"Titelverteidiger forever" nennt sich die Vienna, die mit einem finalen 8:1 im "Derby of Love" gegen den Sportklub das letzte Stadthallenturnier gewann.
APA /Herbert Pfarrhofer / picturedesk.com

Gleich zweimal hat vor bald fünfzehn Jahren der First Vienna FC 1894 das Wiener Stadthallenturnier gewonnen. Zum ersten und – erraten! – zum letzten Mal. Peter Stöger, damals Trainer der Döblinger, erinnert sich gemeinsam mit Roman Mählich und Thomas Flögel, zwei weiteren "Zauberern", an wunderbare Hallenzeiten.

Ein Sieger dreier Herrn

Peter Stöger, Herbert Prohaskas Erbe.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Die dicke Luft in der Halle, daran kann sich Peter Stöger noch gut erinnern. "Zu Beginn war ja sogar Rauchen erlaubt drinnen, oder zumindest hat es den Rauch hineingezogen in die Halle. Du hast schon relativ fit sein müssen, es war eine intensive Geschichte." Stöger war sehr fit. Und er war technisch beschlagen, ja begnadet, "aber noch wichtiger war es, Situationen schnell zu erkennen, weil es permanent hin und her gegangen ist". Stöger hat alle diese Stückeln gespielt, viermal wurde der Wiener zum besten Spieler des Turniers gewählt. Öfter wurde diese Ehre allein Herbert Prohaska zuteil, allerdings viel öfter, genauer gesagt zehn Mal. "Schön ist, dass ich einmal mit dem Herbert in der Halle zusammenspielen durfte und er dann auch mein Trainer war", sagt Stöger, der zudem stolz drauf ist, Stadthallentitel mit der Austria und mit Rapid gefeiert zu haben.

Dass er einer von den Letzten war, die das Stadthallenturnier gewonnen haben, als Trainer der Vienna, daran wird er auch in seinem gegenwärtigen Wirken als Sportdirektor der Admira oft erinnert. Gerhard Fellner, Coach der zweiten Mannschaft in der Südstadt, hat schließlich das allerletzte Tor eines Stadthallenturniers erzielt – 2009, beim 8:1 im Finale der Vienna über den Wiener Sportklub, das sich am 5. Jänner zum 15. Mal jährt. "Dass es das letzte Turnier sein würde, war nicht klar, aber das Ende war absehbar", sagt Stöger, der sich ans gewissermaßen letzte Hurra auch deshalb gerne erinnert, weil seine Frau Ulrike Kriegler damals dem Moderatorenteam in der Halle angehört hat.

In Sentimentalität versinken will Stöger dennoch nicht: "Jeder aus meiner Generation und auch vielleicht auch noch aus der Generation danach wird sagen, dass das eine außergewöhnliche Veranstaltung war, um die es ewig schade ist. Sie war ein Saisonhöhepunkt im Wiener Raum. Aber es hat sich viel verändert im Fußball." (Sigi Lützow)

Ein Zehnjähriger auf Autogrammjagd

Roman Mählich, Schützenkönig und Finalist.
privat

Roman Mählich hat in der Wiener Stadthalle nie gewonnen. Aber 1996, schon in Diensten von Sturm Graz, war er Schützenkönig (ex aequo mit Tomislav Kocijan von Austria Salzburg). Und 1994 war er mit dem Wiener Sportklub sogar im Finale gestanden. Doch Mählichs Stadthallen-Erinnerungen reichen viel weiter zurück. "Als Zehnjähriger bin ich schon aufgelaufen." Das begab sich im A-Knabenturnier, das vor den Spielen der "Großen" abgewickelt wurde. Die Halle war gut gefüllt, die Stimmung für die Buben der Hammer. Bei Citizen Kagran geigte der zehnjährige Roman, wobei sich der 52-jährige Roman weniger daran erinnert als an die Autogrammjagden danach. "Wir haben uns auf die Spielertribüne geschlichen und die Stars angeschnorrt. Das Büchlein mit den Autogrammen hab ich immer noch irgendwo daheim."

