Der Plan war schon wieder gestorben, bevor er überhaupt offiziell wurde: Nur kurz war unter der Schirmherrschaft Ägyptens zuletzt über einen Vorschlag für einen dauerhaften Waffenstillstand in Gaza gesprochen worden, da war schon klar, dass beide Seiten der Idee nur wenig würden abgewinnen können. Der Plan, über den Agenturen nur unter Berufung auf anonyme Quellen berichteten, hatte unter anderem vorgesehen, dass im Gazastreifen Wahlen stattfinden sollten, und auch, dass sich die Vertreter der islamistischen Hamas unter Straffreiheit aus dem Gebiet würden zurückziehen können.

In Teheran erinnert ein Großplakat an Revolutionsgarden-General Mousavi, der am Montag getötet wurde.
EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

Die Wahlen, so hieß es schon bald in Berichten, würden Vertreter der Hamas, aber auch die ebenfalls aus Gaza agierende Extremistenorganisation Islamischer Jihad ablehnen. Sie würden die Macht dort nicht so einfach abgeben wollen. Straffreiheit für Hamas-Terroristen wiederum lehnte Israel umgehend ab, und zwar nicht nur in anonymen Berichten, sondern ganz offiziell.

Demilitarisierung und Deradikalisierung

Gleich mehrfach nämlich äußerte sich Premier Benjamin Netanjahu über die Weihnachtstage zu dem Plan. Zuerst sagte er bei einem Besuch in Nordgaza zu dort stationierten Soldaten, man werde den Einsatz "jetzt nicht stoppen, so etwas wird es nicht geben". Gleich anschließend wandte er sich auch in einem Brief an Abgeordnete seiner Likud-Partei. Der Krieg, war dort zu lesen, werde "noch lange nicht vorbei" sein, man wolle die Angriffe im Gegenteil noch einmal vertiefen. Vor Angehörigen von Geiseln, die ihn bei einer Zusammenkunft in der Knesset teils ausgebuht hatten, sagte er, man könne die von der Hamas am 7. Oktober verschleppten Menschen nur unter dem Druck von Waffengewalt wieder zurückholen.

Und schließlich veröffentlichte der Premier noch einen Meinungsbeitrag im Wall Street Journal, in dem er seine "Vorbedingungen für einen Frieden" formulierte. Als solche nannte er eine "Demilitarisierung und Deradikalisierung Gazas" sowie die Vernichtung der Hamas.

Angriff auf General

Bei den Angriffen Israels waren in den 24 Stunden davor laut Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza 250 Menschen getötet worden – eine im Tagesvergleich recht hohe Zahl.

Insgesamt waren es Stand Montag 20.915 Tote. Für all diese Zahlen gilt, dass die Behörden, die sie veröffentlichen, von der Hamas kontrolliert werden und ihre Angaben nicht überprüfbar sind.

Zugleich starteten am Montag auch wieder Raketen vom Gazastreifen aus in Richtung der Stadt Aschkelon – und bestätigten so, dass die Bedrohung für Menschen in Israel durch die Hamas nicht gebrochen ist.

Intensiviert haben sich auch die Scharmützel zwischen israelischer Armee und der proiranischen libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah im Grenzgebiet der beiden Staaten. Eine befürchtete große Eskalation ist vorerst aber ausgeblieben.

Annäherung im Jemen

Sie schien am Montag allerdings näherzurücken, als Meldungen aus der syrischen Hauptstadt Damaskus eintrafen. Dort war ein hoher General der iranischen Revolutionsgarden, Sayyed Razi Mousavi, bei einem Luftschlag ums Leben gekommen. Offizielle iranische Stellen vermuteten Israel hinter der Tötung Mousavis, der für die Koordination von Waffenlieferungen an die Hisbollah verantwortlich gewesen sein soll. Sie drohten mit einem "hohen Preis" für das Land.

Angesichts dieser Spannungen kam über die Weihnachtstage eine andere Meldung umso überraschender: Die Konfliktparteien im Jemen – die proiranischen Huthis und die von den sunnitischen Golfstaaten unterstützte offizielle Regierung des Landes – haben sich auf Schritte zu einem Waffenstillstand geeinigt.

Die Huthis hatten zuletzt den Kampf gegen Israel ins Zentrum gestellt und sowohl das Land als auch Frachtschiffe im Roten Meer mit Drohnen und Raketen beschossen. (Manuel Escher, 26.12.2023)