Das Wirtschaftsjahr 2023 lief für Österreich nicht gut. Die Wirtschaft schrumpft, die Inflation ist hoch geblieben, der Arbeitsmarkt läuft noch einigermaßen rund, auch wenn viele Unternehmen darüber klagen, offene Stellen nicht besetzen zu können. Eine Entwicklung, die jeder mit freiem Auge sieht, hat der "Economist" erst diese Woche in einem Ranking festgehalten. Das britische Magazin hat anhand von fünf Indikatoren bewertet, wie sich 35 reiche Volkswirtschaften geschlagen haben. Analysiert wurde, wie stark Preise steigen, wie sich Wertschöpfung und Aktienpreise entwickelt haben. Ergebnis: Von den 35 Ländern landet Österreich auf dem abgeschlagenen Platz 33. Griechenland, Südkorea und die USA belegen Plätze eins bis drei.

Die gute Nachricht lautet, dass es 2024 besser werden dürfte, das Wachstum kehrt zurück. Die schlechte kam von den Forschungsinstituten Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut) und IHS (Institut für Höhere Studien) am Donnerstag: In der neuen Prognose für das kommende Jahr haben beide Institute ihre Erwartungen nochmals nach unten reviert. Das Wifo ging noch im Oktober davon aus, dass Österreichs Wirtschaftsleistung (BIP) im kommenden Jahr um 1,2 Prozent zulegen wird. Nun erwartet man ein Viertel weniger Wachstum, lediglich magere 0,9 Prozent. Das IHS hat ebenfalls leicht nach unten korrigiert, erwartet 0,8 statt bisher 0,9 Prozent plus. Im heurigen Jahr schrumpfte die Wirtschaftsleistung um ein Dreiviertelprozent.

Video: Wifo/IHS erwarten langsame Konjunkturerholung - Industrie schwächelt.
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Warum diese Eintrübung? Verantwortlich dafür ist einerseits die Industrie: In der Warenproduktion dürfte der Aufschwung nicht wie noch im Oktober erwartet bereits jetzt einsetzten, sondern erst in der zweiten Jahreshälfte 2024. Die Industrieproduktion schwächelt ja global. Verantwortlich ist ein Mix an Ursachen: Die gestiegenen Zinsen führen zu weniger Investitionen, viele Betriebe bauten eher Lager ab. Nach der Pandemie gab es einen Konsumrausch, der aber inzwischen auch zu Ende ist. All das trifft die Warenproduktion. Die Befragungen österreichischen Betriebe deuten an, dass es besser wird – aber nicht so schnell wie gedacht.

Zur Problemlage trägt bei, dass der Hoch- und Wohnbau sich wegen der hohen Zinsen und der gestiegenen Preise schlecht entwickelt. Der Bausektor dürfte 2024 wie schon 2023 schrumpfen, hier ist also von Erholung gar keine Spur. Schwacher Bau und schwache Industrie sorgen auch dafür, dass Investitionen mau bleiben. Lichtpunkt bleibt der Konsum. Gestützt auf die Lohnabschlüsse heuer, die nicht die ganze, aber den größten Teil der Inflation abfedern dürften, steigen die Konsumausgaben im kommenden Jahr wieder an (plus 1,6 Prozent) nach einer Stagnation heuer.

Der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) Gabriel Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin präsentieren neue Zahlen.
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Das führt zu einer weiteren spannenden Frage: Wie steht es um Österreichs Wettbewerbsfähigkeit, angesichts der Lohnabschlüsse, die zuletzt über den Werten in der Eurozone lagen? Die Inflation in Österreich war ja heuer um zwei Prozentpunkte höher als im Euroraum, in den kommenden zwei Jahren dürfte die Differenz zurückgehen, aber mit einem Prozentpunkt bestehen bleiben.

Laut Wirtschaftsforschern sollte die Industrie in der Lage sein, das wegzustecken. Die Warenherstellung entwickelt sich im kommenden Jahr als Folge der schwachen internationalen Nachfrage noch negativ, wird dann aber 2025 kräftig ansteigen (plus 3,5 Prozent laut Wifo-Prognose). "Die Unterschiede in der Teuerung dürften nur wenig Auswirkung auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen haben, sondern vielmehr die Gewinne schmälern, da Exporteure sich an den Preisen auf den Absatzmärkten orientieren", schreiben die Ökonomen. Die Lohnsteigerungen, die zuletzt etwa die Inflationsrate des vergangenen Jahres betragen haben, dürften die Inflation nicht weiter anheizen. Denn: Die aktuell schwache Konjunkturlage erlaubt weniger Spielraum für Preiserhöhungen.

Wifo-Chef Felbermayr wies aber darauf hin, dass die Lohnsteigerungen die Wettbewerbssituation der exportierenden Unternehmen in Österreich sehr wohl unter Druck setzen. Woran man das merkt – insbesondere, weil der Arbeitsmarkt weiter robust sein soll –, führte er aber nicht aus. Der IHS-Chef Holgar Bonin warnte ebenfalls vor einem Standortnachteil durch höheren Lohnsteigerungen.

Leicht nach unten revidiert wurden auch die Zahlen zur Teuerung. Die Verbraucherpreise sind heuer um 7,9 Prozent angestiegen (nach 8,6 Prozent im vergangenen Jahr). Im kommenden Jahr soll die Inflation dann bei vier Prozent liegen. (András Szigetvari, 21.12.2023)