Schäden nach Sturm Zoltan in Waidhofen an der Ybbs
Aufgrund des Sturmtiefs rechnet der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos in Niederösterreich bis zum Wochenende mit massivenEinsätzen.
APA/BFKDO AMSTETTEN

St. Pölten – In der Nacht auf Freitag hat das Sturmtief Zoltan für schwere Schäden in Teilen Österreichs gesorgt. In Niederösterreich forderte der Sturm ein Todesopfer. Ein Baum sei in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) umgefallen und habe einen Hochstand mitgerissen, auf dem sich ein Jäger befunden habe, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger zur APA. Zu dem tödlichen Vorfall kam es demnach im Zuge einer Wildschweinjagd im Augebiet von Klosterneuburg. Die Einsatzkräfte wurden gegen 1 Uhr Früh alarmiert und befreiten den eingeklemmten 81-jährigen Mann. Die Notärztin konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.

Insgesamt hat starker Wind seit Donnerstagabend für rund 230 Feuerwehreinsätze quer durch das Bundesland gesorgt, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger zur APA. Auf den Bergen herrschte teils erhebliche Lawinengefahr. Weiters kam es laut Resperger zu kleinflächigen Stromausfällen, außerdem seien Bäume auf Autos gefallen. Größere Feuerwehren seien aufgrund der Wetterprognose durchgehend besetzt, erklärte der Sprecher. "Wir sind und bleiben in Alarmbereitschaft", betonte er. Gerechnet werde mit "massiven" Einsätzen bis zum Wochenende.

Video: Sturmtief sorgte für zahlreiche Feuerwehreinsätze in Österreich.
APA

In den Türnitzer und Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göller-Gebiet sowie im Rax-Schneeberg-Gebiet wurde die Lawinengefahr am Freitag als erheblich beurteilt (Stufe drei von fünf). Es reiche bereits eine geringe Zusatzbelastung, "mit der Zunahme der Triebschneeansammlungen sind auch Auslösungen von großen Lawinen möglich", teilte der Warndienst mit.

Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen

Besonders betroffen war auch Oberösterreich. In Summe wurden bis 2 Uhr rund 3400 Einsatzkräfte von 230 Feuerwehren zu 400 Einsätzen gerufen. Aufgrund der rund 300 Notrufe allein vor Mitternacht wurde das Personal in der Landeswarnzentrale vervierfacht.

Hart getroffen wurden das Inn-, das Hausruck- und das Traunviertel. Sturmböen von bis zu 116 km/h wurden gemessen. Berichte über Verletzte liegen aus Oberösterreich derzeit nicht vor. Kurz vor Mitternacht waren laut dem ORF bis zu 35.000 Haushalte ohne Strom, in der Früh waren noch rund 3500 betroffen. Feuerwehren mussten laut "OÖN" vorwiegend Verkehrswege freimachen, die von umgestürzten oder entwurzelten Bäume blockiert waren. Zudem mussten sie abgedeckte Dächer sichern.

Sturmschaden
Zoltan sorgte zwischen Donnerstagabend und Freitagfrüh in Oberösterreich für zahlreiche Feuerwehreinsätze. Im Bild: Sturmschaden in St. Florian.
APA/TEAM FOTOKERSCHI.AT / FW ST. FLORIAN / REICHÖR

Im Bezirk Vöcklabruck wurde ein Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Alle Insassen konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. In der Gemeinde Hartkirchen (Bezirk Eferding) war vorerst eine Siedlung mit acht Häusern nicht erreichbar, da mehrere umgeknickte Bäume die einzige Zufahrtsstraße blockierten. Das stürmische Wetter soll noch bis Samstag anhalten.

Aufgrund der Wetterprognose findet in Steyr der Christkindlmarkt entlang der Promenade am 22. und 23. Dezember nicht statt. Auch die Krippenausstellung im Palmenhaus kann wegen der Sperre des Schlossparks nicht erreicht werden und bleibt vorerst geschlossen, teilte die Stadt mit. In Wels wurde der Tiergarten bis auf weiteres geschlossen, daher entfalle auch am 24. Dezember die traditionelle Tierweihnacht, informierte die Stadt.

Obus-Lenkerin in Salzburg verletzt

Auch in Salzburg und Tirol gab es schwere Sturm- beziehungsweise Orkanböen. In Salzburg sorgte Zoltan für rund 120 Feuerwehreinsätze. Betroffen waren vor allem der Flachgau und die Landeshauptstadt. Im Stadtteil Liefering stürzte ein Baum auf einen vorbeifahrenden Obus. Dabei wurde die 55-jährige Lenkerin verletzt. Die Berufsfeuerwehr befreite nach Stromausfällen Personen aus steckengebliebenen Liften, am Flughafen Salzburg wurden vereinzelt Maschinen umgeleitet und Flüge gestrichen.

