Betonwannen Poller Wien Terror
In immer mehr öffentlichen Räumen gibt es sichtbare, tonnenschwere Schutzmaßnahmen. Neuestes Beispiel: drei Betonwannen in der Innenstadt.
© Christian Fischer

Da stehen sie nun, drei Stück zwischen Am Hof und Graben in der Wiener Innenstadt: drei massive, ellipsenförmige Wannen aus Beton. Vor einigen Tagen wurden sie aufgestellt. Sie sind mit Erde gefüllt, Pflanzen sollen folgen. Ihre grundsätzliche Funktion aber ist eine andere: Die Wannen sollen potenzielle Attentäter daran hindern, mit einem Pkw oder einem Lkw in eine Menschenmenge zu fahren. Der Rammschutz geht zurück auf eine Initiative des Betreibers des Lokals Zum Schwarzen Kameel, Peter Friese, wie der ORF berichtet.

Mitfinanziert hat sie demnach auch das benachbarte Hotel Park Hyatt. Angaben über die Kosten wollten beide Seiten nicht machen. Ursprünglich habe man versenkbare Poller gewollt, wie sie etwa vor dem Bundeskanzleramt stehen. Das sei aber nicht möglich gewesen, da es sich bei dem betroffenen Bereich um die Hauptroute der Feuerwehr Am Hof handle. So kam es zu den Wannen, die Gastronom Friese als "momentan sehr grauslig und nicht hübsch" bezeichnet, in die aber noch Bäume gepflanzt werden sollen.

Kein Durchfahren möglich

Sie sollen optisch in die Gegend in der Innenstadt passen. So ähneln sie in Design und Form beispielsweise den Begrünungselementen am Neuen Markt. Sie sollen den Nebeneffekt haben, dass es grüner und in warmen Zeiten ein wenig kühler wird. In erster Linie aber sollen sie Amokfahrten verhindern.

Die Bognergasse, in der sich das Schwarze Kameel befindet, sei schließlich eine Straße, "wo du von der Freyung Schwung holst, und dann kannst du da mit 100, 120 Stundenkilometern durchwetzen", zitiert der ORF Friese. "Da will keiner darüber nachdenken." Jetzt wäre ein Durchfahren nur mehr im Slalom möglich. Die Wannen sind Teil eines Sicherheitskonzepts für den ersten Bezirk, das in Zusammenarbeit von Stadt, Polizei sowie privaten Unternehmen und auf Empfehlung des Rechnungshofs erstellt wurde.

So bestätigt es auch die Magistratsabteilung 28 für Straßenverwaltung und Straßenbau. Bei den grauen Pflanzentrögen aus Sichtbeton handelt es sich um die neueste Anschaffung Wiens im Kampf gegen den Terror. Seit es in Europa vermehrt zu Anschlägen gekommen ist, stellen politisch Verantwortliche, Architekten und Stadtplanerinnen die Frage, welche Rolle Stadt- und Raumplanung in der Terrorbekämpfung spielen kann.

Vor allem seit den Anschlagsserien ab 2015 wurden vielerorts in Europa im städtischen Raum Maßnahmen gesetzt, um Attentaten vorzubeugen. Das galt insbesondere für die Zeit nach dem Terror im Juli 2016 im französischen Nizza, bei dem ein Mann mit einem Kühllaster in eine Menschenmenge raste und dabei 80 Personen tötete.

Beliebte Angriffsziele sind in der jüngeren Zeit vor allem "weiche Ziele gewesen", also belebte öffentliche Plätze und Orte. Durchgeführt wurden sie oftmals mithilfe von einfachen Mitteln wie einem Messer oder Auto. Und so wurde die Überwachung des öffentlichen Raumes forciert, Mauern und Poller wurden aufgestellt.

Fixe und versenkbare Poller

Auch in Österreich, vor allem aber in der Millionenstadt Wien, sind seither unterschiedliche Sperren errichtet worden. Im Oktober 2017 wurden etwa – statt einer ursprünglich geplanten Antiterrormauer – fixe Poller vor dem Kanzleramt und der Präsidentschaftskanzlei als Anprallschutz in den Boden eingelassen. Auch versenkbare Poller sind auf dem Ballhausplatz im Betrieb. Rathausplatz, Kärntner Straße und die innere Mariahilfer Straße werden ebenso durch Poller gesichert. (Anna Giulia Fink, 22.12.2023)