Zumindest seit zehn Jahren bewegt sich das Land in die falsche Richtung: Die Weichen sind nicht auf Entwicklung, sondern auf Selbstzerstörung gestellt. Bürger können ihre Meinung nicht frei äußern, wenn sie nicht mit der Position der Behörden übereinstimmt." Jekaterina Dunzowa, die Frau, die das sagt, hat Mut. Sie will bei den Präsidentschaftswahlen im März gegen Wladimir Putin antreten.

Jekaterina Dunzowa will Wladimir Putin herausfordern. Ob sie auch darf, ist noch offen.
REUTERS/MAXIM SHEMETOV

Ihr Programm beschreibt sie auf ihrer Homepage so: "Das Land braucht dringend Veränderungen: eine Einstellung der Feindseligkeiten, demokratische Reformen und die Freilassung politischer Gefangener." Sie will Haushaltsprioritäten ändern: "Geld für die Verbesserung des Lebens der Bürger ausgeben und nicht für neue Panzer."

Kinder als Motivation

Jekaterina Dunzowa lebt und arbeitete als Journalistin in der Stadt Rschew in der Region Twer, nicht weit von Moskau. Geboren wurde sie 1983 in Krasnojarsk, sie studierte Jus und Fernsehjournalismus. Sie war dann auch Abgeordnete im Stadtparlament von Rschew, sie koordiniert in ihrer Freizeit ein lokales Such- und Rettungsteam, das nach vermissten Kindern und Erwachsenen sucht. Die engagierte Frau hat drei Kinder, für sie will sie antreten. "Sie fragen, was in zwei oder drei Jahren passieren wird, in welche Länder sie gehen können, was mit ihrer Ausbildung passieren wird, mit dem Internet in Russland, wann die ‚Spezialoperation‘ endet und was unsere Ziele dort sind."

Einen ersten Vorgeschmack auf die Zeit bis zur Wahl hat Jekaterina Dunzowa bereits bekommen. 300.000 Wählerunterschriften müsste sie sammeln, um als Kandidatin zugelassen zu werden.

"Formale Fehler"

Als sich mehr als 700 Unterstützer ihrer Initiativgruppe versammelten, wurde im Saal erst einmal der Strom abgestellt. Das Onlinemedium Sotavision berichtet, zwei Polizisten wären anwesend gewesen. Inzwischen wurde Dunzowa von der Staatsanwaltschaft zum Gespräch gebeten, ihre Bank blockierte Überweisungen ihrer Unterstützer. Gelder, die sie für den Druck von Flugblättern und Plakaten verwenden wollte.

Jekaterina Dunzowa hat inzwischen ihre Kandidatur bei der Zentralen Wahlkommission Russlands eingereicht. Postwendend wurde sie abgelehnt – wegen angeblicher formaler Fehler. Die Ablehnung will sie vor Gericht anfechten. Und weiterkämpfen, "damit jeder von uns, unsere Kinder und unser Land, eine Zukunft haben". (Jo Angerer aus Moskau, 26.12.2023)