicht einig seien über die Wirksamkeit dieser Maßnahme. Er sei jedenfalls gespannt, was eine von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) beauftragte Studie der Technischen Uni Graz dazu ergebe. Der Arbeitskreis Innenraumluft im Klimaschutzministerium hat jüngst "Hybridlüftung" empfohlen, also eine Kombination aus der Installation mechanischer Anlagen und der klassischen Fensterlüftung.

Maßnahmen wie Maskenpflicht oder digitaler Unterricht, wie es sie phasenweise in den ersten Jahren der Corona-Pandemie gab, sind für Kimberger unterdessen kein Mittel, um die Krankheitswelle in den Schulen auszubremsen. Man wisse mittlerweile nur zu gut um die negativen Folgen des Homeschoolings. "Wir sind sehr froh, dass wir im Normalbetrieb sein können – wenn auch mit vielen Einschränkungen durch diese hohe Zahl an Infektionen." (APA, 21.12.2023)