Laut Landesfeuerwehrkommando hatten es die rund 620 Einsatzkräfte vor allem mit umgestürzten Bäumen, abgerissenen Ästen und abgestürzten Dach- und Fassadenteilen zu tun, die Straßen blockierten. In Bürmoos (Flachgau) wurde eine Garnitur der Salzburger Lokalbahn wegen umgestürzter Bäume und Leitungsschäden geräumt. Die Strecke war am Morgen noch gesperrt. Die Wetterwarnung des Katastrophenschutzes bleibt auch am Freitag und Samstag noch aufrecht. Es werden weiterhin Sturm, Schnee und Regen erwartet. Menschen sollten Wälder und Parkanlagen meiden, auf Ski- und Schneeschuhtouren abseits der gesicherten Pisten verzichten und im Straßenverkehr ihre Fahrweise den Verhältnissen anpassen.

Umgestürzte Bäume sorgten Freitagfrüh für erheblichen Stau auf der Tauernautobahn (A10), wie der ÖAMTC der APA mitteilte. In Fahrtrichtung Villach stürzten mehrere Fichten auf die rechte Fahrbahn bei Kilometer 4, die nun weggeräumt werden müssten, so eine Sprecherin. Es kam zu erheblichem Rückstau, der bis zur Westautobahn (A1) reichte.

Böen peitschten über Graz

Auch über die Steiermark ist das Sturmtief hereingebrochen. Im obersteirischen Bezirk Liezen standen rund 20 Wehren mit 280 Männer und Frauen im Unwettereinsatz, hieß es in einer Aussendung des Bereichsfeuerwehrkommandos Liezen. Dort waren zahlreiche Bäume auf Straßen und Bahngleise gestürzt. Durch den Schneefall in höheren Lagen kam es zu Verkehrsunfällen, und der Niederschlag in den Tälern sorgte für teils überschwemmte Keller. Davon betroffen ist etwa auch das Seniorenpflegeheim Gröbming. Die Ausläufer des Sturmtiefs zogen bis nach Graz, wo gegen 1 Uhr Böen über das Stadtgebiet peitschten.

In Tirol traf der Sturm besonders die Bezirke Schwaz und Kufstein. Laut der "Tiroler Tageszeitung" gingen um 5.30 Uhr am Freitag um den Achensee die Lichter aus. Die Störung sei wieder behoben worden. Betroffen sind demnach auch die Gemeinden Brixlegg, Erl und Kössen.

Auch in Wien gab es mehr Arbeit für die Feuerwehr. Von 210 Einsätzen waren 80 auf den Sturm zurückzuführen, hieß es auf APA-Anfrage. Grobe Schäden wurden aber keine verzeichnet.

Die Spitzenwerte des Sturms wurden mit 160,6 km/h auf der Kärntner Messstation Kölnbreinsperre von Geosphere Austria in 1916 Metern Seehöhe gemessen, gefolgt von 159,5 km/h in Galzig in Tirol (2079 Meter Seehöhe) und 148,3 km/h in der Station Semmering/Sonnwendstein in Niederösterreich (1500 Meter Seehöhe).

Zoltan fegte über Westeuropa hinweg

In Belgien und den Niederlanden wurden zwei Frauen von umstürzenden Bäumen erschlagen, in Dänemark starb ein Mann.

In Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. Vom Norden aus fuhren am Vormittag zunächst keine Schnellzüge nach Hannover, Kassel, Frankfurt, Stuttgart, Basel und München. Am frühen Nachmittag entspannte sich die Lage im Bahnverkehr leicht: Sperren seien inzwischen weitestgehend aufgehoben, es komme aber weiterhin zu vielen Verspätungen, sagte eine Sprecherin. Für das Wochenende rechnete die Bahn mit einer starken Auslastung der Züge – zu dem ohnehin starken Weihnachtsverkehr kämen nun Reisende hinzu, die ihre Anreise wegen des Sturms in das Wochenende verlegen mussten: "Es wird sicherlich voll."

Video: Sturmtief Zoltan hält Einsatzkräfte deutschlandweit in Atem
AFP

In Hamburg drückte die schwere Sturmflut in der Nacht das Wasser der Elbe an Land und überspülte dabei den Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand dabei teils hüfthoch. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen. Auch im Bundesland Nordrhein-Westfalen mussten Hilfs- und Rettungskräfte zu zahlreichen Einsätzen ausrücken.

Hochwasser in Hamburg nach Sturm Zoltan
Auch in Hamburg sorgte der Sturm für Hochwasser.
EPA/FABIAN BIMMER

Orkanböen sind in der Nacht auf Freitag auch über die Schweiz hinweggefegt. Die Windspitzen erreichten in den Bergen teilweise über 180 Kilometer pro Stunde, wie der Wetterdienst Meteonews am Freitag mitteilte. Auch im Flachland war es in der Nacht stürmisch. So wurden in Luzern Windgeschwindigkeiten von 95 km/h gemessen, am Flughafen Zürich wehte der Wind laut Meteonews mit bis zu 93 km/h. (APA, red, 22.12.2023)