Geschäfte im Goldenen Quartier, in Abendbeleuchtung
Das Goldene Quartier in der Wiener City ist eine Nobelmeile, für Shopping, aber auch gehobenes Wohnen.
Imago/Viennareport

Das Goldene Quartier ist so etwas wie das österreichische Prunkstück der Signa Prime, die wiederum das Prunkstück der Signa Holding darstellt. Diese Dachgesellschaft der von René Benko gegründeten Signa-Gruppe hat vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet und soll unter Eigenverwaltung saniert werden. Unter dem Dach der – nicht insolventen – Holdingtochter Signa Prime Selection AG sind neben dem Goldenen Quartier Immobilien zu finden wie Otto Wagners denkmalgeschützte Postsparkasse in Wien, das Wiener Hotel Park Hyatt, der Elbtower in Hamburg (da besteht aber ein Baustopp) oder das Berliner Kaufhaus KaDeWe.

Verkaufsgespräche für Quartier

Im rund 42.000 Quadratmeter umfassenden Goldenen Quartier im Herzen der Wiener Innenstadt wird verkauft und gewohnt, in Luxusgeschäften und in Luxuswohnungen. Dass auch das vielbeworbene Goldquartier versilbert werden soll, wird von der Signa-Gruppe zwar nicht bestätigt; Informationen von Signa-Managern an eine Gruppe internationaler Kaufinteressenten, von denen wie berichtet DER STANDARD weiß, legen einen Verkauf aber sehr nahe.

Die Wohnungen in dem Liegenschaftskomplex zwischen Hof und Tuchlauben, in dessen Renovierung Signa einst rund 500 Millionen Euro gesteckt hat, sind zum Teil verkauft worden – und Grundbuchunterlagen erlauben einen Blick darauf, wie man Eigentümerin der Luxusbleiben über den Dächern der Stadt werden kann beziehungsweise konnte.

Voriges Jahr etwa hat eine gebürtige Ukrainerin mit Wohnadresse in einem Schloss in Wien-Hernals ein Penthouse in der im Goldenen Quartier liegenden Seitzergasse gekauft: um knapp fünf Millionen Euro. Verkäufer: eine inzwischen gelöschte Gesellschaft. Damit die Transaktion rechtsgültig werden konnte, war die Zustimmung der Ausländergrundverkehrsbehörde notwendig.

Thema im ÖVP-U-Ausschuss

Ein Angehöriger der Frau war übrigens im ÖVP-Untersuchungsausschuss 2022 Thema gewesen. Dort hatte C-Quadrat-Gründer und Kurz-Unterstützer Alexander Schütz auf Fragen der Mandatare ausgesagt, dass der Mann ein Mieter von ihm sei. Auf Nachfrage Stephanie Krispers (Neos), ob dieser Mieter beruflich mit Dmytro Firtasch (in Wien lebender ukrainischer Oligarch, dessen Auslieferung die USA verlangen) eng verbunden sei, antwortete Schütz, er wisse das nicht. Zur Erklärung: Schütz hatte damals ein Haus in Wien-Hietzing an den Oligarchen vermietet.

Doch zurück ins Goldene Quartier. Eine andere Angehörige der Ukrainerin, eine dem Vernehmen nach aus Moldawien stammende österreichische Staatsbürgerin, hatte sich schon davor, 2019, im Goldenen Quartier eingekauft. Um 8,89 Millionen Euro erstand sie eine Dachwohnung, Verkäuferin war eine Gesellschaft mit Sitz in Gibraltar. Die hatte die Immobilie vier Jahre davor von einer Signa-Immobiliengesellschaft erworben, damals um etwas mehr als sieben Millionen Euro.

Kaufpreis abstottern in 14 Jahren

Die nunmehr neue Eigentümerin musste die fast neun Millionen Euro laut im Grundbuch einsehbarem Kaufvertrag aber nicht gleich auf den Tisch legen. Sie stottert den Kaufpreis über 14 Jahre hinweg ab, also bis Ende 2032. Zweimal jährlich, jeweils Ende Juni und Ende Dezember, sind Raten zwischen rund 460.000 und 374.000 Euro fällig, in den ersten beiden Jahre fielen nur die Zinsen in der Höhe von zwei Prozent an. Lang gustieren und nachdenken musste die Frau wahrscheinlich nicht, ob sie die Wohnung nehmen sollte. Sie war zuvor lang Mieterin der feinen Bleibe gewesen.

"Liftfahrt" bis in die Wohnung

Die spielt laut den Verkaufsunterlagen der Signa aus dem Jahr 2015, die ebenfalls im Grundbuch aufliegen, alle Stückeln: Sie liegt im obersten Geschoß und verfügt über "eine Liftfahrt", also einen Aufzug, von der Garage direkt in die Wohnung. Als der frühere Bawag-Chef Helmut Elsner in einem Penthouse in dieser Gegend lebte, nannte man die "Liftfahrt" noch "Bonzenheber".

Abseits edler Ausstattung samt Einbausafe, Alarm- und Kühlanlage verfügt die Wohnung (rund 360 Quadratmeter) über Terrassen (fast hundert Quadratmeter), eine davon mit "Outdoor-Sommerküche" aus Edelstahl. Alles natürlich mit Sichtschutz zu den Nachbarn. (Renate Graber, 23.12.2023)