Auf dem Feld war Roman Mählich nie der große Goalgetter. Beim Sportklub kam er auf vier Tore in 135 Partien, bei Sturm auf 13 in 196 Spielen. So gesehen waren die neun Goals beim Stadthallenturnier 1995/96 und der Titel Schützenkönig bemerkenswert. "Ich hab immer gerne in der Halle gekickt", sagt er. "Auch der Herr Osim hat darauf viel Wert gelegt. Wir haben darauf hintrainiert, es gab fast eine interne Qualifikation um die elf Plätze im Hallenteam." Sturm, auch beim Hallenturnier in Graz im Einsatz, musste seinerzeit sogar pendeln. "Einmal sind wir nach einer Partie in Wien in den Bus gestiegen und nach Graz gefahren, wo wir dann auch noch ein Spiel hatten", sagt Mählich. "Die Stimmung war da wie dort super."

Doch mit den Jahren habe der Hallenkick an Athletik gewonnen und an Attraktivität eingebüßt. Da ging es zu "wie im Handball", alle nach vorne, alle wieder zurück. Nur dass, anders als im Handball, "fast keine Tore mehr fielen". Mählichs Conclusio, trotz aller Nostalgie: "Hallenfußball wie damals, das würde heute nicht mehr funktionieren." (Fritz Neumann)

Ein Skorpion für die Ewigkeit

Thomas Flögel, die Ferse und das Traumtor
jonathanjackson

Eigentlich gehört das Tor ins Kunsthistorische Museum. Da Pieter Bruegel, dort Thomas Flögel. Der eine steht für niederländische Renaissance, der andere für Altwiener Fußballschule. Am 4. Jänner 1992 führte der damals 20-jährige Austrianer in der Wiener Stadthalle das Beste aller Welten zusammen. "Ich habe mir als Jugendlicher VHS-Kassetten vom Training der holländischen Kids besorgt, die wollten die speziellen Tricks zeigen, das hat mich inspiriert", erzählt Flögel mehr als dreißig Jahre später. Und so trug es sich am Vogelweidplatz zu: Der Kern Manfred wirft ein, der Flögel Tommy hechtet nach vorne und versenkt den Ball kopfüber mit der Ferse im Kasten der Admira. Ein Schmankerl, ein Kunstwerk. Die Geschichte vom Skorpion-Treffer wurde bis heute von Generation zu Generation weitergetragen.

Flögel war mit der Austria viermal Meister, er war Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft und wurde nicht nur in Schottland mit Sprechchören bedacht. "One Tommy Flögel, there’s only one Tommy Flögel!" Das Parkett blieb dem Trainer des Kremser SC trotz all der Erfolge in besonderer Erinnerung: "In der Halle ist der Spaß im Vordergrund gestanden. Und für die Jungen war es eine Möglichkeit, sich für das Frühjahr zu empfehlen." Flögel war Teil der Next Generation in Favoriten. Nach Prohaska und Gasselich kamen Stöger und Flögel. "Die Halle ist uns Dürren entgegenkommen", sagt der Spieler des Turniers von 1996, der Torschützenkönig von 1994.

Irgendwann wurde es für die Papierenen in der Halle schwieriger. Der Bandenzauber schwand dahin, Kampf und Taktik setzten sich unter dem Dach durch. Der Anfang vom Ende einer Institution. "Schade, dass es so gekommen ist", sagt Flögel. Dem Hallenkick ist er treu geblieben. Am 6. Jänner steht das Charity-Legendenturnier in Perchtoldsdorf an. Gegen Rapid, den Sportklub, die Vienna. Flögel: "Natürlich wollen wir gewinnen. Das wird sich nie ändern." (Philip Bauer, 28.12.2023)