Knapp drei Monate ist der Krieg in Gaza auch aus der Ferne zu sehen.
AFP/JACK GUEZ

Nun kommt also "Phase drei": Zwei Monate nach dem Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen, die als "Phase zwei" im Krieg gegen die Hamas bezeichnet wurde, bereitet sich Israels Armee auf eine neue Etappe im Krieg vor. Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe zerstreute Israels Generalstabschef Herzi Halevi am Dienstag: "Der Krieg wird noch viele Monate dauern."

Was "Phase drei" nun konkret bedeutet, sorgt in Israel für viel Verwirrung. Diese Verwirrung rührt nicht zuletzt daher, dass Armee und Regierung nicht immer mit einer Stimme sprechen. Während Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auch zuletzt immer wieder betonte, dass Israels Armee weiter auf Hochdruck kämpfen wird, erklären Armeekreise, dass man die Intensität zurückfahren werde.

Rückzug in Pufferzone

Laut israelischen Medienberichten in Berufung auf hohe Militärkreise plant die Armee, sich auf eine Pufferzone im Osten des Gazastreifens zurückzuziehen. Die Zone soll sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung des Streifens erstrecken und rund einen Kilometer breit sein.

So soll es möglich werden, dass die mehr als hunderttausend Bewohnerinnen und Bewohner der südlichen Gebiete Israels, die nach dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober evakuiert wurden und immer noch in Hotels und Notunterkünften ausharren, schrittweise wieder in ihre Heimatorte zurückkehren können – zumindest in jene Dörfer und Städte, die im Zuge der Massaker nicht verwüstet wurden. Wie viele Menschen diesen Rückkehraufrufen folgen werden, ist unklar.

In der neuen Kriegsphase soll die Armee – so jedenfalls die Medienberichte – punktuelle Einsätze ins Innere des Gazastreifens durchführen. Daran sollen sich auch weiterhin Bodentruppen, Luftwaffe und Marine beteiligen. Die US-Regierung hatte den Übergang zu einer solchen Phase gefordert – nicht zuletzt aus humanitären Gründen. Hilfsorganisationen beklagen seit langem, dass sie wegen der intensiven Kämpfe im Süden nur eingeschränkt tätig werden können.

Drohung aus Teheran

Indes verschärfen sich allerdings die Auseinandersetzungen auch im Norden Israels sowie im Osten, im von Israel besetzten Westjordanland. Im Norden halten die Angriffe auf israelische zivile Ziele an, am Dienstag wurden bei einem Raketeneinschlag auf dem Areal einer katholischen Kirche im Norden Israels ein Zivilist und neun Soldatinnen und Soldaten verwundet. Israels Armee antwortete mit Angriffen auf Stellungen der irantreuen Hisbollah-Milizen. Es reicht ein Funke, um die militärische Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah in einen offenen Krieg umschlagen zu lassen.

Eine Drohung aus Teheran befeuert nun diese Angst: Nach der Tötung eines hochrangigen Generals in Syrien kündigt der Iran Vergeltung an. Am Montag war Sayed Razi Moussavi, ein ranghohes Mitglied der Revolutionsgarden (IRGC), in einem Vorort von Damaskus durch einen mutmaßlichen Luftangriff Israels getötet worden.

Moussavi zog laut israelischen Informationen die Fäden beim Waffennachschub der Hisbollah, die ja vom Libanon aus in Richtung Israels schießt. Er soll dem vor drei Jahren im Irak getöteten IRGC-General Ghassem Soleimani nahegestanden haben. Ein Sprecher der IRGC behauptete am Mittwoch, die Massaker vom 7. Oktober seien eine Antwort auf die Tötung Soleimanis im Jahr 2020 gewesen – doch die Hamas bestreitet das. (Maria Sterkl aus Jerusalem, 27.12.2023)