Die weltweite Jahresbilanz in Sachen Klima sieht alles andere als erfreulich aus. Insgesamt sind die Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen 2023 weiter gestiegen, um 1,1 Prozent im Vergleich zu 2022. Schätzungen zufolge könnte der Ausstoß von Kohlendioxid im zu Ende gehenden Jahr die 40-Milliarden-Tonnen-Schwelle überschritten haben, rund 37 Milliarden Tonnen stammen aus fossilen Quellen. Auch die Emissionen des starken Treibhausgases Methan sind im Vorjahresvergleich weiter gestiegen. Zudem steht bereits fest, dass 2023 global das heißeste Jahr seit Messbeginn ist.

Rauchende Schlote
In Österreich sind die Treibhausgasemissionen 2023 weiter zurückgegangen. Das liegt vor allem an wirtschaftlichen Faktoren.
IMAGO/Heinz Gebhardt

Forschende der Universität Graz haben nun eine erste Bilanz der österreichischen Treibhausgasemissionen 2023 vorgelegt, immerhin fällt diese positiv aus: Demnach konnte Österreich seine Emissionen im letzten Jahr um rund sieben Prozent senken. "Basierend auf den bis Oktober verfügbaren Verbrauchsdaten für Erdgas, Erdölprodukte und Elektrizität haben wir eine Prognose für die österreichischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2023 erstellt. Demnach werden diese heuer gegenüber 2022 um etwa sieben Prozent sinken – das entspricht rund fünf Millionen Tonnen", sagte der Klimatologe Gottfried Kirchengast vom Wegener Center der Universität Graz. Die geschätzte Genauigkeit der Vorhersage liege bei zwei Prozent.

Nahende 1,5-Grad-Schwelle

Damit liegt Österreich im EU-Schnitt, in der Europäischen Union wurden die Emissionen voraussichtlich um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt, in den USA liegt der Rückgang bei drei Prozent. In Indien und China nahmen die Emissionen allerdings zu. Weltweit geht die Reduktion viel zu langsam vor sich, um die Klimaziele der Weltgemeinschaft erreichen zu können. Aus heutiger Sicht liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die globale Durchschnittstemperatur schon in ungefähr sieben Jahren dauerhaft die 1,5-Grad-Schwelle überschreitet, bei 50 Prozent.

In Österreich war schon 2022 ein deutlicher Emissionsrückgang zu verzeichnen. Laut Kirchengast zeichnet sich inzwischen ein positiver Trend ab: Seit 2021 befinde sich Österreich bei den Emissionseinsparungen auf einem Pfad, "der die für 2030 vorgesehenen Reduktionen gemäß den EU-Klimazielen erreichbar erscheinen lässt, wenn diese Abbaurate fortlaufend anhält".

Heißestes Jahr seit Messbeginn

Als Ursachen für diesen Teilerfolg beim Klimaschutz sehen die Forschenden vor allem "Sondereinflüsse": Der Preisdruck bei Energie und die, am BIP gemessen, weitgehend stagnierende wirtschaftliche Aktivität spielten gewichtige Rollen, sagte Kirchengast. "Auch mehr erneuerbare Energie und Effizienz beim Verbrauch wirken schon mit." Die große Herausforderung sei es nun, durch langfristig wirksame Neustrukturierungen die Klimaziele tatsächlich zu erreichen.

Wie dringend ein schneller und konsequenter Emissionsrückgang weltweit ist, wurde in diesem Jahr mehr als deutlich. Wetterextreme und Hitzerekorde prägten das Jahr in vielen Regionen der Welt. "2023 wird global gesehen eindeutig das heißeste Jahr seit Beginn der Datenreihe im 19. Jahrhundert, also relativ zum vorindustriellen Niveau", sagte Kirchengast.

"2023 wird die globale mittlere Oberflächentemperatur nach Definition des Weltklimarats IPCC voraussichtlich erstmals um mehr als 1,4 Grad Celsius über vorindustriell ansteigen, die oberflächennahe Lufttemperatur sogar um 1,5 Grad. Das ist eine starke Zunahme selbst unter Berücksichtigung des Phänomens El Niño, das derzeit den tropischen Pazifikraum stark erwärmt und zusätzlich eine Erhöhung um etwa 0,15 Grad bewirkt", erklärte der Wissenschafter. Im letzten stark ausgeprägten El-Niño-Jahr 2016 sei die Erwärmung noch deutlich unter 1,4 Grad gelegen. Die Nähe zum symbolträchtigen 1,5-Grad-Wert sei ein extrem ernstes Warnsignal, sagte Kirchengast. (dare, 21.12.2023)