Luke Littler jubelt über seinen Sieg beim WM-Debüt.
Luke Littler beeindruckt die Dartsszene. Bei seinem WM-Debüt setzte er ein erstes Ausrufezeichen.
IMAGO/Ian Stephen

Mit einem Knall hat der erst 16 Jahre alte Junioren-Weltmeister Luke Littler die Bühne der Darts-WM im Alexandra Palace in London betreten. Der Engländer spielte am Mittwoch mit 106,12 den bisher besten Average bei einem WM-Debüt überhaupt und besiegte den Niederländer Christian Kist glatt 3:0. Sein Average ist auch generell ein Bestwert für eine erste Runde bei der WM. Und der Erfolg hält an: Am Donnerstagabend bezwang Littler die Nummer 20 der Weltrangliste, Andrew "Goldfinger" Gilding.

"Es war eine unglaubliche Erfahrung", sagte Littler nach dem Erstrundenmatch, in dem er sieben 180er und neun seiner 18 Versuche auf ein Doppelfeld traf. "Ich wusste, dass mein Training gut lief, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich das auf die Bühne bringen würde", sagte Littler. Seinen hohen Average bezeichnete er als einen seiner größten Erfolge: "Es ist unglaublich."

Auf den ersten Blick ist es kaum zu glauben, dass Littler tatsächlich erst 16 Jahre alt ist. Mit hoher Stirn und Stoppelbart ließ er Kist, immerhin BDO-Weltmeister von 2012, nie eine Chance, gab gerade einmal zwei Legs ab. Im vergangenen Monat holte sich Littler den WM-Titel bei den Junioren, was ihn überhaupt erst zum Antreten bei der WM der Erwachsenen im Ally Pally berechtigte. Littler feierte seine Leggewinne mit energischer Körpersprache und feuerte auch das Publikum mehrmals an. "Nach dem ersten Satz wollte ich mit den Fans interagieren, sie haben mich richtig angestachelt", sagte Littler.

Die Highlights von Tag 6 bei der Darts-WM.
Professional Darts Corporation

"The Power" nennt "The Nuke" den besten Teenager

Bereits vor dem Start der WM lobte Rekordweltemeister Phil "The Power" Taylor den jungen Littler in höchsten Tönen."Ich gehe davon aus, dass er einer der besten Spieler aller Zeiten wird", sagte Taylor. "Er ist der beste Teenager, den ich je in meinem Leben gesehen habe."

Kult-Analytiker Wayne Mardle tweetete nach Littlers WM-Debüt: "Sie sind gerade Zeuge von etwas Außergewöhnlichem geworden. Luke Littler ist vielleicht der talentierteste Spieler, den ich je gesehen habe."

Der junge Mann aus der Industriestadt Runcorn nahe Liverpool trägt den Spitznamen "The Nuke", die Atombombe. Schon längst hat ihn der Ausrüster Target in seinen Kader aufgenommen, zu dem auch Größen wie Raymond van Barneveld und vor seinem Rücktritt auch Legende Taylor zählen. Seinen Auftaktsieg feierte er mit einem Kebap und einer Dose Fanta.

Am Donnerstag folgte das nächste Ausrufezeichen. Gegen Gilding setzte sich Littler mit 3:1 durch. Die gut 3.000 Fans im Alexandra Palace feierten Littler mit Wonderland-Gesängen, die sie früher dem 16-maligen Weltmeister Phil Taylor widmeten. Nach den Weihnachtsfeiertagen trifft er mit dem Kanadier Matt Campbell auf ein machbares Los. Der Außenseiter hatte überraschend Ex-Europameister James Wade aus dem Turnier geworfen und trat vor den Feiertagen erst einmal die Heimreise nach Nordamerika an. Pünktlich zu seinem nächsten Match will Campbell im Norden Londons zurück sein.

Peter Wrights Outfit war wie immer Weltklasse, seine Leistung am Dartboard reichte nicht für den Einzug in die dritte Runde.
IMAGO/Godfrey Pitt

Snakebite beißt sich die Zähne aus

Mitfavorit "Snakebite" Peter Wright ist am Mittwoch hingegen sensationell bereits an seiner Auftakthürde gescheitert. Der zweimalige Weltmeister aus Schottland zeigte im Zweitrundenmatch gegen den Weltranglisten-47. Jim Williams (Wales) einen schwachen Auftritt und verlor klar mit 0:3. Immer wieder nahm die Nummer vier der Setzliste Änderungen an seinen Darts vor, tauschte auch sein gesamtes Set aus, doch nichts half.

Im traditionell zum WM-Auftakt von ihm getragenen Grinch-Look fand Wright von Beginn an nicht in die Partie. Über das Bullseye entschied der stark aufspielende Williams den ersten Satz für sich. Im zweiten Satz schienen sich die Kräfteverhältnisse langsam zu drehen, doch "Snakebite" verpasste es trotz einiger Chancen, sich den Durchgang zu sichern. Sein Gegner machte es besser und holte sich danach Satz drei im Schnelldurchlauf.

"Ich weiß nicht, was da passiert ist", sagte Wright laut PDC. "Ich habe keine Ahnung, das Training lief gut. Ich habe einfach schrecklich gespielt, und das war's."

Durch das überraschend frühe Aus droht der als Weltranglisten-Vierte ins Turnier gestartete Wright nun in der Order of Merit weit zurückzufallen, da sein WM-Titel von 2022 nach dem Finale am 3. Jänner aus der Wertung fällt. Für Williams geht es in der dritten Runde nach der Weihnachtspause gegen den Sieger der Partie zwischen Raymond van Barneveld (Niederlande/Nr. 29) und Radek Szaganski (Polen) weiter. (Lukas Zahrer, sid, 21.12.2023)