Pyrotechnik, Böller und Feuerwerkskörper werden auch jenseits der österreichischen Grenze gekauft. Im Bild ein Verkaufsraum in Vyssi Brod in der Tschechischen Republik.
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Diese Prognose ist wahrlich nicht schwer – und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreffen: Auch in der kommenden Silvesternacht wird in Österreich wieder zehntausendfach gegen geltende Pyrotechnikverbote in Ortsgebieten verstoßen werden. Geübt wurde von einigen auch schon in den vergangenen Tagen. Und das, obwohl es, auch aus Umweltschutzbedenken und da es eine mögliche Gefahrenquelle darstellt, immer mehr warnende und mahnende Worte zum alljährlichen Geböllere gibt.

Die Naturschutzorganisation WWF fordert nun eine Gesetzesverschärfung. Zwar sieht schon die aktuelle Rechtslage ein generelles Verbot von Raketen, Schweizer Krachern und anderen Böllern im Ortsgebiet sowie rund um Spitäler, Altersheime, Kirchen und Tierheime vor. Diese Regeln würden aber häufig ignoriert und seien schwer zu kontrollieren, heißt es.

Marie Pfeiffer vom WWF schlägt für Personen ohne eigenen Pyrotechnikausweis ein gänzliches Verkaufs- und Verwendungsverbot für alle Raketen und Böller ab der Klasse F2 vor: Darunter fallen bis auf kleine Scherzartikel wie Knallerbsen, die unter F1 firmieren, praktisch alle Raketen, Schweizer Kracher und sonstige Böller. Auch Babyraketen würden davon umfasst. Bisher ist ein Pyrotechnikausweis nur für die Klassen F3 und F4 notwendig: Darunter fallen wirkungsstärkere Knallkörper und Raketen sowie große Feuerwerke, Feuerwerksbomben und Feuertöpfe. Schweizer Kracher und Piraten werden der Kategorie F2 zugeordnet und sind regulär für Personen ab 16 Jahren erhältlich.

Bei den Feuerwerkklassen wird zwischen F1, F2, F3 und F4 unterschieden.

Aufrufe zu Silvester ohne Böller werden häufiger

Die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister der jeweiligen Ortschaft kann zu Silvester zwar explizit eine Ausnahme vom privaten Böllerverbot verordnen. In den größeren Städten machten in den vergangenen Jahren aber immer weniger Zuständige von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Zu einem Silvester ohne Böller rufen mittlerweile immer mehr NGOs auf. WWF Österreich startete "anlässlich der negativen Folgen von Feuerwerken für die Umwelt und das Tierwohl" eine neue Petition. Sie ist bei weitem nicht die einzige, die es derzeit in diese Richtung gibt: Die deutsche Umwelthilfe fordert etwa seit Jahren ein Verbot von privaten Silvesterfeuerwerken. Die katholische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt regt an, das durch den Böllerverzicht gesparte Geld karitativ zu spenden. Der Tierschutzverein Pfotenhilfe unterstützt "ein generelles Verbot von Knallkörpern samt rigorosen Kontrollen und empfindlichen Strafen".

Der Wiener Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) erinnerte am Donnerstag an das generelle Böllerverbot innerhalb der Stadtgrenzen und bat darum, auch zu Silvester "auf jede Art von Knallerei" zu verzichten. Verwiesen wurde in einer Aussendung der Stadt auf Luftschadstoffe, die teils in großer Menge freigesetzt würden, sowie auf den Müll, der nach kurzem Vergnügen zurückbleibe. Die pyrotechnischen Artikel würden zudem "meist unter ausbeuterischen und oft extrem gefährlichen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern hergestellt". Zudem würden laute Kracher Mensch und Tieren Stress bereiten. Der Wildtierservice Wien bat darum, auch keine Raketen und Knallkörper im Bereich von Waldgebieten, Parkanlagen und Rückzugsräumen von Wildtieren abzuschießen.

Am Mittwoch wurde in Wien erneut eine Aktion gegen den illegalen Verkauf von Pyrotechnik durchgeführt. In Hernals wurden etwa 150 Kilogramm Feuerwerkskörper "ohne die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen in einem Geschäftslokal eines Wohnhauses gelagert", wie es am Donnerstag vonseiten der Gruppe Sofortmaßnahmen der Magistratsdirektion hieß. Die genehmigte Menge betrug 30 Kilogramm. Die Übermenge wurde in einer gemeinsamen Aktion mit der Polizei und der Feuerwehr beschlagnahmt. Vor zwei Wochen wurden in einem Geschäftslokal im Bezirk Währing gleich 450 Kilogramm Feuerwerkskörper festgestellt und beschlagnahmt. (David Krutzler, 28.12.2023)