Martin Schirdewan, Chef der deutschen Linkspartei
Im Grunderbe sieht Linke-Chef Martin Schirdewan einen "kleinen Ausgleich für die Ungerechtigkeit der Verteilung".
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Berlin – Der Chef der deutschen Linken, Martin Schirdewan, fordert die Einführung einer staatlichen Zahlung von 50.000 Euro für alle zum 18. Geburtstag. "Es sind vor allem Erbschaften, die in Deutschland über Reichtum und Armut entscheiden", sagte Schirdewan am Freitag dem Magazin "Stern". Zur Finanzierung will der Oppositionspolitiker die Erbschaftssteuer ab einem Betrag von zwei Millionen Euro "drastisch anheben".

Jährlich würden deutlich über 100 Milliarden Euro vererbt, aber nicht gleichmäßig, argumentierte der Europaabgeordnete. "Die oberen zehn Prozent der Erbenden und Beschenkten bekommen zusammen etwa so viel wie die unteren 90 Prozent." Auch würden Menschen in Westdeutschland pro Kopf etwa doppelt so viel erben wie Menschen in Ostdeutschland.

Deutscher Pass oder Hauptwohnsitz als Voraussetzung

Schirdewan plädiert daher dafür, Menschen mit deutschem Pass oder Hauptwohnsitz in Deutschland zum 18. Geburtstag eine Art Grunderbe in Höhe eines durchschnittlichen Jahreseinkommens auszuzahlen. Das wären rund 50.000 Euro brutto. Dies wäre ein "kleiner Ausgleich für die Ungerechtigkeit der Verteilung", sagte der Co-Chef der Linksfraktion im Europaparlament.

Bei jungen Menschen, die bereits geerbt haben, soll die Zahlung verrechnet werden. "Wenn jemand, bevor er 18 wird, bereits 50.000 Euro nach Steuern erbt, bekommt er nur die Hälfte, also 25.000 Euro, Grunderbe", so Schirdewan. "Erbt jemand vorher mehr als 100.000 Euro, geht er beim Grunderbe leer aus." Auch wenn jemand nach dem Erhalt des Grunderbes erben würde, sollen den Vorstellungen des Linken-Chefs zufolge davon jeweils die Hälfte einbehalten werden, bis die 50.000 Euro erreicht wären. (APA, 22.12.2023)